Aus dem Stand heraus kletterte die Manz-Aktie Mitte Februar innerhalb von wenigen Tagen um rund 30 Prozent. Gerüchte um ein Interesse von Apple am TecDAX-Unternehmen wirkten als Kurskatalysator. Finanziell wäre eine Übernahme für die Kalifornier kein Problem, die Kriegskasse ist gut gefüllt. Manz bringt lediglich 480 Mio. Euro auf die Börsenwaage. Allerdings gehören zu einem solchen Deal immer zwei Parteien. Und hier kamen klare Worte aus Reutlingen: "Ich habe nicht vor, zu verkaufen", stellte Firmengründer Dieter Manz klar. Da die Familie Manz rund 50 Prozent der Aktien hält, dürfte das Thema vorerst beendet sein. Dennoch bleibt Apple auch weiterhin ein wichtiger Faktor für Manz. Anfang des Jahres lobten die Amerikaner das technische Equipment der Schwaben. Inzwischen zählt Manz offiziell zu den Zulieferern von Apple. Eine ungewöhnliche Offenheit des sonst so schweigsamen US-Konzerns.

Nüchtern betrachtet gibt es auch gute Gründe, nicht an Apple oder einen anderen Konzern zu verkaufen. Während bei der Gründung im Jahr 1987 der Fokus noch auf der Automation lag, besticht der Spezialmaschinenbauer inzwischen mit Kernkompetenzen in sechs weiteren Technologiefeldern: Messtechnik, Laserbearbeitung, Vakuumbeschichtung, Nasschemie, Drucken und Beschichten sowie Roll-to-Roll-Prozesse. Mit 65 Prozent wird der Löwenanteil der Erlöse im Bereich "Display" generiert, während die Segmente "Solar" und "Battery" im vergangenen Geschäftsjahr jeweils weniger als zehn Prozent beisteuerten. Rund 17 Prozent entfallen auf den Bereich Leiterplatten.

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Hanergy aus China macht Mut

Doch die Umsatzverteilung könnte sich in Zukunft deutlich verändern. Beginnen wir mit dem Sorgenkind, der Solar-Sparte. Bei einem konzernweiten Umsatzanstieg in 2014 von 15 Prozent auf 306 Mio. Euro führten außerplanmäßige Abschreibungen im schwächelnden Solar-Bereich zu einem operativen Verlust von knapp 33 Mio. Euro. Die Wertberichtigungen von rund 23 Mio. Euro auf das Solarsegment und die angekündigten Kostensenkungen sind aber als Befreiungsschlag zu sehen. Hier lautet die spannende Frage, ob Manz in diesem Jahr einen Auftrag erhält oder nicht. Angetrieben von den starken Solar-Wachstumsraten in den USA und China bestehen durchaus gute Chancen, dass die Schwaben an ihrer Dünnschichtlinie noch viel Freude haben werden. Hanergy ist das nach Marktkapitalisierung größte Solarunternehmen der Welt und bietet eine vergleichbare Technologie an. Anders formuliert: Sollte Manz keinen Auftrag erhalten, dürfte sich zumindest ein hoher Verkaufspreis erzielen lassen. In Polen hat der Spezialmaschinenhersteller bereits einen Kunden, der bis zum Sommer eine Bestellung aufgeben könnte.

Im Bereich der Halbleiter sehen die Wachstumsperspektiven ebenfalls vielversprechend aus. Lampe-Analyst Karsten Iltgen verweist auf den größten Kunden von Halbleiteranlagen, der in den vergangenen Jahren deutliche Marktanteile gewonnen hat. Prognosen zufolge dürfte das Unternehmen in diesem Jahr beim Umsatz um gut zehn Prozent zulegen, mit entsprechend positiven Auswirkungen für Manz. Noch mehr Power bietet der Bereich Battery, das Segment entwickelt sich derzeit am besten. Besonders der letztjährige Zukauf von Arcotronics erweist sich immer mehr als perfekte strategische Erweiterung. Einige bedeutende Aufträge für Anwendungen im Bereich Wireless Headsets wurden bereits an Land gezogen, weitere sollten folgen. Inzwischen fährt Manz in Tübingen eine vollständige Prototypenlinie zur Herstellung von Li-Ionen-Batterien hoch, einen ersten Auftrag über 35 Mio. Euro haben die Schwaben von einem Kunden aus der Konsumelektronik bereits erhalten. Nach Meinung von Analyst Iltgen sind die Schätzungen für das Segment von 80 Mio. Euro für 2015 und 120 Mio. Euro für 2016 konservativ. Grundsätzlich ist das Potenzial sogar groß genug, dass der Bereich in zwei bis drei Jahren eine ähnliche Größe erreichen könnte wie das Display-Segment.

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Mit Tesla auf die Überholspur?

Als Katalysator könnte sich Tesla erweisen. Auch wenn der erste Auftrag von Tesla noch klein war, könnten sich hieraus Folgeaufträge entwickeln. Zwar dürfte sehr wahrscheinlich Panasonic mit seinen Partnern die größten Aufträge für die Gigafactory von Tesla einheimsen, die ab 2017 starten soll. Allerdings fällt das von Tesla veranschlagte Budget über rund fünf Mrd. Dollar groß genug aus, um auch bei Manz auf der Umsatzseite deutlich positiv durchzuschlagen, selbst wenn es sich nur um einen kleinen Auftrag handeln sollte. Bisher sind mögliche Aufträge in den Analystenschätzungen nicht enthalten.

Gute Nachrichten gab es zuletzt auch aus dem Bereich Display. Im März erhielt Manz einen Auftrag über rund 35 Mio. Euro und umfasst Produktionsequipment zur Herstellung von Displays und anderen Komponenten für Smartphones, Tablet-Computer und Notebooks. Auch nach den Enttäuschungen im vergangenen Jahr bei den Saphir-Verarbeitungsmaschinen besteht weiterhin Potenzial. So hat der direkte Smartphone-Kunde noch eigene Entwicklungsaktivitäten für Saphir im Coverglas. Außerdem wird Saphir bei den Smartwatches verwendet. Sollten die Produkte nach dem nun erfolgten Verkaufsstart bei Apple an Beliebtheit gewinnen, müssten die Anbieter weitere Laseranlagen ordern.

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Neuigkeiten in Sicht

Unter dem Strich bieten sich den Schwaben somit viele Wachstumsoptionen. "Seit Jahresbeginn haben wir Aufträge mit einem Gesamtvolumen von über 75 Mio. Euro erhalten. Diese werden zu Großteilen erst ab dem zweiten Quartal umsatz- und ertragswirksam. Entsprechend erwarten wir nach einem eher soliden ersten Quartal eine deutliche Wachstumsdynamik ab dem zweiten Quartal 2015", ließ Dieter Manz Anfang März durchblicken. Bisher rechnet das Management für 2015 mit Umsätzen von 320 bis 340 Mio. Euro bei deutlich positivem Ebit. Intern ist man offenbar etwas mutiger. Gerüchten zufolge könnten Verhandlungen über den Verkauf von Produktionsanlagen für die Solar-Dünnschichtmodule den Umsatz auch auf bis zu 400 Mio. Euro treiben.

Die kommenden Wochen und Monaten werden somit spannend und lassen eine Fortsetzung der starken Entwicklung im ersten Quartal erwarten. Die vor wenigen Tagen erfolgreich durchgeführte zehnprozentige Kapitalerhöhung spült rund 40 Mio. Euro in die Kasse. Ein cleverer Schachzug nach der jüngsten Kursrally, mit dem bei einer kleinen Verwässerung relativ viel Kapital aufgenommen wurde. Mit dem Geld können nun kleinere Zukäufe in den Bereichen Display und Battery erfolgen. Am 12. Mai wird Manz über die Geschäfte im ersten Semester berichten. Mutige Anleger nutzen den jüngsten Kursrücksetzer, steigen bereits vor den Zahlen mit einer kleinen Position ein und spekulieren auf eine Überraschung Mitte Mai. Börse Online setzt das Kursziel mit 95 Euro an, dass Bankhaus Lampe sieht sogar Spielraum bis 111 Euro.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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