Die Fluggesellschaft Lufthansa gab am Sonntag Einzelheiten zur Kapitalerhöhung bekannt. Die Airline rechnet mit 2,14 Milliarden Euro an neuem Kapital. Der Bezugspreis beträgt 3,58 Euro pro neue Aktie. Das Bezugsverhältnis ist 1:1. Das bedeutet: Eine Alt Aktie berechtigt zum Kauf einer neuen Aktie. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten gewährt das Unternehmen den Altaktionären, neue Aktien zu einem festgelegten Bezugsrecht zu kaufen. Dabei soll es bisherigen Aktionären möglich sein, ihre prozentuale Beteiligung am Unternehmen aufrecht zu erhalten. Ihr Anteil am Unternehmen wird dabei nicht verwässert. Möchte der Altaktionär sein Bezugsrecht nicht ausüben, hat er die Möglichkeit, dieses zu verkaufen. Am Mittwoch wurden die Bezugsrechte an der Frankfurter Börse gehandelt. Der Betrag von 2,14 Milliarden Euro ist durch Banken bereits garantiert. Auch Großaktionäre wie etwa Investmentfonds, die zu Blackrock gehören, verpflichteten sich, die Bezugsrechte auszuüben. Die Investmentbank Goldman Sachs senkte das Kursziel aufgrund des Bezugsrechts-Abschlags von 8,10 auf 6,60 Euro, stufte das Unternehmen aber gleichzeitig von Verkaufen auf Neutral hoch. Der Analyst Patrick Creuset nahm dabei Bezug die Kapitalerhöhung und die besser erwartete Geschäftsentwicklung.

"Das ist ein großer Meilenstein auf unserem Weg nach vorne, und wir betrachten es als etwas Historisches", sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Montag in einer Telefonkonferenz mit Investoren. Die Lufthansa könne die Staatshilfen schneller zurückzahlen als gedacht. Dank der Impf-Fortschritte setzt der Konzern für das laufende Sommer-Quartal (Juli bis September) auf ein positives operatives Ergebnis, wenn man die Kosten für den Umbau ausklammert. "Wir verbrennen kein Geld mehr", sagte Finanzvorstand Remco Steenbergen.

Die Kapitalerhöhung von Lufthansa sei der Weg zu einem Ausstieg des Staates, erklärte Analyst Daniel Roeska vom US-Analysehaus Bernstein Research. Zudem würde die Bilanz gesünder werden. Der MDAX-Konzern will bereits im Oktober stille Beteiligungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen. Bis Jahresende soll dann noch eine weitere Milliarde zurückgezahlt werden. Lufthansa umgeht damit eine hohe Zinslast. In den nächsten Jahren wären die Zinsen für die Hilfe stark angestiegen.

Im vergangenen Jahr hat die Coronakrise das Geschäft der Fluglinie stark beeinträchtigt. Abgesehen von Flügen mit Fracht kam der Flugverkehr fast zum Erliegen. Das Unternehmen fuhr täglich hohe Verluste ein. Der Aktienkurs der angeschlagenen Airline fiel von mehr als 17 Euro im November 2019 auf rund acht Euro im Mai 2020. Der Staat musste eingreifen. Mit einem neun Milliarden Euro großen Rettungspaket stützte die Bundesregierung die angeschlagene Fluggesellschaft. Dem Unternehmen war es hierauf untersagt, Dividenden auszuschütten und musste die Vergütung des Managements einschränken. Die Aktionäre hatten dem Rettungspaket mit großer Mehrheit zugestimmt.

Einschätzung der Redaktion: Die Kapitalerhöhung dient zur Stärkung der Bilanz und zur Rückzahlung der Staatshilfen. Auch die Nachrichtenlage zu den Einreisebestimmungen in die USA ist positiv. Demnach dürfen Geimpfte EU-Bürger und Briten wieder in die USA einreisen. Dies macht Lufthansa Hoffnungen auf eine verbesserte Geschäftsentwicklung. Über den Berg ist die Fluglinie aber noch nicht, die Pandemierisiken belasten weiterhin und der Umbau des Konzerns läuft noch. Wir empfehlen, die Aktie weiterhin beobachten.