Ein sonniger Start ins Börsenjahr sieht anders aus. Neue Sorgen vor einem Absturz der chinesischen Wirtschaft, in den Keller rauschende Ölpreise und die ungelöste Flüchtlingskrise in Europa sind der Cocktail, der gerade für mächtig Katerstimmung unter den Anlegern sorgt. In dieses Szenario passt, dass Starinvestoren wie George Soros oder Felix Zulauf Analogien zur Entwicklung nach 2008 sehen und vor einem erneuten Börsencrash warnen.

Nach den kräftigen Kursverlusten im traditionell eher freundlichen Börsenmonat hat sich das weltweite Börsenklima deutlich eingetrübt. "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die Risikowahrnehmung der Investoren deutlich zugenommen hat und das Platzen von Blasen wie in China in ihre Strategien mit einbezieht", warnt Marc Siebel, Fondsmanager bei Peacock Capital.

Umfeld gut für weiteres Wachstum



Ebenso richtig ist aber auch: Gerade in Europa untermauern die jüngsten Konjunkturdaten und vorausschauenden Indikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes, dass die konjunkturelle Erholung im verarbeitenden Gewerbe wie auch im Dienstleistungssektor anhält. Eine gute Basis also für die Fortsetzung des moderaten Gewinnwachstums (siehe Infografik Seite 3). "Das Umfeld in Europa ist gut genug, um das Wachstum weiter anzuschieben. Vorteilhafte Energiepreise stützen weiter den Konsum, dazu bleiben die Investitionsanreize durch die Zinspolitik der EZB erhalten", erläutert Marco Herrmann, Geschäftsführer der Fiduka Vermögensverwaltung. Ausgeblendet wird auch ein positiver Effekt der niedrigen Rohstoffpreise: Durch die niedrigen Materialkosten steigen die Margen der Unternehmen und die Kaufkraft der Industrieländer.

Genau diese Fakten würden derzeit ausgeblendet, sagt Robert Halver, Kapitalmarktstratege der Baader Bank: "Die konjunkturelle Lage ist besser als die Stimmung. Wir müssen allerdings aufpassen, dass die negative Psychologie an den Märkten keinen Einfluss auf die Akteure in der Realwirtschaft nimmt. Ohne den Zusammenbruch am chinesischen Aktienmarkt zu Jahresbeginn wären die verhalteneren Aussichten von Chinas Wirtschaft - die im Übrigen seit fast zwei Jahren bekannt sind - kaum ins Gewicht gefallen und die Ölpreise nicht so stark gesunken."

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Europas Aktien günstiger als US-Titel



Die weiter ungelöste Finanzkrise in der Eurozone bestimmt nur noch unterschwellig die Kursentwicklung an den Finanzmärkten - der Europäischen Zentralbank (EZB) sei Dank. Die sorgt mit ihren Niedrigzinsen laut Halver weiter für einen psychologischen Valiumeffekt, ohne dass sich ein neuer Aufgalopp an den Börsen ableiten lasse: "Für einen nachhaltigen Börsenaufschwung müssen jetzt die Firmen auf der Umsatz- und Gewinnseite liefern."

Für europäische Aktien spricht deren im Vergleich zu ihren US-Pendants günstigere Bewertung (siehe Grafik Seite 3). Uneinig sind sich Börsianer noch darüber, ob die gerade anlaufende Berichtssaison den Aktienkursen neuen Schwung verleiht. Klar aber ist: Kommen in Europa die negativen Gewinnrevisionen zum Halten, wird das die Stimmung positiv beeinflussen - und die Aktienbewertungen nach dem jüngsten Kursrutsch weiterhin preiswert erscheinen lassen.

Defensive Branchen bevorzugen



Fürs Stock-Picking kommen sowohl Bluechips als auch Nebenwerte infrage. Tendenziell sind dabei defensive Branchen mit langfristig stabiler Ertragsentwicklung zu bevorzugen. Zykliker sind zwar stärker zurückgekommen und besitzen damit den größeren Kurshebel nach oben. Umgekehrt sind sie stärker den Schwankungen der Weltkonjunktur ausgesetzt. Erst wenn sich der Ölpreis infolge einer Einigung auf höhere Fördermengen stabilisiert, könnte sich die Stimmung nachhaltig und dauerhaft zugunsten der Zykliker drehen. Bis dahin behalten zyklische Sektoren wie Maschinenbau und Chemie ihren spekulativen Charakter.

Eine gute Alternative ist es, auf den Megatrend Digitalisierung mit seinen langfristigen Wachstumsperspektiven über Spezialisten im Onlinehandel oder Anbieter von Zahlungs- und Logistikdienstleistungen zu setzen.

Auf Seite 3: Zurückhaltung bei Strom, Öl und Gas





Zurückhaltung bei Strom, Öl und Gas



Außen vor bleiben sollten Anleger aber weiterhin bei den Energiekonzernen. Der gesamte Sektor leidet weiterhin unter dem Verfall der Strompreise, ohne dass sich eine Bodenbildung abzeichnet. Dasselbe gilt für die Öl- und Gaskonzerne.

Bei den Unternehmen selbst sind solche mit hoher Bilanzqualität und niedriger Verschuldung zu bevorzugen. Hohe Cashreserven ermöglichen Investitionen aus eigener Kraft. Zugleich gibt ein steigender Cashflow Spielraum für höhere Dividenden und Aktienrückkäufe. Die wiederum bilden einen schönen Renditeaufschlag im aktuellen Niedrigzinsumfeld, in dem Anleihen kaum Rendite abwerfen.

Auf der Grundlage dieser Kriterien hat BÖRSE ONLINE sechs Aktien herausgefiltert, mit denen Anleger auch in stürmischen Börsenzeiten gut fahren werden. Wem der aktuelle Zeitpunkt noch zu heiß ist für einen Einstieg in Aktien, der greift am besten auf aktiv gemanagte Fonds zurück. Fünf solcher Produkte stellen wir im Folgenden vor.

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Auf Seite 5: Atlantia





Atlantia: Bezahlschranke lässt die Kasse klingeln



Kein Autofahrer kommt in Italien an der Firma vorbei, ohne zu zahlen: Atlantia ist Italiens größter Betreiber gebührenpflichtiger Straßen. Fast 90 Prozent der Konzessionsverträge haben eine Laufzeit von mehr als 20 Jahren und garantieren langfristig kalkulierbare Einnahmen. Zusätzlich ist die Gesellschaft an Mautstraßen in Polen, Brasilien, Chile und Indien beteiligt. Dementsprechend stabil ist der Cashflow.

Atlantia ist indirekter Nutznießer einer verbesserten Wirtschaftslage in Italien und Europa: Zieht die Nachfrage im Warenhandel an und verfügen die Privathaushalte über höhere Einkommen, bedeutet das mehr Verkehr auf Italiens Straßen. Die niedrigen Spritpreise tun ein Übriges. Für zusätzliche Impulse sorgt das bis November dauernde "Heilige Jahr der Barmherzigkeit", in dem Papst Franziskus Gläubigen unter bestimmten Bedingungen einen vollständigen Ablass gewährt. Apropos Rom: Seit 2013 verfügt Atlantia dort über die Kontrollmehrheit an den beiden Flughäfen Fiumicino und Ciampino, was weitere Einnahmen garantiert. Die von 2011 bis 2014 rückläufige Umsatzrendite reflektiert die wirtschaftliche Entwicklung in Italien und in Europa - dieser Trend kehrte sich im Geschäftsjahr 2015 um. Der Aktienkurs verdoppelte sich in den vergangenen beiden Jahren und korrigierte selbst in der jüngsten Abschwungphase nur moderat. Die Bewertung stieg zwar, angesichts der ab 2016 erwarteten Beschleunigung beim Gewinnwachstum ist die Aktie aber noch nicht zu teuer. Zudem lockt eine stramme Dividende.



Auf Seite 6: Danone





Danone: Gesundes Wachstum, nahrhafte Rendite



Lebensmittelhersteller bieten für Anleger den Charme von stabilen Renditen in einem langfristig wachsenden Markt. Eine besonders gute Einstiegschance bietet zurzeit Danone. Dank der niedrigen Milchpreise kann der weltweit größte Joghurthersteller seinen wichtigsten Rohstoff günstiger einkaufen - und diesen Preisvorteil in höhere Margen bei den Endprodukten umsetzen. Im ersten Halbjahr 2015 legte Danone beim operativen Gewinn gegenüber dem Vorjahr von 7,8 auf 9,2 Prozent zu.

Die gestiegene Profitabilität bei den Milchprodukten ist einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für die positive Trendwende von 2015. Das starke Wachstum der Sparten Wasser und Babynahrung ein anderer. Diese beiden Sparten mit Marken wie Volvic, Evian oder Milupa stellen jeweils 20 Prozent vom Konzernumsatz. Medizinische Nahrungsmittel, die etwa das Immunsystem stärken sollen, glänzen wiederum mit niedrigen Investitionskosten bei hohen Gewinnmargen. Am 23. Februar wird Danone die Bilanzkennzahlen für das vergangene Geschäftsjahr präsentieren. Konzernlenker Emmanuel Faber hatte ein organisches Wachstum von bis zu fünf Prozent in Aussicht gestellt. Um Kosten zu senken, legte Danone Standorte und Produktionen zusammen. Der Free Cashflow verdoppelte sich im ersten Halbjahr 2015 gegenüber dem Vorjahr auf 545 Millionen Euro. Cashreserven von einer Milliarde Euro geben Spielraum für Zukäufe. Bei der Säuglingsnahrung ist Danone in China über eine Beteiligung dick im Geschäft. Zahlreiche Chinesen ordern Milchpulver im Ausland, nachdem ein Skandal um verunreinigte Babynahrung das Vertrauen in die dortigen Hersteller erschüttert hatte.



Auf Seite 7: Fuchs Petrolub





Fuchs Petrolub Vz.: In der Nische läuft es wie geschmiert



Das familiengeführte Unternehmen Fuchs Petrolub hat mit seinem breiten Produktportfolio in einzelnen Marktnischen ein profitables Wachstum aufgebaut. In den vergangenen zehn Jahren kam der Schmierstoffhersteller aus Mannheim auf ein durchschnittliches Umsatzplus von 5,5 Prozent. In demselben Zeitraum legte der Gewinn im Schnitt um 16,3 Prozent zu.

Industrieschmierstoffe stellen 60 Prozent, Kfz-Schmierstoffe rund 40 Prozent der Erlöse. Bleibt als unbekannte Größe der China-Faktor: Fuchs erwirtschaftet rund 30 Prozent seiner Erlöse in Asien und davon wieder die Hälfte in China. Firmenchef Stefan Fuchs sieht durch die konjunkturelle Abschwächung in China bislang nur einen leicht dämpfenden Effekt für das operative Geschäft.

Finanziell ist die Gesellschaft mit einer Eigenkapitalquote von über 70 Prozent stark aufgestellt. Der Free Cashflow hat sich von 2011 bis 2014 auf 188 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Anleger kamen damit in den Genuss einer höheren Dividende und höherer Gewinne durch Aktienrückkaufprogramme. Um Währungseffekte bereinigt steigerte Fuchs Petrolub den Gewinn bei gleichbleibenden Erlösen zuletzt um zehn Prozent. Dabei werden die Integrationskosten für zwei größere Zukäufe in Höhe von 275 Millionen Euro in der Bilanz von 2015 verbucht. Die vorläufigen Zahlen für das Gesamtjahr 2015 sollen am 19. Februar vorgelegt werden. Fuchs Petrolub bleibt mit angepasstem Stoppkurs einer unserer aktuellen Favoriten im MDAX.



Auf Seite 8: Gamesa





Gamesa: Volle Auftragsbücher



Die jüngsten Beschlüsse des Pariser Klimagipfels werden das Geschäft der Windkraftbetreiber weiter beflügeln. Hierzulande weniger bekannt ist Gamesa aus Spanien. Nach zwei Geschäftsjahren mit Verlusten arbeitet die Gesellschaft seit 2014 wieder profitabel. Die operative Marge von 6,4 Prozent aus dem Vorjahr hat Gamesa im Zeitraum Januar bis September 2015 mit 8,1 Prozent klar übertroffen. Damit liegt Gamesa nur noch einen Tick unter den neun bis zehn Prozent der Branchengröße Vestas für 2015, schneidet aber deutlich besser ab als die TecDAX-Firma Nordex mit ihren zuletzt 5,5 Prozent. Dazu hat Gamesa die eigene Finanzkraft deutlich gestärkt. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich im Zeitraum 2012 bis 2014 von 20 auf 33 Prozent. Damit ist die Gesellschaft bei neuen Projekten weniger von einer Fremdfinanzierung abhängig. Dabei hat die Firma ambitionierte Ziele: Das für 2017 anvisierte zweistellige Umsatzwachstum soll zu einem wachsenden Anteil aus den Schwellenländern stammen. Um bis dahin die Leistung von 3100 Megawatt im Jahr 2015 auf 3500 bis 3800 Megawatt zu steigern, setzt Gamesa vor allem auf Indien und Brasilien. Dank einiger Großaufträge belief sich das Auftragsvolumen für Indien 2015 auf 1300 Megawatt.

Und das Geschäft läuft auf Hochtouren. Im Zeitraum Januar bis September verbuchte Gamesa ein Umsatzplus von 30 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro, das Ganze bei einem Zugewinn von 67 Prozent auf 206 Millionen Euro beim operativen Ergebnis. Zugleich wurden die Nettoschulden von 308 auf 70 Millionen Euro gesenkt. Mit einem Auftragsbestand von zuletzt drei Gigawatt sind die Bücher bis ins Jahr 2017 bereits gut gefüllt. Dafür ist die Aktie günstig bewertet.



Auf Seite 9: Ingenico





Ingenico: Hier kaufen auch Anleger gern ein



Der Trend zum mobilen Bezahlen beschert den Abwicklern von elektronischen Zahlungssystemen goldene Zeiten. Das französische Unternehmen Ingenico zählt hier zu den großen Gewinnern. In Tankstellen, Buchläden, Supermärkten oder Restaurants sind die meisten Verbraucher mit den Terminals fürs bargeldlose Bezahlen bereits in Berührung gekommen. Der Bezahldienste-Anbieter Ingenico erzielt hohe Margen, indem er die gesamte Wertschöpfungskette von Geräten über Software und elektronische Abbuchung bis zu Wartungsservices abdeckt. Trotz Zukäufen und Investitionen zieht die Profitabilität mit: Ingenico steigerte die Ebit-Marge von 2012 bis 2014 von 15,7 auf 19,9 Prozent.

Das Unternehmen wird nach eigenen Angaben die für 2016 gesetzten Zielvorgaben bereits 2015 erreicht haben. Für die Geschäftszahlen, die Ingenico am 18. Februar präsentiert, erwarten die Konsensschätzungen ein Umsatzplus von 36 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Der operative Gewinn soll um 75 Prozent auf 505 Millionen Euro vorankommen. Wie im Vorjahr ist davon auszugehen, dass Ingenico die Dividende weiter anhebt - 2014 war sie um 25 Prozent auf einen Euro gestiegen. Gelingt es der Firma auch in Zukunft bei der Profitabilität weiter zuzulegen, hat die Aktie eine noch höhere Bewertung verdient. Auf regionaler Ebene ausbaufähig ist vor allem das Nordamerikageschäft. Dort verbuchte Ingenico zuletzt einen Umsatzzuwachs von 46 Prozent, erwirtschaftete aber erst 14 Prozent der Konzernerlöse. Um sich neben Paypal oder Apple zu behaupten, wird Ingenico weiter zukaufen - vor allem im rapide wachsenden Geschäft mit Software und Services für die Zahlungsabwicklung im Internet. Hier bündelt Ingenico künftig alle eigenen Online- und Mobilaktivitäten im E-Commerce unter der Dachmarke ePayments.



Auf Seite 10: Krones





Krones: Maschinenbauer kann aus dem Vollen schöpfen



Fast überall, wo Getränke und flüssige Lebensmittel abgefüllt und etikettiert werden, kommen die Maschinen von Krones zum Einsatz. Rund 90 Prozent der Erlöse erzielt das Unternehmen aus Neutraubling außerhalb Deutschlands und 60 Prozent der Erlöse entfallen auf Wachstumsmärkte außerhalb Europas. Der Wohlstand einer weltweit wachsenden Mittelschicht erlaubt es immer mehr Menschen, abgefüllte Getränke zu konsumieren. Obwohl Krones im zyklischen Anlagenbau zu Hause ist, verfügt die Gesellschaft über langfristig konstante Gewinntreiber. Das aktuelle Kursniveau bietet daher eine gute Einstiegschance. Produziert werden die Brauereianlagen und Verpackungsmaschinen an fünf deutschen Standorten. Das Servicegeschäft läuft über lokale Niederlassungen. Bilanziell ist das Familienunternehmen kerngesund. Krones hat keine Bankschulden, die Eigenkapitalquote liegt bei 41 Prozent.

Für das Geschäftsjahr 2015, dessen Eckdaten am 17. März bekanntgegeben werden, peilt Krones eine Umsatzrendite von sieben Prozent an. Einen Schritt vorwärts soll auch die Sparte Prozesstechnik machen. Das langjährige Sorgenkind, das 2014 eine operative Marge von 0,9 Prozent verbuchte, soll ab 2017 auf mindestens vier Prozent kommen. Um im internationalen Preiskampf wettbewerbsfähig zu bleiben, sollen Einzelteile vor Ort selbst oder von lokalen Anbietern hergestellt werden.