Es bleibt schwierig an den Börsen. Überall Stimmungskiller. Die Autobauer bleiben beispielsweise unter Druck, weil die Effekte der Abgasaffäre einfach nicht weniger werden. Am Montag sorgte dann ein erneut schwächeres Ifo-Geschäftsklima für sinkende Kurse. Weitere Unsicherheit bringt der Streit um die Ausrichtung der Asyl- und Migrationspolitik - auf nationaler wie auf europäischer Ebene.

Und dann ist da noch das Dauerthema Handelsstreit. Am 6. Juli werden in den USA neue Strafzölle auf chinesische Importe im Wert von 34 Milliarden Dollar in Kraft treten. Allerdings ist das nur ein Bruchteil dessen, was insgesamt im Raum steht - Schätzungen gehen von 450 Milliarden Dollar aus. Vermutlich wird es dabei nicht bleiben. Es gibt neue Pläne, wonach der Verkauf von amerikanischen Technologieunternehmen an Konzerne, die zu mindestens einem Viertel in chinesischer Hand sind, untersagt werden soll. Die US-Regierung reagiert damit auf die Absicht Pekings, Firmen in Schlüsseltechnologien wie Luftfahrt, IT, Schiffsbau, Pharma und Robotik in den USA und in Europa kaufen zu wollen. Fragen der "Nationalen Sicherheit" gibt Washington als Grund für mögliche Sanktionen an.

Gegenüber diesen geballten und drastischen Absichtserklärungen verblassen dann andere - durchaus positive - Faktoren. Etwa, dass sich die OPEC-Staaten auf eine Erhöhung der Ölfördermenge geeinigt haben, und dass auch Nicht-OPEC-Mitglieder wie Russland den Output erhöhen wollen. Der in den zurückliegenden Monaten stark gestiegene Ölpreis ist dadurch wieder unter Druck, was die Furcht vor stark steigender Inflation etwas dämpft.

Und trotzdem: Insgesamt ist das Umfeld für eine weiterhin positive Börsenentwicklung längst nicht mehr so gut wie noch zu Jahresbeginn. Die Euphorie durch die US-Steuersenkungen ist wie weggeblasen. Auch große Investoren wie Pimco, einer der weltweit führenden Anleihemanager, machen sich inzwischen Sorgen. "Die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte könnten in den kommenden Jahren in eine neue Phase möglicherweise radikaler Veränderungen eintreten", heißt es in einem aktuellen - recht langfristigen - Ausblick des Geldverwalters. Wer von einer Fortsetzung der lang andauernden Phase geringer Volatilität und steigender Bewertungen seit der globalen Finanzkrise ausgehe, dem könne ein unsanftes Erwachen drohen.

Pimco geht für den Zeitraum von drei bis fünf Jahren, der vor uns liegt, von einer wahrscheinlichen Rezession in den USA aus, die auch große Teile der Weltwirtschaft treffen dürfte. Als Auslöser kämen verschiedene Faktoren infrage, einschließlich des abebbenden Effekts der US-Steuerreform und des Risikos einer Konjunkturüberhitzung, welche die US-Notenbank bei steigendem Inflationsdruck zu aggressiveren Maßnahmen veranlassen könnte.

Eine Meinung, mit der Pimco sicher nicht allein ist. Vermutlich passen daher auch jetzt schon viele Marktteilnehmer ihre Depots an. Die Stimmung jedenfalls ist so negativ wie lange nicht. Gerade weil der globale Handelskonflikt sich zuspitzt, fürchtet jeder eine sich immer weiter drehende Negativspirale, bei der nicht absehbar ist, wie sie enden kann. Doch weil sich inzwischen auch in den USA die negativen Seiten zeigen - Stichwort Produktionsverlagerung bei Harley Davidson - stellt sich die Frage, wie lange die Regierung Trump diese Politik noch durchhält.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com