"Unsere Freude ist groß, dass wir den längsten Tarifkonflikt in der Unternehmensgeschichte beenden konnten", sagte der Lufthansa-Chef Carsten Spohr. "Die Abschaffung der Pensionen aus Staatszeiten war harte Arbeit." Kernpunkte der Einigung sind ein späterer Beginn der Frührente und eine Umstellung der Finanzierung der Rentenkasse für die Mitarbeiter im Cockpit.

Der harte Schlagabtausch mit den gut organisierten Flugzeugführen hat die Kranich-Airline ein halbes Jahrzehnt lang gelähmt. Vierzehn Streiks verunsicherten die Lufthansa-Kundschaft weltweit, die Kosten der Arbeitsniederlegungen summierten sich auf eine halbe Milliarde Euro. Weitere Folge: "Wir sind seit sechs Jahren nicht mehr gewachsen, die Flottengröße stagniert", sagte Spohr. Für jedes neu ausgelieferte Flugzeug sei eine alte Maschine ausgemustert worden. "So wollen wir auf die Dauer nicht dastehen." Zumal die Konkurrenten aus dem arabischen Raum, allen voran Emirates, seit Jahren aggressiv expandieren und sehr viele schicke neue Flieger im Angebot haben.

Die neuen Tarifverträge werden die Lufthansa-Bilanz in diesem Jahr um einen hohen dreistelligen Millionen-Betrag entlasten und sich ab 2018 auch im operativen Gewinn niederschlagen. Im laufenden Jahr gibt es allerdings noch keinen Rückenwind, wie Spohr klarmachte. Der Konzern stellt sich auf den zweiten Gewinnrückgang in Folge ein - das bereinigte operative Ergebnis von 1,75 Milliarden Euro von 2016 dürfte wohl nicht erreicht werden.

Die Anleger nahmen es gelassen und feierten nach der Grundsatzeinigung vom Mittwoch lieber weiter. Die Lufthansa-Aktie stieg um bis zu 5,8 Prozent auf 15,25 Euro - den höchsten Stand seit einem Jahr - und war damit der größte Gewinner im Leitindex DAX. "Es ist ein wirklicher Erfolg", sagte Fondsmanager Michael Gierse von Union Investment. Die Piloten seien der Lufthansa weiter entgegengekommen als er erwartet habe.

Die Details müssen mit der Pilotengewerkschaft Cockpit zwar noch bis zum Sommer ausgehandelt werden, aber Spohr zeigte sich zuversichtlich. Die Drohkulisse bleibt: Scheitert der Deal noch, will der Lufthansa-Chef seine alten Pläne für die Auslagerung von Lufthansa-Flugzeugen in eine billigere Gesellschaft wieder aus der Schublade holen.

AUFTANKEN WIRD TEURER



Das abgelaufene Jahr war turbulent für die Lufthansa. Im Sommer kappte der Konzern wegen der Anschläge in Europa seine Gewinnprognose, nur um sie im Oktober wieder zu erhöhen. Bei der Dividende demonstriert der Konzern nun aber Verlässlichkeit: Für 2016 sollen abermals pro Aktie 50 Cent ausgeschüttet werden.

Dass der Gewinn dieses Jahr erneut rückläufig sein dürfte, führt der Konzern vor allem auf die höheren Treibstoffkosten zurück. Sie werden sich 2017 wohl auf gut 5,2 Milliarden Euro summieren - 350 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Für die Fluglinie ist die Tankrechung einer der größten Kostenfaktoren. Gleichzeitig dürften dieses Jahr die Ticket-Preise weiter sinken, weil Billigflieger wie Ryanair und Easyjet angreifen.

Lufthansa baut mit Eurowings gerade einen eigenen Low-Cost-Ableger auf, unter anderem durch die Übernahme von gut 30 Air Berlin-Fliegern. Das Modell, bei dem die Lufthansa die Flugzeuge mietet, kann Spohr zu Folge noch auf weitere Jets der Berliner ausgeweitet werden. Eine Vollübernahme sei wegen der hohen Schuldenlast von Air Berlin, den hohen Kosten und dem absehbaren Einspruch des Kartellamts zumindest derzeit unwahrscheinlich. "Wenn die Themen lösbar werden, kann ich mir aber weitere Schritte vorstellen."

rtr