Beim Blick in den Rückspiegel der Entwicklung des DAX kommt man in den vergangenen zehn Jahren auf eine annualisierte Performance von 8,3 Prozent. Und auch die meisten Anleger gehen davon aus, dass sie in den kommenden Jahren mit ähnlichen Renditen rechnen können. Kaum einer denkt daran, dass dies auch anders kommen könnte. Die britische Fondsgesellschaft Schroders hat sich auf die Suche nach den Renditen von morgen gemacht. "Die weltweiten Aktienrenditen, die wir in den vergangenen Jahren gesehen haben, waren enorm", sagt Charles Prideaux, Global Head of Investment bei Schroders. Seine Prognosen für die kommenden zehn Jahre sind jedoch ernüchternd. Insbesondere Fans von US-Aktien müssen laut Prideaux demnächst viel kleinere Brötchen backen.

Seit 2009 konnte man pro Jahr dort 14,7 Prozent Rendite einfahren. Damit lag auch die reale Rendite in den USA nach Abzug der Inflation bei etwa 13 Prozent jährlich. Das liegt deutlich über dem 80-jährigen Durchschnitt von 7,5 Prozent. Bis 2028 sollen es nur noch sechs Prozent sein. Prideaux erwartet für die Eurozone zukünftig Renditen von 4,1 Prozent (10,8 %). Für Großbritannien und Japan geht der Experte von 3,9 Prozent (9,8 %) bzw. drei Prozent (7,3 %) aus. Die einzige Anlageklasse, der Prideaux in den kommenden zehn Jahren höhere Renditen als in den vergangenen zutraut, sind die Emerging Markets. Hier kann man mit neun Prozent pro Jahr rechnen. Das sind 0,8 Prozentpunkte mehr, als die vergangenen zehn Jahre abwarfen. Damit liegen die von Schroders prognostizierten Renditen deutlich unter dem, was die Anleger erwarten. Im globalen Durchschnitt gehen Anleger in den kommenden fünf Jahren von 10,7 Prozent pro Jahr aus. Fast jeder Sechste erwartet sogar Jahresrenditen von mindestens 20 Prozent. Der anhaltende Anstieg der Märkte in den letzten zehn Jahren und die Kursrally von Anleihen, die durch die Zufuhr von Liqui­dität von den Zentralbanken gestützt wurden, haben laut Prideaux die falschen Erwartungen geweckt, dass dies in Zukunft in dem Ausmaß weitergeht.

In der Vergangenheit waren schlechtere Zeiten an den Aktienmärkten meist gute an den Anleihemärkten. Aber auch Bond-Fans kann Prideaux keine optimistischen Prognosen bieten. Er erwartet, dass die realen Renditen an den Rentenmärkten meist negativ ausfallen werden. Für Euro-Anleihen erwartet er in den kommenden zehn Jahren annualisierte Erträge von gerade einmal 0,2 Prozent. Auch im Anleihebereich sind nach den Prognosen von Schroders einzig Schwellenländerpapiere lukrativ. 5,7 Prozent sollen dort möglich sein. Als Gründe für die verringerten Renditeerwartungen bei Aktien und Renten nennt Prideaux etwa den Klimawandel, den Anstieg des Populismus und die technologische Disruption. Er erwartet eine Welt, die mehr von Mikrofragen als von ­Makrodaten dominiert sein wird. Insbesondere der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft werde Investitionen von rund zwei Billionen Dollar notwendig machen, um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Dies eröffnet laut Prideaux insbesondere aktiven Managern Chancen. Denn in den vergangenen Jahren hätten nur wenige große Firmen die Indizes getrieben.