Seine Investmentstrategie ist weder schwer zu verstehen noch innovativ. Christoph Bruns ist nur einer von vielen Anlegern, die weltweit nach unterbewerteten Aktien suchen. Doch nicht alle setzen den Value-Ansatz so konsequent um wie er, sagt der 50-jährige Manager des Loys Global P: "Ich wundere mich bisweilen, welchen Preis erklärte Value-Investoren bereit sind zu bezahlen." Bruns investiert dagegen nur dann in eine Aktie, wenn diese mindestens 30 Prozent unter ihrem fairen Wert notiert. Hat der Titel das ihm von Bruns unterstellte Kurspotenzial erfüllt, steigt der ebenso eloquente wie selbstbewusste Manager konsequent aus.

"Antizyklisches Investieren ist das einzig überzeugende intellektuelle Vorgehen an der Börse", ist Bruns überzeugt. Nicht selten aber verhinderten Emotionen die praktische Umsetzung. "Fallende Kurse belasten das Gemüt, auch fällt es Anlegern schwer, gegen den Strom zu schwimmen." Um Value-Strategien gewinnbringend umzusetzen, reiche reines Börsenwissen nicht aus. Man müsse ebenso Disziplin, Mut und Geduld mitbringen, um Schwankungen auszuhalten beziehungsweise die damit einhergehenden Chancen zu nutzen. Erfolgreiches Investieren ist für ihn daher "eine Kunst".

Bislang hat Bruns bewiesen, dass er über die erforderlichen handwerklichen Fähigkeiten und über die notwendige psychische Stärke verfügt. Auf Sicht von fünf Jahren erzielte der Loys Global P pro Jahr 7,8 Prozent. Seit Januar 2007 bringt es der Fonds insgesamt auf rund 63 Prozent, damit übertrifft er den Vergleichsindex MSCI Welt um fünf Prozentpunkte.

Von diesem weicht der 375 Millionen Euro schwere Loys Global P immer wieder deutlich ab. So hat Bruns US-Werte zurzeit nur mit neun Prozent gewichtet, im Index sind diese mit über 58 Prozent vertreten. "Viele US-Aktien sind einfach teuer." Sollte aber der Markt, etwa nach den Präsidentschaftswahlen im November, korrigieren, weiß der Manager bereits, wo er zugreifen wird: "McDonald’s und Apple sind dann sicherlich ein Kauf. "

Der Anteil von Aktien aus der Eurozone wiederum liegt bei 53 Prozent. Einer der Topwerte ist die Deutsche Telekom. Bruns lobt das Management: "Es arbeitet jeden Tag daran, weniger staatlich zu werden." Zudem schätzt er die hohen, regelmäßigen Cashflows des Unternehmens. Auch bei der Deutschen Post vermutet der Fondslenker angesichts der starken Marktstellung in Asien noch Luft nach oben.

Ideale Bedingungen



Anfang des Jahres erkannte Bruns antizyklische Einstiegsgelegenheiten vor allem bei großen Ölwerten. Titel wie Chevron und Shell haben sich seitdem gut entwickelt. In den vergangenen Wochen hat Bruns auch verstärkt japanische Aktien erworben. "Die Wirtschaft des Landes wächst nicht, es herrscht kollektive Depression. Für einen Value-Investor sind dies ideale Bedingungen."