Anleger zeigten sich erleichtert, dass beide Unternehmen eine erste Hürde auf ihrem Weg zu dem rund 60 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss genommen haben: Die Linde-Titel kletterten mit einem Plus von vier Prozent an die Spitze der Gewinnerliste im Dax.. Die Praxair-Aktie legte in New York mehr als zwei Prozent zu.

GEWERKSCHAFTEN HABEN ANGST UM ARBEITSPLÄTZE



Die angestrebte Fusion ist bei Arbeitnehmern und teilweise auch bei Aktionären auf Kritik gestoßen. Die Fertigstellung des Vertragswerks hatte sich nach Angaben von Insidern allerdings nicht deswegen um mehrere Wochen verzögert, sondern weil die Juristen mehr Zeit für die Regelung der komplexen Details benötigten als zunächst angenommen.

Beschäftigte und Gewerkschaften fürchten um Arbeitsplätze und Mitbestimmungsrechte, wenn Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle die Transaktion durchsetzt. Ende April protestierten Tausende Linde-Mitarbeiter dagegen.

EKLAT DROHT



Im Aufsichtsrat könnte es nun zum Eklat zwischen den Arbeitnehmern und den Kapitalvertretern kommen. Die Arbeitnehmer haben angekündigt, in dem paritätisch besetzten Gremium geschlossen gegen den Fusionsplan zu stimmen. Reitzle konterte, dann werde er sein doppeltes Stimmrecht einsetzen, um seinen Plan durch den Aufsichtsrat zu bringen. Reitzle verspricht sich von einer Fusion sinkende Kosten und größere Wettbewerbsfähigkeit.

Auf der Linde-Hauptversammlung hatte Reitzle für sein Vorgehen heftige Kritik von Aktionären einstecken müssen, die das Vorhaben zwar grundsätzlich begrüßten, Reitzle aber einen Alleingang vorwarfen. Die Aktionärsvereinigung DSW befürchtet eine Benachteiligung deutscher Anleger, wenn wie geplant der Konzernsitz ins Ausland und die operative Führung in die USA verlegt werden.

Nach der erwarteten Billigung durch die Führungsgremien beider Konzerne soll bei Praxair eine Hauptversammlung grünes Licht geben. Anschließend müssen mindestens 75 Prozent der Linde-Aktionäre ein Angebot der künftigen gemeinsamen Konzernholding annehmen, ihre alten in neue Aktien umzutauschen. Der neue Konzern soll ebenfalls Linde heißen.

rtr