Zuletzt hat sich der für die Energiewende so wichtige Rohstoff deutlich verteuert. Was für eine Trendwende beim Lithiumpreis spricht und welche Unternehmen profitieren könnten.
Die Meldung sorgte jüngst für nen des begehrten Rohstoffs Lithium sollen offenbar in einem Vorkommen in der Altmark liegen, einer Region in Sachsen-Anhalt. Das würde bedeuten, dass das Gebiet zu einem der größten Lithiumvorkommen weltweit gehört. Experten verweisen jedoch darauf, dass es sich um ein Vorkommen mit begrenzter geologischer Sicherheit handelt, nicht um wirtschaftlich gewinnbare Reserven.
Dennoch unterstreicht der Bericht, dass das Interesse an Lithium nach wie vor groß ist. Derzeit wird zwar eine Rücknahme des Verbrennerverbots in der EU diskutiert, langfristig scheint jedoch kein Weg an der Elektromobilität vorbeizuführen. Bereits 2024 waren laut Berichten der Internationalen Energieagentur weltweit mehr als 20 Prozent der neu zugelassenen Pkw Elektro- oder Hybridfahrzeuge.
In der EU waren im ersten Halbjahr 2025 rund 16 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge rein elektrisch, in China, dem weltweit größten Automarkt, waren es 2024 bereits rund 25 Prozent, Tendenz steigend. In einzelnen Provinzen wie Hainan gibt es bereits ein beschlossenes Verbrennerverbot für Pkw-Neuzulassungen ab 2030, für kommunale Fahrzeuge wie Busse und Taxis bereits ab 2025. Dazu kommt noch, dass der Lithiumbedarf für Energiespeicher ebenfalls steigen soll. Großspeicher, wie die von Tesla produzierten „Megapacks“, werden dazu eingesetzt, um Strom aus erneuerbaren Energien zu speichern und bei Bedarf in die Stromnetze einzuspeisen.
Größter Lithium-Player: Albemarle
Einer der wichtigsten Player auf dem Lithiummarkt ist Albemarle. Das amerikanische Unternehmen verfügt über große Minen und Produktionsanlagen in Australien, den USA, Chile und China und war zuletzt der größte Produzent von Lithium weltweit. Albemarle profitierte enorm von den hohen Lithiumpreisen von 2021 bis 2023. Da der Preis danach stark gefallen ist, hat sich dies entsprechend auf den Aktienkurs ausgewirkt.
Doch seit Juli deutet sich eine Trendwende an. An Fahrt gewann der Lithiumpreis vor allem im August. Innerhalb von zwei Wochen stieg er in der Spitze um rund 20 Prozent. Auslöser der Rally war ein Produktionsstopp in einer großen chinesischen Mine. Der Hintergrund der Produktionsunterbrechungen: Die chinesische Regierung geht derzeit gegen Überkapazitäten in einer Reihe von Branchen vor. Das betrifft auch die Rohstoffproduktion, bei der China in den Jahren zuvor bewusst Überkapazitäten aufgebaut hatte.
Im zweiten Quartal ist der Umsatz von Albemarle zwar noch einmal von 1,43 Milliarden US-Dollar auf 1,33 Milliarden gesunken, nach Kostensenkungen, einem vorteilhafteren Produktmix im zentralen Lithiumgeschäft und Kürzung von Investitionen schrieb der Konzern zuletzt mit 23 Millionen Dollar Reingewinn aber wieder schwarze Zahlen. Lithium wird entweder aus Sole, wie beispielsweise in Südamerika in der Atacama-Wüste, gewonnen oder aus pegmatithaltigem Festgestein. Mit etwa 60 Prozent der weltweit geförderten Lithiumreserven machen pegmatithaltige Festgesteinvorkommen vor den Solevorkommen den größten Anteil aus.
Förderung aus geothermalem Tiefenwasser
Doch zukünftig soll ein weiteres Verfahren zum Einsatz kommen: Die Förderung aus geothermalem Tiefenwasser dürfte in den kommenden Jahren größer werden. Dies ist insbesondere für den Standort Deutschland interessant, da längerfristig laut dem Fraunhofer Institut im Gebiet des Oberrheingrabens Lithiumressourcen in Form von geothermalem Tiefenwasser erschlossen werden könnten.
Hier ist das australische Unternehmen Vulcan Energy Resources aktiv, an dem unter anderem der Autobauer Stellantis und die Hochtief-Tochter CIMIC beteiligt sind. Bei der Förderung fällt auch hydrogeothermische Energie an, die das Unternehmen zur Erzeugung von Strom und Wärme nutzen will. Die geschätzten Ressourcen des Oberrheintal-Projekts von Vulcan belaufen sich auf insgesamt rund 27,7 Millionen Tonnen Lithiumcarbonat-Äquivalent (LCE): ein Vorkommen von 4,16 Millionen Tonnen LCE gilt dabei durch Messungen als gesichert.
Nachdem die lithiumhaltige Sole an die Oberfläche gepumpt wurde, wird das Lithium in einer Extraktionsanlage aus der Sole gewonnen und anschließend in der zentralen Lithiumanlage von Vulcan im Chemiepark Frankfurt-Höchst durch Elektrolyse in Lithiumhydroxid-Monohydrat umgewandelt, das für den Einsatz in Batterien notwendig ist.
Vulcan Energy mit strategischem EU-Status
Die erste Pilotanlage von Vulcan ist seit April 2021 in Betrieb, im zweiten Halbjahr 2026 soll die kommerzielle Produktion beginnen, gefolgt von einer Hochlaufphase im Jahr 2027. Vor Kurzem hat das Unternehmen gemäß dem Critical Raw Materials Act (CRMA) der EU den Status eines „strategischen Projekts“ erhalten. Die EU-Verordnung soll die Abhängigkeit von externen Quellen für kritische Materialien reduzieren und Unternehmen Vorteile wie beschleunigte Genehmigungsverfahren und einen verbesserten Zugang zu EU-Finanzmitteln ermöglichen.
Besonders wichtig ist, dass Vulcan bereits starke institutionelle Unterstützung gewonnen hat, einschließlich des Interesses von Export- und Kreditagenturen sowie der Europäischen Investitionsbank. Die Finanzierung für die geplante Förderung ist noch nicht abgeschlossen, die europäische Investitionsbank prüft derzeit eine Finanzierung von bis zu 500 Millionen Euro. Bei Vulcan stehen aus Anlegersicht den hohen Chancen weiterhin auch hohe Risiken gegenüber.
Stark mit Lithium und Vanadium: AMG Critical Materials
Auch das holländische Unternehmen AMG Critical Materials hat große Pläne. Es fördert bereits lithiumhaltiges Gestein in Brasilien und betreibt eine Lithiumhydroxid-Raffinerie in Deutschland. Das Werk produziert aktuell bis zu 20 000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr. Bis 2030 soll die Anlage schrittweise auf fünf Module erweitert werden, die gemeinsam jährlich bis zu 100 000 Tonnen Lithiumhydroxid liefern.
Außerdem ist es der weltweit größte Recycler von vanadiumhaltigen Raffinerierückständen. Vanadium wird vor allem als Legierungsbestandteil für Stahl verwendet, so zum Beispiel für Brücken oder Werkzeugstahl. Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet sind stationäre Energiespeicher, insbesondere Vanadium-Redox-Flow-Batterien. Der Bereich Lithium trug zuletzt auch aufgrund des gesunkenen Preises rund 13 Prozent zum Umsatz bei. Ein Großteil des Umsatzes stammt neben dem Vanadiumgeschäft aus dem Bereich Technologies, der Speziallegierungen, Batterie und Energiespeichersysteme sowie metallurgische Prozessanlagen umfasst.
Die strategische Bedeutung der Lithiumproduktion unterstreicht auch ein jüngst abgeschlossener Deal der US-Regierung. Diese steigt bei dem Lithium-Förderer Lithium Americas ein und sichert sich zudem eine Beteiligung an dessen Schlüsselprojekt ThackerPass. Die Aktie stieg auf die Ankündigung hin um über 100 Prozent. Der genaue Wert der Transaktion ist nicht bekannt, das Unternehmen soll jedoch einen Kredit über rund 2,3 Milliarden Dollar von der US-Regierung erhalten.
Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (41/25), die Sie hier finden.
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