Ganze 21 Monate hat die Gipfelbesteigung gedauert, nun ist sie geschafft: Die Krones-Aktie konnte das Rekordhoch aus dem Jahr 2015 überwinden. Wurde die alte Bestmarke noch unter der Herrschaft des Gründersohns Volker Krons­eder erreicht, zeichnet jetzt Christoph Klenk für den Erfolg verantwortlich.

Der Start des neuen Chefs Anfang 2016 verlief allerdings relativ holprig. Zum Halbjahr 2016 legte Klenk eine schwache Sechsmonatsbilanz vor und schickte die Aktie damit in den Keller. Doch konnte der Manager die Delle im operativen Geschäft wie auch am Kapitalmarkt schnell wieder ausbügeln. Von Beginn an hatte sich Klenk eine Vorsteuermarge von mindestens sieben Prozent auf die Fahnen geschrieben - und diese auch erreicht.



Starke Zahlen, starker Ausblick



Das Börsenpublikum ist längst wieder versöhnt mit dem Weltmarktführer im Bereich Getränkeabfüllanlagen. 2017 weist der Titel einen starken Kursanstieg von 35 Prozent auf, etwas mehr als das Doppelte im Vergleich zum MDAX. In dieses Bild passen auch die Halbjahreszahlen. Um kräftige 13,8 Prozent verbesserte sich der Umsatz. Eine fast ebenso hohe Dynamik zeigte sich beim Auftragseingang, der von Januar bis Juni im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent zulegte. Vor allem aus Westeuropa und Lateinamerika flatterten Orders bei den Oberpfälzern ein.

Auch auf der Ergebnisseite weist die Kurve steil nach oben. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) legte um 12,8 Prozent zu. Dass der Gewinn nicht noch höher ausfiel, ist dem verschärften Wettbewerb auf den Märkten geschuldet. Unterstützung kam dagegen vom Strategieprogramm "Value", mit dem Krones bereits seit 2011 die Effi­zienz des Unternehmens steigert. Letztlich ging die EBT-Marge zum Halbjahr von 6,9 auf 6,8 Prozent geringfügig zurück.



An den Gesamtzielen ändert dies allerdings nichts. Vorstandschef Klenk, der zuvor das Finanzressort bei Krones verantwortete und daher mit Zahlen bestens vertraut ist, stellt immer wieder klar, dass die Sieben für das Gesamtjahr steht. Folglich dürfen sich Anleger auf eine operativ starke zweite Hälfte bei Krones einstellen.

Einen Vorgeschmack könnten bereits die Quartalszahlen am 26. Oktober bringen.Mittelfristig sieht das Konzernoberhaupt noch mehr Potenzial. Bis 2020 soll der Umsatz um durchschnittlich sieben Prozent pro Jahr zulegen und sich die Rendite vor Steuern sogar auf acht Prozent verbessern. Eine Schlüsselrolle dabei spielt die Digitalisierung. Wie wichtig das Thema für das Unternehmen ist, zeigt die Tatsache, dass Klenk dieses Ressort höchstpersönlich verantwortet.

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Innovationsführer



Auf der Weltleitmesse der Getränke­industrie, der Drinktec, präsentierte Krones Anfang September jede Menge Produktneuheiten. Dazu zählen beispielsweise Technologien, welche die Leistung der Anlagen weiter steigern oder auch eine noch höhere Individualität und Flexibilität ermöglichen. Es ist vor allem die Kombination von Eisen, Clouds und Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, welche die Effizienz der Produktion noch mehr erhöht.

Auf der Drinktec wurde außerdem eine Hochgeschwindigkeitsanlage zum Abfüllen von Bier in Flaschen vorgestellt, die schneller ist als alle anderen auf dem Markt. Als Innovationsführer hat Krones einen entscheidenden Vorteil: Mittelfristig können sich dadurch höhere Preise durchsetzen, was sich im Umkehrschluss positiv auf die Margen auswirkt.

Vernetzung ist aber nicht nur bei den zum Verkauf stehenden Maschinen ein Thema, auch der Krones-Konzern nutzt Industrie 4.0, um seine Effizienz zu steigern und sich gegen neue Wettbewerber zu behaupten. "Die Maschinen steuern Produktionsverfahren von der Bestellung bis zur Lieferung", sagte Klenk kürzlich in einem Interview mit unserem Schwesterblatt €uro am Sonntag und führte weiter aus: "... und das Ganze nicht nur in Deutschland, sondern in allen Produktionsstätten, egal ob in den USA, Afrika oder Asien."

Auch die generellen Wachstumsperspek­tiven stimmen. Globale Megatrends wie Urbanisierung, aufstrebende Emerging Markets, eine zunehmende Mittelschicht sowie eine größere Produktvielfalt und veränderte Trinkgewohnheiten spielen Krones in die Hände. Ebenfalls wichtig: Recycling. Im wachsenden Markt der Wiederaufbereitung hat sich Krones zuletzt durch eine Partnerschaft mit der österreichischen Erema verstärkt.

Zusammen mit dem Weltmarktführer in der Herstellung von Kunststoffrecycling-Anlagen ist Krones schon bald in der Lage, den kompletten PET-Kreislauf - von der Herstellung der PET-Kunststoff-Produkte bis hin zu deren Wiederverwertung - zu schließen.

Auf Seite 3: Noch Potenzial





Dass auf Krones Verlass ist, zeigt ein Blick in die Historie. Als einem der wenigen Unternehmen in der deutschen Börsenlandschaft ist es den Oberpfälzern gelungen, in den vergangenen Jahren stetig zu wachsen. Zwischen 2010 und 2016 errechnet sich eine jährliche Gewinnsteigerung von knapp einem Viertel. Hohe Gewinne sorgen gleichzeitig für üppige Dividenden. Die Ausschüttungen haben sich im gleichen Zeitraum sogar um knapp 38 Prozent pro Jahr erhöht.

Dieser Trend soll sich fortsetzen: Bis 2018 erwartet der Analystenkonsens eine Steigerung des Ergebnisses je Aktie um 15 Prozent im Vergleich zu 2016, die Dividende soll sogar um knapp ein Fünftel höher ausfallen.

Noch Potenzial



Zugegeben, die Krones-Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19 auf Basis der erwarteten Gewinne für 2018 mittlerweile kein Schnäppchen mehr. Daher gehen die Expertenmeinungen derzeit etwas auseinander. Während HSBC-Analyst Jörg-Andre Finke die Aktie unlängst von "Kaufen" auf "Halten" zurückstufte, sieht DZ-Bank-Analyst Thorsten Reigber noch Potenzial. Er hob sein Kursziel sogar an: von 126 auf 134 Euro.

"Krones verfolgt ein defensives Geschäftsmodell und bleibt deshalb ein solides Investment", begründet Reigber sein Buy-Rating.



Auch wir sind dem Titel gegenüber weiterhin positiv gestimmt und raten zum Kauf. Das MDAX-Mitglied bietet Langfristanlegern alles, was ein echter Qualitäts­titel braucht: hohes Wachstum, stabile Dividenden und die Aussicht auf weiterhin florierende Geschäfte.