Für die Lufthansa ist die Einigung bei der Österreich-Tochter ein Lichtblick: Sie befindet sich selbst seit Jahren in einem erbitterten Tarifstreit mit den Piloten, die sich mit Streiks gegen den Sparkurs wehren - aktuell bei der Frachttochter Cargo.

Bei Austrian erhofft sich das Management durch den neuen Vertrag langfristige Kostensenkungen, obwohl zunächst Sonderzahlungen an die Belegschaft geplant sind. Deren Höhe ließ die Firma offen. Das Unternehmen könne die Beträge jedoch aus eigener Kraft stemmen und erwarte sowohl im laufenden Jahr als auch danach Gewinne. "Wir sind derzeit fest davon überzeugt, in den schwarzen Zahlen zu bleiben. Rot sollten zukünftig höchstens unsere Uniformen sein", sagte Austrian-Finanzchef Heinz Lachinger. Der neue Tarifvertrag soll ab Dezember 2014 gelten.

Damit seien Alternativszenarien - etwa aus Austrian einen Billigflieger zu machen oder Langstreckenflüge einzustellen - vom Tisch. "Es ist uns ein Stein vom Herzen gefallen, dass wir den konstruktiven Weg gehen können", sagte Austrian-Manager Klaus Froese. Er hatte als Chef der Austrian-Tochter Tyrolean die Verhandlungen geleitet. Die Gewerkschaft war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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AUSTRIAN WILL GEGEN KONKURRENZ AUFMARSCHIEREN

Die Fluggesellschaft wolle nun mit Unterstützung der Lufthansa wie geplant knapp eine Milliarde Euro in neue Flugzeuge investieren und plane ein neues Konzept für Europaflüge. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stünde nun nicht mehr der zähe Konflikt mit der Belegschaft, sondern der Kampf gegen die Konkurrenz der Billiganbieter in Europa und der schnell wachsenden Golf-Airlines auf der Langstrecke, sagte Albrecht.

Die Wurzeln des Tarifstreits gehen Jahre zurück: Lufthansa hatte die lange Zeit Verluste schreibende Austrian 2009 übernommen und ringt seither um Einsparungen - auch bei der Belegschaft. Weil sich das Management jahrelang mit den Piloten und Flugbegleitern nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen konnte, lagerte die Firma den gesamten Flugbetrieb 2012 kurzerhand an die Regionalflugtochter Tyrolean aus - wo die Gehälter tendenziell niedriger sind. Die Löhne der 1900 Austrian-Beschäftigten wurden daraufhin eingefroren. Doch die Belegschaft nahm das nicht hin, sie klagte und bekam vom Europäischen Gerichtshof Rückendeckung.

Nun macht die Fluggesellschaft die Auslagerung wieder rückgängig: Mit März 2015 gehe der Flugbetrieb wieder von Tyrolean an Austrian zurück. Für die Mitarbeiter von Austrian und Tyrolean gebe es künftig einen gemeinsamen Tarifvertrag.

Reuters