Die Aktien des Ant-Großaktionärs und Amazon-Rivalen Alibaba stürzten an der Wall Street zeitweise um mehr als neun Prozent ab.

Die chinesische Finanzaufsicht hatte nach Aussage von Insidern am Montag Alibaba-Gründer Jack Ma, der das Fintech-Unternehmen Ant Financial ins Leben gerufen hatte, und andere Top-Manager zu einer Anhörung einbestellt. Ihnen wurde eröffnet, dass das lukrative Online-Kreditgeschäft künftig stärker überwacht wird. Diesen Anforderungen könne Ant möglicherweise zunächst nicht nachkommen, teilte das Unternehmen nun mit. Zudem könne Ant möglicherweise Offenlegungspflichten und Voraussetzungen für Notierungsaufnahme nicht erfüllen.

Ant betreibt mit Alipay den dominierenden Bezahldienst in China und bietet über die Apps auch Kredite, Versicherungen und Dienste zum Vermögensmanagement an. Die Ursprünge von Ant liegen im Jahr 2003. Damals hatte Ma bei dem chinesischen eBay-Konkurrenten und Alibaba-Tochter Taobao ein eigenes Bezahlsystem namens Alipay eingeführt. 2011 wurde Alipay dann von Alibaba abgespalten. Der Konzern hält immer noch ein Drittel an Ant. Seit der letzten Finanzierungsrunde 2018 sind außerdem namhafte Investoren wie der Staatsfonds Temasek aus Singapur und der Finanzinvestor Warburg Pincus an dem Fintech beteiligt. In den ersten neun Monaten 2020 steigerte Ant den Betriebsgewinn um 42,6 Prozent auf umgerechnet 17,8 Milliarden Dollar.

Doch die Dominanz von Ant und dem chinesischen Internetgigant Tencent mit seinem Bezahldienst WeChat Pay ist den chinesischen Behörden offenbar zunehmend ein Dorn im Auge. Angesichts steigender Kreditausfälle in der Corona-Krise stören sie sich auch daran, dass Banken die Technologie von Konzernen wie Ant nutzen, um Konsumentenkredite zu vergeben.

Die Kehrtwende der Behörden kommt überraschend. Sie hatten erst am 21. Oktober nach mehrwöchiger Verzögerung und eingehenden Prüfungen grünes Licht für den Börsengang gegeben. Anleger rissen sich um die Ant-Aktien, einem glanzvollen Börsendebüt schien nichts mehr entgegen zu stehen. Privatanleger in Shanghai orderten Aktien für mehr als 2,8 Billionen Dollar, das für sie zur Verfügung stehende Kontingent war 872-fach überzeichnet.

Lange Zeit hatte Ant auch mit einem Börsengang an der Wall Street geliebäugelt, jedoch wegen der Spannungen zwischen den USA und der Volksrepublik darauf verzichtet. Andere chinesische Konzerne haben sich dagegen in den vergangenen Monaten trotzdem für eine Aktienemission in New York entschieden - nicht zuletzt wegen der geringeren Regulierungshürden. Durch das Platzen des Ant-Börsengangs dürften sie sich in ihrer Entscheidung bestärkt fühlen.

Der Traum vom weltgrößten Börsengang ist für Ant nun erst einmal ausgeträumt. Der saudi-arabische Ölgigant Saudi Aramco, der vergangenes Jahr 29,4 Milliarden Dollar eingesammelt hatte, verteidigt vorerst den Titel.

rtr