Im verfahrenen Tarifkonflikt mit den Piloten geht Lufthansa-Chef Carsten Spohr einen großen Schritt auf die streikfreudige Gewerkschaft zu. "Wir haben der Vereinigung Cockpit eine Gesamtschlichtung zu allen offenen Tarifverträgen angeboten", sagte Spohr am Mittwoch auf der Lufthansa-Hauptversammlung in Hamburg. "Wir reichen ihnen die Hand." Die Gewerkschaft reagierte vorsichtig. "Wir müssen abwarten, bis die Lufthansa uns das Angebot auch am Tariftisch vorlegt", sagte Cockpit-Sprecher Markus Wahl der Nachrichtenagentur Reuters.

An der Börse legte die Lufthansa-Aktie um 2,7 Prozent zu und setzte sich damit an die Spitze im Leitindex Dax. Börsianern zufolge setzen die Anleger darauf, dass die Lufthansa einer Lösung des seit Monaten brodelnden Tarifkonflikts mit ihren Piloten näher kommt.

Die Piloten pochen seit langem auf Gespräche über alle strittigen Tarifthemen. Diese Forderung wurde von der Lufthansa bislang jedoch abgelehnt, stattdessen war das Unternehmen nur zu einer Schlichtung zur Frührentenregelung bereit. Lufthansa-Piloten konnten bislang mit 55 Jahren aufhören zu arbeiten - im Schnitt gehen sie mit 59 Jahren in Rente. Die Konzernführung will diesen Wert wegen des scharfen Wettbewerbs in der Luftfahrtbranche auf 61 Jahre erhöhen. Ferner sind noch andere Tarifverträge offen, die unter anderem die Vergütung regeln.

Die Lufthansa sei noch in dieser Woche dazu bereit, mit Cockpit über einen Schlichter zu sprechen, sagte Konzernpersonalchefin Bettina Volkens. Ein Konfliktpunkt zeichnet sich allerdings schon ab. Die neue Billig-Strategie der Lufthansa unter dem Namen Eurowings sei nicht Teil der Gesamtschlichtung, da es sich dabei nicht um offene Tarifverträge handle, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Insbesondere die neuen Billigableger sind den Piloten aber ein Dorn im Auge.

In dem seit einem Jahr tobenden Tarifkonflikt mit der Lufthansa legten die Flugzeugführer die Arbeit bereits 15 Mal nieder. Der Schaden durch diese und andere Streiks belief sich für die Lufthansa im vorigen Jahr auf 230 Millionen Euro.

Reuters