Das Motto der Schweden in Sachen Corona-Krise konnte man bisher unter "Freiwilligkeit ist Trumpf" zusammenfassen. Von einem Stopp des öffentlichen Lebens konnte bisher keine Rede sein. Geöffnete Schulen, Restaurants und Geschäfte sowie keine Ausgangsbeschränkungen prägten die Szenerie. Sorgen macht man sich dennoch immer mehr. "Bleibt Ostern zu Hause. Die kleinen Orte brauchen ihre Ressourcen für die lokale Bevölkerung", mahnt Stefan Löfven, der Ministerpräsident von Schweden, nachdem Kritik aufkam, dass es über Ostern wohl zu einem Urlauberansturm auf die Wintersportresorts kommen könnte. Die meisten Betreiber von Skianlagen beendeten daraufhin die Saison. 400 Personen sind in Schweden bislang am Coronavirus gestorben, fast 7000 sind als Infizierte gemeldet. Vor allem in der Hauptstadt ist die Situation angespannt. Strengere Maßnahmen sind da wohl gerechtfertigt.

Im besten Sinne eigenwillig agiert auch die Schwedische Notenbank. Vor knapp zehn Jahren gehörte sie zu den ersten Zentralbanken, die die Zinsen unter den Schwellenwert null senkten. Im Dezember vergangenen Jahres wiederum verabschiedete man sich überraschend davon, erhöhte den Leitzins auf null Prozent und signalisierte, dass man es auf diesem Niveau erst einmal belassen will. Und tatsächlich: Während beispielsweise im Nachbarland Norwegen bereits wieder der Zins gesenkt wird, will die schwedische Notenbank den heimischen Geldhäusern "lediglich" mit einer großen Liquiditätsspritze aushelfen.

Covid-19 zeigt dennoch, dass eine kleine, exportabhängige Volkswirtschaft wie Schweden verwundbar ist. Die Regierung bereitet daher ein neues System der Kurzarbeit vor. Ziel ist es, Engpässe, die durch unterbrochene Lieferketten entstanden sind, abzufedern. Zudem greift man zusammen mit der dänischen Regierung der skandinavischen Airline SAS mit Staatsgarantien unter die Arme. Hilfreich ist auch, dass die schwedischen Banken ihre Kosten in den vergangenen Jahren signifikant reduziert haben und daher in der Krise besser aufgestellt sind als Banken in den anderen europäischen Ländern.

Drei Aktien für "danach"

Die Börse hat dennoch Federn gelassen. Trotzdem gibt es etliche Aktien, die für die Zeit nach Corona aussichtsreich sind.

Spannend ist etwa die Streaming-Plattform Spotify, auch wenn die Aktie seit dem Börsengang im April 2018 kaum an Wert gewonnen hat. Bisher ist das Problem die Macht der großen Musiklabels, der "Majors". Streaming-Plattformen wie Spotify zahlen den Labels für die Nutzung der Kataloge zwischen 60 und 70 Prozent ihres Umsatzes. Daher sind die Labels profitabel, während Streaming-Marktführer Spotify noch nie einen Jahresgewinn erzielt hat. Allerdings könnte sich diese Machtbalance in den kommenden Jahren verschieben: Je mehr Abonnenten man gewinnt, desto stärker kontrolliert man Marketing und Vertrieb von Musik - und kann dann die Labels zu Konzessionen zwingen. Dazu kommt, dass Chinas Internetgigant Tencent Anteile an Spotify hält und die Vermarktung in China vorantreiben kann.

Telekomausrüster Ericsson - wie auch Finnlands Nokia - bleibt ebenfalls interessant, weil das Unternehmen unter Umständen einen Ausweg der westlichen Welt aus dem 5G-Dilemma weist. Da vor allem die Amerikaner Huawei, Chinas Nummer 1 in Sachen 5G, in die Schranken weisen wollen, gibt es Gerüchte, dass ein US-Unternehmen Ericsson übernehmen könnte. Nahrung erhält die Spekulation, weil sich Ericssons größter Investor Cevian positiv zu einer möglichen Übernahme geäußert hat: "Ich glaube, die USA würden alles tun, um Ericsson in die Hände zu bekommen", sagte Christer Gardell, Mitbegründer von Cevian Capital. Der Verwaltungsrat von Ericsson müsse die Idee mit höchster Dringlichkeit behandeln.

Ein klassischer Turnaround-Kandidat ist Hennes & Mauritz. Die schlimmsten Krisenjahre scheint man bereits überwunden zu haben. So steigerte der Filialist seinen Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um elf Prozent auf 22,3 Milliarden Euro. Und auch der Gewinn legte nach mehreren Jahren wieder zu. Doch der neuen Chefin Helena Helmersson muss es gelingen, den Textilriesen dauerhaft auf profitables Wachstum zu trimmen. Vor allem im Bereich E-Commerce hatte man lange Nachholbedarf: Im Gegensatz zur Konkurrenz hatten die Schweden bis zu ihrem Umbau kaum ins Onlinegeschäft investiert. So kam man bei der Kernzielgruppe, den jungen Käufern, etwas aus der Mode. Neben den schon länger bekannten Marken Arket und Cos hat man in Schweden mit Afound jetzt ein neues Outletkonzept gestartet, zu dem ein Onlineshop sowie stationäre Geschäfte gehören. Die Expansion in andere europäische Länder ist geplant. Spannend: In einer neuen Stockholmer Filiale kann man Abendkleider mieten statt kaufen. Kommt das Angebot an, soll es den Mietservice künftig auch in anderen Ländern geben.

 


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