Der US-Senat schafft regulatorische Klarheit für Stablecoins – und Anleger feiern mit. Coinbase und Circle erleben Kursexplosion nach GENIUS Act.

Es war ein politischer Paukenschlag, der in der Krypto-Community wie ein Befreiungsschlag gefeiert wurde: Mit großer Mehrheit hat der US-Senat am Mittwoch den „Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins Act“ verabschiedet – kurz: GENIUS Act.

Hinter dem bürokratischen Titel verbirgt sich ein echtes Bekenntnis: Der US-Gesetzgeber will Stablecoins nicht länger ignorieren oder halbherzig dulden – sondern in geordnete Bahnen lenken.

Stablecoin-Klarheit: Was der GENIUS Act bewirkt

Der GENIUS Act verpflichtet Emittenten künftig zu vollständiger Reserveabsicherung, regelmäßigen Audits und Einhaltung strikter Geldwäschevorgaben. Vor allem aber: Er definiert erstmals verbindlich, in welche Assets Stablecoin-Anbieter investieren dürfen.

Was für Juristen und Regulatoren nach trockener Technik klingt, ist für die Finanzmärkte ein Gamechanger. Denn in der US-Kryptoindustrie herrschte lange Rechtsunsicherheit – ein schwerer Bremsklotz für Investitionen. Mit dem GENIUS Act kommt nun nicht nur Rechtssicherheit, sondern auch Momentum.

Coinbase: Profiteur im Schatten

Auch wenn Coinbase nicht direkt unter den neuen Stablecoin-Paragrafen firmiert, profitiert der größte US-Kryptohandelsplatz gleich mehrfach. Die Aktie legte am Mittwoch um satte 16,32 Prozent auf 295,29 Dollar zu – das beste Tagesergebnis seit Monaten. Analysten sehen darin nicht nur eine Reaktion auf das neue Gesetz, sondern auch ein wachsendes Vertrauen in die regulatorische Zukunft der Branche.

Ein weiterer Treiber: Coinbase Payments, ein neu gestartetes Netzwerk, das Stablecoin-Zahlungen über USDC in Online-Shops wie Shopify und eBay integriert. Gemeinsam mit Circle hatte Coinbase 2018 den Dollar-Stablecoin USDC lanciert. Und das zahlt sich jetzt aus: Die Zinserträge aus den USDC-Reserven stiegen im Q1 2025 um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr, zuletzt machten sie fast ein Drittel des Coinbase-Umsatzes aus.

Coinbase (WKN: A2QP7J)

Circle: Vom IPO-Star zum Marktführer

Noch spektakulärer war diese Woche allerdings die Performance der Circle-Aktie. Nur wenige Wochen nach dem furiosen IPO Anfang Juni – mit einem Ausgabepreis von 75 Dollar – hat sich die Aktie mehr als verdoppelt. Am Mittwoch kletterte CRCL um weitere 33,82 Prozent auf 199,59 Dollar. Die Marktbewertung liegt nun bei rund 18 Milliarden Dollar.

Für viele ist Circle mehr als ein Stablecoin-Emittent: Es ist der künftige Backbone für digitales Bezahlen. Der GENIUS Act könnte USDC den Weg ebnen, als „digitaler Dollar light“ im täglichen Zahlungsverkehr eingesetzt zu werden – vor allem in E-Commerce, B2B-Zahlungen und im internationalen Handel.

Galaxy Digital, ein führendes Blockchain-Infrastrukturhaus, gilt als weiterer Gewinner. Das Unternehmen könnte in der neuen, regulierten Stablecoin-Welt mit Infrastruktur und Dienstleistungen punkten – und ist entsprechend im Aufwind.

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CIRCLE INTERNET GRP CL.A (WKN: A417ZL)

Verlierer im Schatten: Visa und Mastercard

Während Circle und Coinbase gefeiert wurden, gerieten traditionelle Zahlungsriesen unter Druck. Sowohl Visa als auch Mastercard verloren am Mittwoch jeweils weitere 5 Prozent an Wert. Der Markt spekuliert: Könnten Stablecoins, flankiert von Tech-Giganten wie Amazon oder Walmart, mittelfristig die etablierten Kreditkartennetze angreifen?

Gerüchte, dass Walmart eigene Stablecoin-Projekte verfolgt, machen in der vergangenen Woche bereits die Runde. Auch Amazon soll intern an digitalen Zahlungsformen arbeiten. Die Aussicht auf neue Player im Zahlungsmarkt sorgt für Unruhe – vor allem, wenn diese plötzlich regulatorisch abgesichert sind.

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GENIUS Act: Der nächste Schritt heißt Repräsentantenhaus

Noch ist der GENIUS Act nicht final. Die Zustimmung des US-Repräsentantenhauses steht noch aus – doch Beobachter halten ein „Ja“ für wahrscheinlich. Sollte das Gesetz wie erwartet auch dort durchgehen, wäre das ein historischer Moment für die US-Kryptopolitik – mit potenziell globalen Folgen.

Der GENIUS Act ist nicht einfach nur ein Gesetz – er ist ein Signal. Ein Signal für Investoren, dass der Krypto-Markt in den USA erwachsen wird und dass Stablecoins nicht länger Grauzonenprodukte sind, sondern regulierte Finanzinstrumente mit realem Anwendungspotenzial sind. 

Unternehmen wie Coinbase und Circle scheinen bestens positioniert zu sein, diese neue Ära mitzugestalten. Doch wie immer gilt: Wo Chancen steigen, besteht entsprechendes Rückschlagrisiko. Die beiden Highflyer-Aktien sind nach dem jüngsten Kursschub exorbitant bewertet. Erfahrene Anleger lassen diesen Bewertungsaspekt bei aller Euphorie nicht aus dem Blick.