Im vergangenen Jahr kam es in der Auto­industrie und verwandten Bereichen zu einem wirtschaftlichen Einbruch. Dieser ­negative Basiseffekt lässt die Zahlen im dritten Abschnitt dieses Jahres nun gar nicht so schlecht ausschauen. Firmen wie ElringKlinger konnten ganz ordentlich berichten. Das gilt aber nicht für Leoni. Der Hersteller von Kabelsystemen musste weitere Einbußen bei Umsatz und Ergebnis in Kauf nehmen. Ein Umsatzminus von 3,3 Prozent reichte aus, um auf der Ebene des Betriebsergebnisses rote Zahlen zu schreiben. Zwar hat sich der Bargeldabfluss gemindert, doch der operative Cashflow reicht nicht aus, um Investitionen zu decken. Der Aderlass hat die bilanzielle Situation weiter verschlechtert. Die Eigenkapitalquote ist auf 21 Prozent geschmolzen. Die Nettofinanzschulden sehen Analysten am Jahresende bei fast 1,4 Milliarden Euro, 200 Millionen Euro Pensionslasten sind darin aber nicht enthalten.

Diese Konstellation wäre schon bei einer guten Ertragslage ziemlich instabil. In der jetzigen Zeit ist sie gefährlich. Eine rein operative Entschuldung erscheint momentan unmöglich. Bei dem reduzierten Börsenwert ist auch eine Kapitalerhöhung fast keine Option mehr. Leoni bleiben im Prinzip zwei Möglichkeiten: entweder den Kabelbereich verkaufen, das würde die Verschuldung drücken, den Cashflow der Zukunft allerdings deutlich ­reduzieren. Oder Leoni bringt eine Umschuldung auf den Weg. Dann würden ­Verbindlichkeiten in Eigenkapital gewandelt. Aktionäre müssten in diesem Fall eine bittere Pille schlucken, denn bei solchen Transaktionen droht eine massive Verwässerung. Solange die Bilanzfrage bei Leoni nicht gelöst wird, sollten Anleger besser nicht investieren.