In der zweiten Woche diskutierten im Rahmen der Videokonferenz-Reihe "Fonds im Fokus" diesmal Experten von M&G Investments, Comgest und UBS mit den Fondsanalysten von FondsConsult Strategien und aktuelle Entwicklungen an den Kapitalmärkten.

Infrastruktur für die moderne Welt


Dienstag, der 23. Juni: Jan Richter, Senior-Analyst von FondsConsult Research, unterhält sich mit Fondsmanager Alex Araujo von M&G Investments. Das Thema: Infrastruktur für die moderne Welt.

Araujo, ein Experte mit mehr als 25 Jahren Kapitalmarkterfahrung, ist seit 2015 für M&G tätig. Er kommt im Interview mit Jan Richter schnell auf den Punkt: Infrastruktur-Investments sind aus seiner Sicht mehr als Mautstraßen und Eisenbahnschienen. "Wir investieren natürlich auch in traditionelle Infrastrukturunternehmen. Doch wir fassen das Thema deutlich weiter. Zur Infrastruktur in unserer modernen Welt gehören zwei weitere Themengebiete. Einer davon ist der Bereich soziale Infrastruktur: Damit meinen wir Krankhäuser, Universitäten, Studentenwohnheime oder auch Schulen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die sogenannte neuartige Infrastruktur.

Das ist im weitesten Sinne der Bereich Digitalisierung mit Mobilfunkanbietern, Satellitenfirmen oder auch Unternehmen, die Lösungen für elektronische Bezahlmöglichkeiten anbieten", so Araujo. Investiert werde ausschließlich in börsennotierte Unternehmen. Als Beispiele für konkrete Themenfelder für Investitionen nennt der Fondsmanager die Entwickler von Offshore-Windparks, Energiespeicher-Unternehmen, Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen und Data-Center, die für die digitale Welt immer wichtiger werden.

Analyst Jan Richter im Gespräch mit Fondsmanager Alex Araujo. Hier geht's zum Interview.

Das Anlageuniversum des Fonds umfasst etwa 260 Unternehmen. 40 bis 50 Unternehmen aus diesem Bereich kommen ins Portfolio. Der klare Fokus bei der Auswahl der Unternehmen liegt auf einer stetigen Steigerung Cash-Flows. Hohe Renditen, starkes Wachstum sind wichtig. Gleichzeitig zeigt die Erfahrung, dass der Fonds trotz dieser ausgesprochen wachstumsorientierten Strategie keine höhere Volatilität in Kauf nehmen muss.

Keine Benchmark wird der Strategie gerecht


Der Fonds orientiert sich an keiner Benchmark. "Die meisten Benchmarks eignen sich nicht zum Vergleich mit unserem Fonds. Deshalb vermeiden wir die Orientierung an einem Vergleichsindex. Ich kann mich darauf konzentrieren, Unternehmen mit langfristig hohem Wachstum ins Portfolio zu nehmen und muss mir um Benchmarks keine Gedanken machen", sagt Alex Aurojo, der die Zusammensetzung des Portfolios nur vorsichtig verändert. Das ist insofern konsequent, als er nur Qualitäts-Unternehmen aufnimmt, von denen er langfristig eine positive Entwicklung erwartet. Eine Ausnahme war dieses Jahr, in dem die Coronakrise Neubewertungen erforderlich machte. Unbeeindruckt von den aktuellen Entwicklungen verfolgt M&G weiterhin eine ausgeprägte ESG-Strategie: "Wir haben starke ESG-Ausschlusskriterien formuliert, die wir strikt umsetzen. So vermeiden wir explizit Kohle und Atomkraft", so Araujo.

Comgest: 30 Jahre Qualitätswachstumsaktien Europa


Mittwoch, der 24. Juni: Senior-Analyst Patrick Reuther von FondsConsult Research interviewt Franz Weis, Portfoliomanager Aktien Europa bei Comgest. Das Thema: Europäische Qualitätswachstumsaktien

Qualitäts-Wachstumsunternehmen in einem Aktien-Portfolio zu bündeln und dieses behutsam zu pflegen, gehört nach eigener Aussage zur DNA der Fondsgesellschaft Comgest. Franz Weis erklärt im Interview die Philosophie genauer: "Nach unserer Definition kommen für uns Unternehmen in die Auswahl, die langfristig ihre Ergebnisse steigern. Unser Anlagehorizont beträgt ungefähr fünf Jahre. Wir nehmen Aktien von Unternehmen ins Portfolio, wenn wir glauben, dass diese Unternehmen diesen Zeitraum hinweg regelmäßige, gut vorhersehbare Gewinnsteigerungen liefern können. Gut vorhersehbar heißt für uns, dass ein Unternehmen wenig von der Konjunktur abhängig ist", so Weis. Dazu kommen weitere Kriterien wie zum Beispiel Nachhaltigkeit und hohe Markteintrittsbarrieren sowie eine ausgeprägte Preissetzungsmacht.

Analyst Patrick Reuther und €uro Advisor-Chef Michael Schmidt im Gespräch mit Fondsmanager Franz Weis. Hier geht's zum Interview.

In der aktuellen Coronakrise kommen Weis zufolge auch die defensiven Charakteristika der im Portfolio zusammengetragenen Qualitätsaktien zum Tragen. "Rund zwei Drittel der Aktien in unseren Europa-Fonds sind überhaupt nicht von der Krise betroffen und profitieren vielleicht sogar positiv davon, weil sie beispielsweise zusätzliche Diagnostik-Produkte oder Atemmasken verkaufen", so Weis. Investoren würden gerade jetzt mehr von Qualität und Sicherheit profitieren, auf der anderen Seite aber auch von Chancen und Wachstum. Das sei kein Widerspruch. "Wir suchen beides. Wir nennen unseren Ansatz Qualitätswachstums-Ansatz. An diesen beiden Kriterien kommt keine Anlageidee vorbei", erklärt Franz Weis, der auf die verschiedenen Strategien von Comgest verweist: den Comgest Growth Europe, den Nebenwertefonds Comgest Growth Europe Smaller Companies und den Comgest Growth Europe Opportunities.

Die beiden ersten, der Comgest Growth Europe und der Nebenwertefonds, haben beide sehr hohe Qualitätsansprüche, was die Unternehmen betrifft. Der leichte Unterschied zum Opportunities Fonds ist, dass dieser Unternehmen mit sehr starkem Wachstum bevorzugt und dabei ein wenig mehr Konjunktureinfluss in Kauf nimmt. Wenn die Märkte nach oben gehen, dann schneidet typischerweise der Opportunities Fonds besser ab aufgrund des Chancenprofils dieses Fonds. "Wir haben also für jeden Investorentyp, ganz gleich, ob er mehr chancen- oder defensivorientiert ist, ein Angebot", so Weis.

Grundpfeiler der Auswahl für die Zusammensetzung des Fonds sei eine stringente fundamentale Analyse, die feststellt, inwiefern die Unternehmen ständig in Innovationen und in die eigene Marktexpansion investieren. Das seien sehr wichtige Wachstumstreiber. Als Beispiele für ausgesprochen wachstumsstarke und innovative Unternehmen im Portfolio nett Weis die Software-Unternehmen SAP und Dassault Systèmes. Zudem, so Weis, investiere man in Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen verkaufen, die wirklich lebensnotwendig sind, Onkologieprodukte zum Beispiel bei Roche.

In der Wirtschaftskrise sei die Nachfrage hier schließlich nicht beeinträchtigt. Interessant seien auch Unternehmen, die sehr anpassungsfähig sind. Zum Beispiel Inditex. Der Einzelhändler sei natürlich von der Krise betroffen, produziere aber nicht im fernen Osten, sondern in der Nähe. Das Unternehmen habe deshalb flexibel auf die Krise reagieren und sich auf die veränderte Nachfrage einstellen können. "Inditex wird nicht im Herbst und Winter die unverkaufte Frühjahrskollektion in die Läden bringen müssen", erklärt Weis.

Auf die Branchenstrategie angesprochen, verweist der Fondsmanager darauf, dass man zwar keine Vorurteile gegen bestimmte Branchen habe. Doch man meide aus Überzeugung manche Bereiche, Finanztitel zum Beispiel. Auch Autounternehmen, Chemie-Titel und Rohstoffwerte passten nicht in das Konzept der Comgest-Fonds. Diese Unternehmen seien sehr zyklisch, weil sie langfristig wenig Gewinnwachstum liefern und weil sie die Visibilität, die Vorhersehbarkeit, die Comgest von Qualitätswachstumsunternehmen erwartet, nicht liefern können. Eine kleine Ausnahme sei Ferrari. "Das ist nicht der typische Autoproduzent, sondern ein Anbieter von Luxusgütern auf Rädern", so Weis.

UBS: Mit Chinas Wandel wachsen


Jan Richter (CFA), Senior-Analyst von FondsConsult Research im Interview mit Uwe Röhrig, Senior Equity Specialist und Managing Director bei der UBS.

China ist ein sehr breites, komplexes Thema. Das wird im Gespräch mit China-Spezialist Uwe Röhrig schnell klar. Und so reißen Jan Richter und der UBS-Experte eine Reihe von Diskussionsfeldern an. Zum Beispiel den Handelskonflikt zwischen China und den USA. Dieser wird ein langfristiges Thema für die Märkte bleiben, ist Röhrig überzeugt. "Es geht um die Technologieführerschaft. Das wird nicht mit einem Big Bang gelöst werden. China wird von den Amerikanern über Parteigrenzen hinaus heute deutlich negativer gesehen als noch vor einigen Monaten. Wir denken trotzdem, dass insgesamt mehr gebellt als gebissen wird", so Röhrig.

Essentiell sei es, den Blick auf die Transformation der chinesischen Volkswirtschaft zu richten. Diese sei der langfristig strukturell stärkste Wachstumstreiber. Denn mit steigendem Einkommen und steigenden Vermögen steige der Konsum und der Wunsch nach mehr Qualität. Auch die Themen Bildung, Gesundheit und Technologie hätten eine größere Dynamik bekommen. Zusammen mit der Urbanisierung, die in China weitergehen wird, entdeckt die UBS für Investoren eine ganze Reihe von Chancen. Dafür hat der schweizerische Vermögensverwalter eine umfangreiche China Palette an Fonds im Angebot, die auf verschiedene Märkte innerhalb Chinas zielen.

"Sie haben als Anleger verschiedene Möglichkeiten zu investieren. Es gibt zum Beispiel A-Aktien, H-Aktien, ADRs sowie Red Chips. Das kommt einem manchmal vor, wie die Buchstabensuppe aus Kindheitstagen", sagt Uwe Röhrig. Zur Erklärung: H-Aktien sind chinesische Unternehmen, die über Hong Kong gehandelt werden. Man spricht auch häufig von den sogenannten Offshore-Aktien. A-Aktien wiederum sind chinesische Unternehmen, die über den Heimatmarkt, also Shenzen und Shanghai, gehandelt werden. Das Wesentliche für Investoren sei, sich auf die A-Aktien, die H-Aktien und ADRs zu konzentrieren, empfiehlt Uwe Röhrig. Und da biete UBS einige sehr interessante Fonds an.

Jan Richter von FondsConsult Research im Interview mit Uwe Röhrig von der UBS. Hier geht's zum Interview.

Auf der einen Seite ist da das Flaggschiff, der China Opportunity Fund, der primär in H-Aktien investiert. Diese machen den Löwenanteil im China Opportunity aus. Die jüngste Fonds-Ergänzung, die vor zwei Jahren aufgelegt wurde, ist der sogenannte All China Fund. "Wir denken, das ist das interessanteste Fonds für Privatanleger, weil dieser sehr flexibel sowohl in dies sogenannten H-Aktien als auch in A-Aktien investieren kann", so Röhrig. Der Markt sei riesig. Es gebe dort etwa 3.500 Unternehmen. Am H-Markt in Hongkong sind etwa 1.300 Unternehmen gelistet. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Segmenten sei, dass der international offene Hongkonger Markt etablierter sei und dementsprechend auch performe. A-Aktien würden dagegen vor allem von chinesischen Privatanlegern dominiert, mit oft sehr kurzfristiger Orientierung und entsprechend volatilen Entwicklungen.

Auf das Engagement der UBS vor Ort angesprochen, verweist Uwe Röhrig auf einige Besonderheiten des Teams. "Wir haben wirklich an ein gutes Team lokal vor Ort. Wir sind in der schönen Position, dass wir inzwischen seit über 14 Jahren dort präsent sind und dies immer weiter ausbauen. Inzwischen sind es neun Personen. Die Mitarbeiterzahl ist über die vergangenen Jahre kontinuierlich gewachsen", so Röhrig.

Das Team in Hongkong und Shanghai bestehe ausnahmslos aus Chinesen, sodass es keine Sprachbarriere zum Markt gebe. Das sei wichtig, denn das Herzstück der Titelselektion sei die Unternehmensanalyse. Dort den lokalen Zugang zu haben, sei extrem wichtig. sich mit den Unternehmenslenkern in der lokalen Sprache unterhalten zu können, sei ein unglaublicher Vorteil und sicher auch ein Grund dafür, dass UBS in den vergangenen Jahren eine solch hohe China-Expertise und eine so starke Marktpräsenz aufbauen konnte.