Ob die Geschäftsreise nach Frankfurt, der Wochenend-Trip nach Paris oder der 14-Tage-Erholungsurlaub in der Karibik: 13,7 Millionen Menschen sind im September mit einer Fluggesellschaft des Lufthansa-Konzerns geflogen, neun Prozent mehr als noch im Vorjahreszeitraum. Klingt zunächst gut. Doch tatsächlich gibt es bei der Lufthansa derzeit viele Baustellen. Wenn die größte deutsche Fluggesellschaft am kommenden Dienstag (30. September) den Zwischenbericht für das dritte Quartal 2018 vorstellt, sollten Anleger auf einige Dinge ganz besonders achten.

Für Bauchschmerzen in der Bilanz dürfte der operative Gewinn (Ebit) sorgen. Analysten erwarten dem Finanzdienstleister Bloomberg zufolge, dass der Gewinn auf 1,4 Milliarden Euro fällt.

Im vergangenen Jahr hatte die Lufthansa von der Air Berlin Pleite profitiert: Die Ticketpreise waren durch das niedrigere Angebot auf dem Luftverkehrsmarkt quasi explodiert. Mittlerweile ist der Wettbewerbsdruck aber wieder gestiegen. Die Billigflieger Easyjet und Ryanair und die von den Iren geschluckte Laudamotion drängen auf den Markt. Dadurch haben sich die Ticketpreise wieder auf einem niedrigeren Niveau eingependelt.

Hoher Ölpreis belastet



Für die Lufthansa ist das ein Problem. Denn auf der Kosten-Seite sieht es so gar nicht rosig aus. Traditionell haben Fluglinien hohe Ausgaben: Für das Kerosin, die Gehälter und Flughafengebühren. Der Treibstoff ist dabei einer der größten Kostenblöcke.

Der Ölpreis ist seit Jahresbeginn um mehr als 20 Prozent auf rund 80 Dollar gestiegen. Das schlägt sich auch in den Treibstoffkosten nieder. Analysten rechnen bei der Lufthansa mit Ausgaben für Flugzeugkraftstoff in Höhe von 1,7 Milliarden Euro - das wären rund 20 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Und ein Ende der Ölpreisrally ist noch nicht in Sicht, etwa weil das Angebot auf dem Markt durch die Sanktionen gegen den Iran sinkt. Die Nachfrage nach Öl ist aber durch die brummende Konjunktur weiterhin hoch.

Bei Ryanair hat sich der höhere Ölpreis bereits in der Bilanz niedergeschlagen. Der Billigflieger musste im ersten Halbjahr (per Ende September) den ersten Gewinnrückgang seit Jahren hinnehmen, wie die Iren am Montag mitteilten. Zur Begründung verwies das Unternehmen - neben den zahlreichen Streiks - auf den teuren Treibstoff.

Ryanair-Chef Michael O’Leary bezeichnete den Ölpreis als größtes Risiko für seine Gewinnprognose. Erst Anfang Oktober hatte er das Gewinnziel zurückgeschraubt. Eine erneute Anpassung sei aber eventuell erst nötig, wenn ein Barrel über 100 US-Dollar koste, sagte er in einem Interview.

Ticketpreise unter Druck



Die höheren Treibstoffkosten müsste die Lufthansa durch höhere Ticketpreise kompensieren. Doch das dürfte schwierig werden. Nach Berechnungen von Citigroup-Analyst Mark Manduca müsste der DAX-Konzern dafür die Preise im Schnitt um fünf Prozent anheben. Ob die Kranich-Airline das im dritten Quartal jedoch durchsetzen konnte, ist fraglich.

Denn neben den Überkapazitäten im Luftverkehrsgeschäft gibt es noch einen weiteren Grund: Nach den zahlreichen Flugausfällen in diesem Sommer sind viele Kunden unzufrieden mit der Lufthansa - höhere Ticketpreise würden den Unmut nur noch verschärfen. Rund 18.000 Flüge fielen von Jahresbeginn bis Ende August bei dem Lufthansa-Konzern aus, sagte Vorstandsmitglied Harry Hohmeister kürzlich dem "Hamburger Abendblatt". Rechnerisch wären das mehr als 60 gestrichene Verbindungen pro Tag. Grund dafür seien dem Unternehmen zufolge Wetterkapriolen und Flughafensperrungen gewesen.

Mit zu dem Chaos beigetragen hat auch die Integration der übernommenen Teile von Air Berlin. Die Lufthansa-Billigtochter Eurowings hatte 77 Flugzeuge übernommen. Die Eingliederung in den Geschäftsbetrieb erwies sich aber als schwierig.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat mittlerweile Besserung gelobt. "Unser nächstes großes Ziel ist, im nächsten Sommer sehr real dafür zu sorgen, dass Fliegen wieder pünktlicher und verlässlicher wird", sagte er jüngst. Die Sommermonate sind für Fluglinien wegen des hohen Reiseaufkommens generell die lukrativsten Monate.

Die Flugausfälle und -verspätungen schlagen sich auch in der Bilanz wieder. Spohr zufolge habe die Lufthansa bereits in diesem Jahr 250 Millionen Euro für Entschädigungen an Urlauber und Hotelübernachtungen für gestrandete Passagiere gezahlt. 2019, so hofft der Lufthansa-Lenker, soll es wieder das Normalmaß von 100 Millionen Euro sein.

An der Prognose für das laufende Jahr hat die Lufthansa allen Widrigkeiten zum Trotz bisher festgehalten. Der DAX-Konzern erwartet, im laufenden Jahr leicht unter dem Rekordgewinn vom Vorjahr - knapp drei Milliarden Euro - zu liegen. Analysten erwarten Bloomberg zufolge 2,8 Milliarden Euro.



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Einschätzung der Redaktion



Die Quartalszahlen der Lufthansa dürften nicht besonders überzeugen, was ein Blick auf den Zwischenbericht des Konkurrenten Ryanair zeigt. Das Branchenumfeld ist durch den hohen Ölpreis und die niedrigen Ticketpreise schwierig.

Auch charttechnisch ist die Lufthansa-Aktie angeschlagen. Die Aktie ist mit einem KGV von rund vier zwar sehr günstig. Anleger sollten dennoch lieber von der Seitenlinie aus zusehen und eine Bodenbildung abwarten. Ein Einstieg drängt sich nicht auf.

Empfehlung: Beobachten.
Kursziel: 21,00 Euro
Stoppkurs: 15,80 Euro