Mit der Schnäppchenjagd ist das so eine Sache. Wenn etwas einbricht, das wir auf unserer Watchlist haben, wird diese Aktie interessant. Der Moment kann allerdings schnell vorüber sein. Auch bei Aktien von Unternehmen, die ein gutes Geschäftsmodell haben, kann es massenweise Abverkäufe geben. Der Kurs geht aber normalerweise schnell wieder nach oben.

Aktuell gibt es wieder Schnäppchen. Der DAX brach von Mai bis Oktober immerhin um rund 15 Prozent ein, der S & P 500 um zehn Prozent. Im Folgenden stelle ich einige vor.

United Internet haben wir unter Dauerbeobachtung. Gründer und CEO Ralph Dommermuth ist einer der besten Unternehmer seiner Generation und denkt mit 55 Jahren nicht ans Aufhören. Direkt nach der Banklehre gründete er sein Unternehmen und hat es durch alle Krisen wie zum Beispiel den Zusammenbruch der New Economy und die Finanzkrise geführt. Jedes Mal ist United Internet gestärkt daraus hervorgegangen. Im Herbst 2018 brach der Kurs um 40 Prozent ein. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gut zehn und einer Dividendenrendite von gut zwei Prozent ist die Aktie sehr interessant.

Auch die Lufthansa ist bei einem KGV von unter fünf und einer Dividendenrendite von über vier Prozent interessant. Zwar ist das Unternehmen in einer schwierigen Branche tätig, aber es ist ein gesundes Unternehmen dieser Branche. Durch die Insolvenz von Air Berlin wurde die Lufthansa gestärkt. Mit dem Catering- und Service-Geschäft werden auch andere Fluggesellschaften versorgt. Anders als United Internet ist die Lufthansa allerdings kein Dauerläufer. Steht der Kurs bei 26 Euro oder mehr, was ein Plus von 30 Prozent bedeuten würde, sollte die Aktie wieder verkauft werden.

Die Aktie des Biergiganten AnheuserBusch, der weltweit jedes dritte Bier verkauft, ist von 115 Euro Anfang 2017 auf zwischenzeitlich 66 Euro gefallen. Das sind über 40 Prozent. Das Unternehmen hatte sich in der Fusion hoch verschuldet. Es kann sinnvoll sein zu investieren, denn das Geschäft ist relativ stabil und die Zinsen sind niedrig. Jetzt wurde eine Dividendenkürzung beschlossen, um die Schulden zu reduzieren.

Drei goldene Regeln



Erstens: Wenn es gut geht, sollten Sie nach zehn oder 20 Prozent Gewinn nicht wieder aussteigen, wenn Sie eine Vorstellung vom fairen Wert haben. Das lohnt die Mühe nicht. Dann lieber langfristig investieren.

Zweitens: Manchmal "bewegen" sich Aktien lange nicht. Dann sollten Sie stillhalten. Der Markt lässt sich nicht timen. Wir wissen zwar, wann eine Aktie wahrscheinlich billig ist, und können dann zuschlagen, wenn wir die notwendige Disziplin aufbringen. So macht es auch Warren Buffett. Wir wissen aber nicht, wann der Markt drehen wird.

Drittens: Nicht selten fällt eine Aktie weiter, wenn Sie in der Korrektur kaufen. Auch dann sollten Sie stillhalten oder in Maßen nachkaufen. Das fällt vielen Investoren schwer. Auf keinen Fall aber sollten Sie Stop-Loss-Orders setzen, wenn Sie eine Aktie billig gekauft haben. Das beruhigt zwar Ihre Nerven, ist aber ein sicherer Weg, Kapital zu vernichten. An der Börse Geld zu verdienen, setzt eine gewisse Stresstoleranz voraus. Automatisch geht es nur dann, wenn Sie Aktien von Qualitätsunternehmen kaufen und diese viele Jahre liegen lassen.

Hinweis: Die von Max Otte beratenen Fonds Max Otte Vermögensbildungsfonds und PI Global Value Fonds sind in United Internet und Lufthansa investiert.

Zur Person: Der in Princeton promovierte Ökonom lehrte nach Tätigkeiten an den Hochschulen Worms, Boston und Würzburg zuletzt an der Universität Graz. Er ist ordentlicher Professor an der Hochschule Worms und als Vermögens- und Fondsberater tätig. Otte ist Mitbegründer des Instituts für Vermögensentwicklung und des Zentrums für Value Investing.

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des wöchentlichen Börsenbriefes DER PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer sowie Hauptgesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH.