Die Lufthansa setzt ihre Aktionäre nach einem tiefen Sturz in die roten Zahlen wieder in die Holzklasse. Für das vergangene Jahr werde keine Dividende gezahlt, da eine Ausschüttung nicht durch ein ausreichendes Jahresergebnis gedeckt gewesen wäre, teilte die Airline am Freitag mit. Stattdessen flog der Konzern wegen zahlreicher Streiks von Piloten und Boden-Personal sowie Absicherungsgeschäften für Kerosin, die wegen des rapide fallenden Ölpreises hohe Kosten verursachten, einen Verlust von 732 Millionen Euro ein. 2013 hatte die Kranich-Linie noch einen Gewinn von gut 400 Millionen Euro verbucht und 45 Cent je Aktie ausgeschüttet.

Aktionäre ergriffen die Flucht: Lufthansa-Aktien fielen in der Spitze um 5,5 Prozent auf 13,11 Euro. Damit waren sie mit Abstand größter Verlierer im Dax. Gründe für den herben Gewinneinbruch gibt es nach Aussagen von Finanzchefin Simone Menne eine ganze Reihe: "Den größten Einfluss hatte die sehr ungewöhnliche Entwicklung der Kerosinpreise am Jahresende", sagte sie. Der Preis für Öl, dem Ausgangsstoff von Flugbenzin, war Ende 2014 rapide gefallen. So kostete ein Barrel der in Europa verbreiteten Sorte Brent zum Jahreswechsel nur noch 50 Dollar - im Juni waren es noch 116 Dollar gewesen. Da die Lufthansa sich aber zu den hohen Preisen abgesichert hatte, mussten nun Rückstellungen gebildet werden.

Die Kosten für die zehn Streiks alleine der Piloten der Airline und andere Arbeitskämpfe lagen 2014 bei 232 Millionen Euro. Zudem schlugen noch Sonderbelastung aus dem Teilverkauf der IT-Sparte sowie höhere Pensionsverbindlichkeiten zu Buche.

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KEROSIN-GESCHÄFT TEURER ALS STREIKS

Das operative Ergebnis der Lufthansa betrug 954 Millionen Euro (Vorjahr: 699 Mio. Euro), wovon nach Abzug von Steuern, Zinsen und anderen Belastungen nur noch 55 Millionen Euro nach international üblicher Rechnungslegung übrig blieben. In diesem Jahr solle das operative Ergebnis "deutlich" getoppt werden, bekräftigte Menne frühere Aussagen. Die Dividende wird zwar auf Basis des operativen Gewinns errechnet, aber aus dem nach dem deutschen Handelsgesetzbuch abgeleiteten Gewinn gezahlt. Große Investoren begrüßten die Entscheidung, die Ausschüttung zu streichen. "Die Lufthansa braucht dringender denn je jeden Cent für den Konzernumbau und die Erneuerung der Flotte", sagte Michael Gierse von Union Investment, zu Reuters.

Die Lufthansa hat bereits Hunderte neue Flieger mit einem Listenpreis von zusammen 32 Milliarden Euro geordert. Es ist die größte Erneuerung der Flotte in der Geschichte der Kranich-Linie. Gleichzeitig überholt die deutsche Traditionsairline derzeit die Business-Class und führt eine neue Sitzklasse ein, die Premium Economy für betuchte Touristen. Das Unternehmen kämpft seit Jahren mit der harten Konkurrenz am Himmel, vor allem durch schnell wachsende Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten und Billigrivalen wie Ryanair. Hinzu kommen zu hohe Kosten für Personal, Flughafengebühren und die Ticketsteuer in Deutschland. Voriges Jahr senkte der Konzern zwei Mal seine Gewinnprognose. Die Wende sollen neue günstige Airlines unter der Dachmarke Eurowings bringen. Allerdings gehen Teile der Belegschaft, vor allem die Piloten, dagegen auf die Barrikaden.

Reuters