Der Sprung in die höchste Börsenliga ist geschafft: An der Wall Street ist der weltweit führende Hersteller roboterassistierter Operationssysteme Intuitive Surgical erstmals mehr als 100 Milliarden Dollar wert. Das Fundament ist zwar noch dünn, das Geschäft des in Sunnyvale, Kalifornien, ansässigen Weltmarktführers sollte aber weiter anziehen und damit auch der Börsenwert.

Amerika hat die Auswirkungen der Pandemie dank der Impfkampagne überraschend schnell in den Griff bekommen. Damit ist in den Terminplänen der Krankenhäuser zunehmend wieder Platz für Operationen. Intuitive Surgicals jüngst vorgelegte Quartalsbilanz liefert den Beleg für einen guten Start ins Jahr. Die roboterassistierten Operationssysteme des Konzerns namens Da Vinci werden für minimalinvasive Eingriffen eingesetzt, etwa zur Behandlung von Prostatakrebs. Von den je nach Ausstattung bis zu zwei Millionen Euro teuren Geräten sind weltweit knapp 6000 im Einsatz, mehr als die Hälfte davon in den USA.

Mit mehr als 8,5 Millionen Eingriffen seit dem Debüt des ersten Da Vinci im Jahr 2004 hat sich die Technologie in großen Kliniken etabliert. Inzwischen in der vierten Generation aktiv, führt der Roboter Operationen nie selbstständig durch, er entlastet Chirurgen mit 3-D-Aufnahmen der Organe und bei einzelnen Schritten während der OP.

Wachstumsmarkt OP-Roboter

Als Pionier bei Operationsrobotern behauptet sich Intuitive Surgical in einem Markt mit viel Entwicklungspotenzial gut gegen die Konkurrenz. Dort sind vor allem US-Konzerne präsent: Medtronic, NuVasive und Globus Medical. Voraussichtlich ab Herbst wird auch Vicarious Surgical börsennotiert sein. Der Aufsteiger mit Sitz in Charlestown, Massachusetts, gehört seit wenigen Tagen einem auf den Kauf von Unternehmen ausgerichteten Fonds, einem SPAC. Bis Herbst übernimmt Vicarious die Börsennotierung des SPAC, der seinen Zweck erfüllt hat und in dem Unternehmen aufgeht. Zu den Geldgebern des Investmentvehikels zählen Persönlichkeiten wie Ex-Alphabet-Chef Eric Schmidt, Microsoft-Gründer Bill Gates und Silicon Valleys Risikokapital-Ikone Vinod Khosla. Vicarious’ Technologie dürfte frische Impulse liefern.

Für 2025 erwarten Marktforscher weltweit 12,6 Milliarden Dollar Umsatz mit robotergestützten Operationssystemen, 2017 waren es laut Onlineportal Statista erst 5,1 Milliarden Dollar.

Wie schwierig der Markt jedoch auch für finanzielle Schwergewichte ist, zeigt Johnson & Johnson. Amerikas größter Medizintechniker hat die Einführung seines Systems für OPs an der Wirbelsäule im vergangenen Jahr verschoben.

Marktführer Intuitive Surgical lieferte 2020 trotz Corona 936 Da-Vinci- Systeme aus. In Europa und in Asien, wo der Konzern vor allem in Südkorea stark präsent ist, sind die langfristigen Wachstumsaussichten besonders gut. Fast 80 Prozent von zuletzt gut 4,3 Milliarden Dollar Jahresumsatz sind regelmäßig wiederkehrende Erlöse. Das Geschäftsmodell ist stabil. Die Entwicklung lässt sich gut prognostizieren.

Weltmarktführer für Herzklappen

Mit der Eindämmung von Corona in den USA ziehen auch die Geschäfte von Edwards Lifesciences an, dem weltweit führenden Hersteller von Herzklappen aus organischen Gewebe. Mit Herzklappen des im kalifornischen Irvine beheimateten Unternehmens wurden weltweit inzwischen mehr als zwei Millionen Patienten behandelt. Nach Angaben des Branchenportals Cardio Vascular Business hatten die Kalifornier im Jahr 2019 rund 55 Prozent Weltmarktanteil.

Im vergangenen Jahr wurden wegen der außergewöhnlich starken Belastung der Kliniken durch die Pandemie, besonders in den USA, Transplantationen von Herzklappen möglichst verschoben. Nun entspannt sich die Situation in den Krankenhäusern, und das inzwischen nicht nur in Amerika. Die Experten von Research and Markets erwarten mit jährlichen Zuwächsen von mehr als 20 Prozent im Jahr 2023 rund 9,9 Milliarden Dollar Umsatz mit den lebenswichtigen Mikroventilen, die im Herzmuskel das Zurückströmen von Blut in die falsche Richtung verhindern.

Miles Lowell Edwards, während der 50er-Jahre fasziniert von der Mechanik des Herzens, entwickelte 1958 auf Anregung eines Chirurgen die erste künstliche Herzklappe, die einem Patienten erfolgreich implantiert wurde. Auch das heutige Unternehmen arbeitet bei der Weiterentwicklung seiner Produkte weltweit mit Chirurgen zusammen. In den USA, wo Edwards Lifesciences 56 Prozent von zuletzt 4,4 Milliarden Dollar Jahresumsatz einfährt, laden Mitarbeiter Patienten in den Konzern ein, um ihnen die Technologie näherzubringen. Rund 95 Prozent des Umsatzes erlöst Edwards mit Produkten, bei denen der Konzern weltweit führend ist.

Gegen US-Konkurrenten wie Boston Scientific und Abbott Laboratories behauptet sich der Primus erfolgreich. Auf dem Parkett hat Edwards bis zur Schwelle von 100 Milliarden Dollar noch ein Stück. In vier Jahren hat sich der Börsenwert jedoch mehr als verdoppelt.
 


INVESTOR-INFO

Intuitive Surgical

Zweistelliges Wachstum

Das Geschäft der Spezialisten für robotergestützte Operationssysteme zieht nachhaltig an. Nach dem guten ersten Quartal stellt Intuitive bei den OP-Dienstleistungen für 2021 ein Plus von 22 bis 26 Prozent in Aussicht, klar mehr als die von Analysten geschätzten 18 bis 19 Prozent. Beim Gesamtumsatz erwarten Analysten gut ein Fünftel mehr als 2020 und mehr als 33 Prozent Plus beim Gewinn.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 850,00 Euro
Stoppkurs: 545,00 Euro

Edwards Lifesciences

Gewinnprognose erhöht

Der weltweit führende Hersteller von Herzklappen hat seine Gewinnprognose für 2021 erhöht und stellt nun pro Aktie 2,07 bis 2,27 Dollar Nettoertrag in Aussicht. Das sind zehn bis 21 Prozent mehr als im Vorjahr. Analysten taxieren den Gewinn auf 5,1 Milliarden Dollar, den Umsatz auf 2,13 Dollar pro Aktie. Das lässt Spielraum für bessere Ergebnisse.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 90,00 Euro
Stoppkurs: 55,00 Euro