Erst China, nun Mexiko, vielleicht bald die EU. US-Präsident Donald Trump - selbst gewählter Spitzname "Tariff Man" - scheint Zölle regelrecht als Allheilmittel zu sehen. Kaum ein Tag vergeht, an dem er nicht mit derlei Sanktionen droht oder sie gar schon konkret umsetzt. Bar jeglicher Vernunft, wie es scheint.

"Trump ist mit seiner Zollpolitik auf einem ökonomischen Irrweg und gefährdet damit zunehmend den Wachstumspfad der Weltwirtschaft", sagt Robert Greil, der Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers. Greils Befürchtung: "Es wird immer klarer, dass sich die USA mit dieser Politik ins Abseits schießen." Daher rät er zur Vorsicht an den Aktienmärkten: "Je weiter sich die Konjunkturperspektiven eintrüben, desto unwahrscheinlicher wird ein positiverer Gewinnrevisionstrend."

Eine Lösung im Streit zwischen den USA und China werde auf "absehbare Zeit" sehr unwahrscheinlich, findet Mark Dowdin von der Investmentgesellschaft BlueBay. "Wir werden eher eine Verschärfung auf beiden Seiten erleben, mit 25-prozentigen Strafzöllen, wenn auch mit vielen Ausnahmen." Wer etwas optimistischer ist, hofft noch auf das G-20-Treffen Ende des Monats in Japan. Da kommen die Staats- und Regierungschef der großen Nationen zusammen, und ein Gespräch auf höchster Ebene könnte vielleicht doch noch Bewegung in die verfahrene Lage bringen. Denn Trump mag sich zwar als "Tariff Man" sehen, allerdings eben auch als "Dow Man", als einer, der positive Börsenentwicklungen für sich reklamiert.

Im Moment hat allerdings der "Tariff Man" das Sagen. Wie stark die Verunsicherung an den Märkten deshalb inzwischen ist, zeigt recht gut die Entwicklung beim Öl, dem - im wahrsten Sinne des Worts - Schmiermittel der Weltkonjunktur: Der Ölpreis sackte zuletzt auf den tiefsten Stand seit März. Vom zwischenzeitlichen Hoch Ende April hat der Preis für die Sorte Brent aktuell etwa 13 Prozent abgegeben. Manche sehen im Verfall des Ölpreises einen Hinweis auf eine kommende Rezession. Aber vielleicht ist dies auch ein übertrieben pessimistisches Szenario. BlueBay-Experte Dowdin rät zu einer differenzierten Betrachtung der Lage: "Trotz allem erkennen wir kaum direkte Auswirkungen auf das Wachstum der US-Wirtschaft. Die Frage ist eher, wie der Handelskonflikt die aktuelle und kommende Stimmung beeinflusst und damit die langfristige Investitionsneigung in Zukunft."

Aktuell sieht es jedenfalls noch ganz passabel aus. Das BIP-Wachstum in den USA dürfte für den Rest des Jahres bei etwa zwei Prozent liegen - mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass die US-Notenbank Fed in Sachen Leitzins weiter bei ihrer Stillhaltetaktik bleiben dürfte.

Manche Kommentatoren meinen, dass sogar eine Zinssenkung möglich wäre. Allerdings müsste dafür die Wirtschaft wohl doch deutlicher abkühlen, um stimulierende Maßnahmen zu rechtfertigen. Gleichzeitig fällt aber auch auf, dass die Inflation immer noch extrem niedrig ist - trotz der in den zurückliegenden Monaten boomenden Wirtschaft und der massiv gelockerten Geldpolitik.

Insgesamt sieht es wohl danach aus, dass die Märkte noch eine Weile wackelig bleiben. Vielleicht bedarf es einer abschließenden, panikartigen Verkaufswelle, bevor ein neuer Anstieg beginnen kann. Und dafür ist vermutlich auch -nötig, dass der Präsident der Vereinigten Staaten wieder zu "Dow Man" mutiert und den "Tariff Man" - zeitweise - in Rente schickt.