Profitoptimierung per Fahrstuhl? Bei einem japanischen Immobilienkonzern funktioniert das bereits. In dessen Bürogebäuden registrieren Minicomputer über die Zugangskarten für die Aufzüge, wie viele und welche Personen - Angestellte oder Besucher - sich zu welcher Zeit und wie lange wo im Gebäude aufhalten. Die Daten werden per Internet an die Verwaltung gesendet. Aus der Änderung der Daten binnen Tagen, Wochen und Monaten wird dann auf die Geschäftsentwicklung der Mieter geschlossen - und der Preis der Büros entsprechend angepasst.

Bevor der Immobilienkonzern seinen eigenen Konjunkturindikator für Mietpreise entwickeln konnte, mussten die Liftdaten allerdings erst aus der Maschinensprache übersetzt und analysiert werden. Geliefert hat das Programm dafür der kalifornische Softwarehersteller Splunk: "Mit dem Indikator kann die Gebäudenutzung sechs Monate im Voraus abgeschätzt werden. In Japan, wo Informationen über Veränderungen der inanziellen Situation von Firmen, also auch der Mieter, spärlich sind, ist das wertvoll", erklärt Splunk- Chef Godfrey Sullivan gegenüber €uro am Sonntag.

Schon längst ist es möglich, dass die in unterschiedlichsten Geräten eingebauten Computer auch Daten über die Nutzung, Belastung oder auch technischen Ausälle der Produkte registrieren. Doch erst mit der schnellen Datenübertragung per Internet - ob über Kabel oder mobiles Web - können die Unternehmen Informationen quasi in Echtzeit auslesen und darauf reagieren.

An der Schlüsselstelle der Kommunikation zwischen Gerät und Hersteller oder Wartungsdienst sitzen Softwareirmen wie Splunk. Denn deren Programme übersetzen und analysieren die Informationen aus der Maschinensprache, in der die Kommunikation zwischen den via Web verbundenen Geräten abläuft. Ein schnell wachsendes Geschäft, mit dem sich nicht nur Splunk kräftige Gewinne erhofft.

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Internet der Dinge beschleunigt

Ähnlich wie die Fahrstühle haben zunehmend mehr Geräte Anschluss ans Web. Die Datenmengen, die dabei übertragen werden können, sind riesig - Big Data ist deshalb die Branchenbezeichnung für das Geschäft mit dem Senden, Speichern und Auswerten der Informationen.

Experten erwarten, dass auf der Computermesse Cebit unterschiedlichste Branchen ihre Lösungen für das sogenannte Internet der Dinge (siehe Glossar) vorstellen werden. Zwar steht die Entwicklung erst am Anfang, doch die Nutzungsmöglichkeiten der Computerinfos könnten ganze Wirtschaftszweige verändern.

Mit der Auswertung von Informationen aus der bisher unzugänglichen Maschinensprache können Firmen ihre Produkte verbessern und Abläufe beschleunigen. So baut Siemens-Konkurrent General Electric (GE) Sensoren in komplexe Produkte wie Flugzeug- und Kraftwerkturbinen oder medizintechnische Geräte ein. Über die Online-Auswertung der Gerätedaten soll die Produktqualität verbessert werden.

Über die langfristige Datenanalyse plant GE auch zusätzliche Umsätze einzufahren. Wie das funktionieren könnte, zeigt New York Air Brake, ein amerikanischer Hersteller von Zugbremsen und -fahrsystemen. Aktuell melden bereits 18000 Lokomotiven, die in den USA im Einsatz sind, via Sensor zeitnah die Nutzungsdaten an die Rechner der Firma. Laut dem Bremsenhersteller lassen sich aus den Ergebnissen die Zugfahrten optimieren. Nur ein Prozent weniger Kraftstoffverbrauch senkt demnach die Betriebskosten der Lokflotte schon um eine Milliarde Dollar pro Jahr. Für seine Dienstleistung könnte New York Air Brake einen Teil dieser Einsparungen für sich beanspruchen.

Die Ausbreitung der Big-Data-Analyse ist also auch ohne kühne Zukunftsszenarien verständlich. Die Schätzungen darüber, wie viel Umsatz die Softwareunternehmen mit Big-Data-Analyse während der nächsten Jahre einfahren werden, gehen allerdings weit auseinander. Während einige Marktforscher laut Börsendienst Bloomberg bis 2016 ein jährliches Wachstum des Markts um 36 Prozent auf dann sechs Milliarden Dollar erwarten, prognostiziert das Analysehaus IDC sogar 25 Milliarden Dollar Gesamtvolumen.

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So einfach wie googeln

Big-Data-Pionier Splunk hat bisher die Nase vorn. Weltweit hat die 2003 in San Francisco gegründete Firma 7000 Firmen als Kunden. Die Hälfte der DAX-Konzerne und zwei Drittel der 100 größten US-Konzerne gehören laut Splunk dazu. Etwa ein Zehntel der weltweiten Umsätze mit Big- Data-Software gehen auf das Konto der Kalifornier, trotz mächtiger Konkurrenten wie IBM und EMC mit großen Kundenstämmen. Für Sullivan, der zehn Jahre als Manager bei Apple gearbeitet hat, ist beim Design der Software deshalb "Keep it simple" das oberste Gebot. "Datenabfragen über Splunk müssen so einfach wie googeln im Web sein", sagt der gebürtige Texaner. "Wer einmal mit der Big-Data-Auswertung begonnen hat, kommt oft erst richtig auf den Geschmack", sagt Sullivan. "Etwa ein Drittel des Geschäfts machen wir mit Analysen, die neu entdeckt werden." Die Experimentierfreudigkeit der Kunden ist auch gut für das Geschäft von Splunk: Abgerechnet wird nach der Menge der analysierten Daten.

"Trotz der Erfolge von Big-Data- Aufsteigern wie Splunk oder Tableau Software geben Unternehmen bisher nur zögerlich mehr Geld ür die neue Datenanalyse aus", sagt UBSAnalyst Brent Thill. Technologieriesen wie IBM, Oracle oder EMC kommen mit ihren Angeboten nur schleppend voran. Ihre Software ist aufwendig zu bedienen. Es sei deshalb erfrischend zu sehen, wie Firmen wie Splunk oder Tableau Software "mit originellen Ansätzen einen Markt aufwirbeln, der durch schlichte Weiterentwicklung alter Produkte und Ideen gesättigt war", so Thill. Tableau meldete kürzlich überraschend seinen ersten Quartalsgewinn. Diese Erfolge werden die Großen zu Übernahmen reizen.

Oracle-Gründer Larry Ellison gilt als hartnäckiger Jäger. 2008 verkaufte Sullivan die Firma Hyperion an Oracle. "Damals konsolidierte der Markt", sagt der Splunk-Chef. Beim kalifornischen Aufsteiger geht es dagegen steil nach oben. Ellison dürfte vergeblich anklopfen.

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