Mit Branchenfonds und -ETFs fokussieren sich Anleger auf einzelne Sektoren und Themen, die hohe Gewinne bringen können. €uro stellt acht aussichtsreiche Produkte vor. Von Jörg Billina, Ralf Ferken, Stephan Haberer, Julia Pfanner und Stefan Rullkötter

Wie bewegen wir uns in Zukunft fort? Wie ernähren wir uns? Woher kommt un­sere Energie, wie kaufen wir ein und wie behandeln wir Krankheiten künftig besser? Alle diese Bereiche verändern sich stark. Anleger können mit speziellen Fonds und ETFs gezielt in solche Branchen und Themen investieren, die langfristig hohe Gewinne ermöglichen.

Ernährung  &  Wasser.

Für viele Menschen wird es zum Beispiel immer wichtiger, sich gesund zu ernähren. Oder sie ­fragen sich, wie viel Energie, Land und Wasser die Produktion von Nahrungsmitteln verbraucht.

Von diesen und weiteren Trends soll der Pictet Nutrition profitieren, deren Fondsmanager in Unternehmen rund um Lebensmittel investieren. Sie setzen besonders auf Firmen, die die Qualität sowie den Zugang zu Lebensmitteln verbessern. Zudem mögen sie Unternehmen, die immer nachhaltiger wirtschaften. Im Portfolio finden Anleger verschiedene Unternehmen wie etwa den US-Konzern Deere & Co, der Landmaschinen herstellt, oder den US-Wert ­Zoetis aus dem Bereich Tier- und Pflan­zengesundheit. Zudem setzt der Pictet Nutrition auf Bluechips wie Danone und Nestlé, die fertige Produkte oder Inhaltsstoffe anbieten. Das Portfolio umfasst auch den niederländischen Chemiewert Koninklijke DSM, der unter anderem Inhaltsstoffe für Futter- und Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel produziert. Dazu kommt der Schweizer Verpackungsanbieter Sig Combibloc.

Mit dem iShares S & P Global Water ETF setzen Anleger dagegen auf das Thema Wasser. In den kommenden drei Jahrzehnten soll der Bedarf danach laut OECD weltweit stark steigen, doch die ­lebenswichtige Ressource ist knapp. Der iShares-ETF bildet einen Index nach, der aus den 50 weltweit größten Wasser­unternehmen besteht. Die größte Posi­tion mit neun Prozent ist derzeit der US-Wasserversorger American Water Works, gefolgt von Xylem, einem US-Konzern für Wassertechnologie.

Unter den Top-Ten-Werten befindet sich auch die Schweizer Geberit, die Sanitärprodukte herstellt, darunter Badkeramiken und Duschen sowie Spül- und Installationssysteme. Ebenso zum ETF- Portfolio gehört der US-Mischkonzern Danaher, unter dessen Dach sich mehr als 20 Firmen befinden, etwa aus den ­Bereichen Umweltlösungen, Verpackungen und Wasserbehandlung. Zudem ist Danaher in der medizinischen Diagnostik oder den Biowissenschaften tätig.

Energie.

Um weltweit nachhaltiger zu wirtschaften, ist die Energiebranche ebenfalls ein wichtiger Faktor. Wer hier investieren will, kann zum Beispiel auf den Lyxor New Energy ETF setzen. Er bildet die Entwicklung der 40 größten Firmen ab, die auf erneuerbare und dezentrale Energien sowie mehr Energieeffi­zienz setzen.

Zwei Titel sind im zugrunde liegenden Index mit fast 16 Prozent besonders stark vertreten: der US-Konzern Nextera Energy, der Wind- und Solarenergie produziert, sowie der Elektrotechnikkonzern Schneider Electric mit Sitz bei Paris. Im Lyxor-ETF finden Anleger aber auch Halbleiterhersteller wie ON Semiconductor oder den Bildschirm- und Batteriehersteller Samsung SDI, zudem den ­Autozulieferer BorgWarner sowie den Baustoffkonzern Kingspan.

Infrastruktur  &  Gesundheit.

Auch die Infrastruktur bietet viele Chancen. Denn die Weltbevölkerung wächst, und der Bedarf, die Infrastruktur aufzubauen oder zu verbessern, ist in vielen Ländern ­riesig. Die Fondsmanager des Partners Group Listed Infrastructure investieren weltweit in entsprechende Unternehmen, die zumeist aus Nordamerika und Europa stammen. Die größte Position im Fonds ist momentan die französische Firma Vinci, die beispielsweise Autobahnen, Eisenbahnstrecken oder Flughäfen plant, finanziert, baut und betreibt. Zudem befasst sich Vinci mit der Technik von Gebäuden, der IT oder der Stromversorgung.

Die Partners Group fasst den Bereich Infrastruktur aber noch weiter. So gehören zum Portfolio unter anderem der US-amerikanische Entsorger Repu­blic Services oder die britische National Grid, die Übertragungsnetze für Gas und Elektrizität betreibt. Zudem setzen die Fondsmanager auf die US-Eisenbahn­gesellschaft Union Pacific, den kanadischen Pipeline-Betreiber Enbridge oder den US-Wert Crown Castle, der mit Mobilfunkmasten oder Glasfasernetzen für eine bessere Kommunikation sorgt. Außerdem gehört wie beim iShares-Wasser-ETF der Wasserkonzern American Water Works zu den Top-Ten-Werten.

Die Menschen werden nicht nur mehr, sondern auch immer älter. Davon profitieren Unternehmen, die Gesundheitsprodukte und -dienstleistungen anbieten. Manager Rudi Van den Eynde konzentriert sich beim Candriam Equities Biotechnology etwa auf US-Biotech-Firmen wie Vertex Pharmaceuticals, Gilead Sciences und Amgen. Insgesamt hält der Belgier über 80 Prozent des Fondsvermögens in US-Firmen. Einen starken Fokus auf Biotech legt auch der Fonds Medical BioHealth. Dessen Manager investieren besonders in mittelgroße und kleine Firmen, die teilweise zu einem Übernahmeziel werden können, was ihre Aktienkurse in die Höhe treiben kann. Die Top-Titel sind hier drei Biotechfirmen: Seattle Genetics aus den USA, Genmab aus Dänemark sowie Neurocrine Biosciences aus den USA.

Konsum  &  Finanzdienstleistung.

Am Nächsten ist vielen Menschen wohl der Konsum. Darauf setzt der Robeco Global Consumer Trends Equities und möchte dort von drei Trends profitieren: der Digitalisierung, starken Marken sowie vom Umstand, dass die Verbraucher in den Schwellenländern immer mehr Geld ausgeben. Die Robeco-Fondsmanager halten Zahlungsdienstleister wie Mastercard und Visa, klassische Tech-Riesen wie Microsoft, Apple, Amazon oder Alibaba, aber auch den US-Medienkonzern Walt Disney sowie den kanadischen Einzelhändler für Sportbekleidung Lu­lu­le­mon Athletica.

Um Finanzwerte geht es beim iShares Stoxx Europe 600 Financial Services ETF. Allerdings sind US-amerikanische Titel wie Visa oder Mastercard darin nicht vertreten, ebenso vergeblich suchen Anleger nach klassischen Banken, die in den vergangenen Jahren arg ge­beutelt wurden. Im Portfolio sind ei­nerseits nur Firmen mit Sitz in Europa. Zudem konzentriert sich der iShares- ETF auf sogenannte Finanzdienstleister. Dazu zählen die Börsenbetreiber Deutsche Börse und London Stock Exchange, die derzeit die beiden größten Depot­werte sind.

Zudem hält der ETF Beteiligungs­gesellschaften wie die britische Melrose ­Industries oder die Schweizer Partners Group. Auch die Fondsgesellschaften Standard Life Aberdeen, Schroders und Amundi gehören zum Portfolio, ebenso der Finanzierungsdienstleister Grenke. Fast die Hälfte des Fondsvermögens entfällt zudem auf britische Firmen.

Marktcheck


Chancen Viele langfristige Trends und Themen können sich unabhängig von der Konjunktur entfalten. Anlegern winken auf diese Weise hohe Gewinne.

Risiken Anleger sind mit Branchenfonds oft nicht breit auf­gestellt. Sie eignen sich daher am besten als Beimischung zu einem klassischen Portfolio.