Es ist ein natürlicher menschlicher Instinkt, nach Mustern zu suchen - ein Instinkt, den wir besonders in der Vermögensverwaltung beobachten können. Dieser Instinkt kann uns dabei helfen, Rohdaten zu sichten und erfolgreiche Anlageideen zu entwickeln. Auch wenn wir diese Fertigkeit zu schätzen wissen sollten, müssen wir uns auch ihrer Grenzen bewusst sein. Unsere Intuition kann uns dabei helfen, Regeln zu formulieren. Wir müssen jedoch auch unseren Verstand einsetzen, um ebendiese Regeln zu hinterfragen. Das gilt vor allem, wenn Datensätze sehr komplex werden und die Versuchung groß ist, Gegensätze zu formulieren, sodass ein Konzept im grundsätzlichen Widerspruch zu einem anderen steht. Wir beobachten das in unserer Branche sehr oft: aktiv gegen passiv. Einkommen gegen Kapital. Value gegen Growth. Alle diese Gegensätze scheinen auf den ersten Blick logisch. Beginnen wir uns jedoch genauer damit auseinanderzusetzen, sehen die Dinge anders aus.

Das beste Beispiel für diese falsche Logik ist die Definition von "aktiv" und "passiv" als zwei Konzepte, die einander ausschließen. Ständig heißt es, dass bei einer guten Performance von passiven Lösungen aktive Lösungen automatisch schlecht abschneiden müssten - mehr von dem einen bedeutet notwendigerweise weniger von dem anderen. Das wäre jedoch nur dann wahr, wenn das global verwaltete Vermögen eine endliche und feste Summe wäre. Tatsächlich haben einige aktive Manager in den letzten Jahren deutlich zugelegt. Der Kauf einer exakten Nachbildung eines Index ist weder gut noch schlecht, sondern schlicht eine strikte Ausführung eines Algorithmus. Der beste Marktteilnehmer ist derjenige, der Reibungsverluste bei der Umsetzung dieser Strategie am erfolgreichsten minimiert.

Aktive Manager sollten zwar auch Kosten minimieren, der Vergleich zwischen verschiedenen Anbietern basiert aber letztlich auf den Ergebnissen. Die gewünschten Resultate können je nach Zeithorizont, Risiko- und Volatilitätstoleranzen, Klumpenrisiken und anderen Faktoren variieren. Daher rührt unsere Verwirrung, wenn wir hören, dass aktive Strategien per se ein gutes oder schlechtes Quartal hatten. Aktives und passives Management sind radikal unterschiedliche Ansätze und vielleicht am besten als zwei völlig unterschiedliche Disziplinen zu verstehen, für die ein direkter Vergleich auf Makroebene wenig Sinn hat. Darüber hinaus werden in den Diskussionen über die Zukunft des Fondsmanagements neben Robotik, künstlicher Intelligenz und natürlich passivem Investment häufig Algorithmen genannt und in einem Investmentkontext oft als Alternative zu menschlicher Urteilskraft angesehen. Dieser Denkansatz verschleiert, was Algorithmen sowohl im Investmentkontext als auch im Allgemeinen eigentlich darstellen. Ein Algorithmus ist ganz einfach ein Prozess oder ein Regelwerk. Wenn man der Wegbeschreibung zu einem unbekannten Ort folgt, hat man einen Algorithmus verwendet. Aber wir können das Prinzip auf die Investmentwelt übertragen. Wir setzen Algorithmen, Automatisierung und maschinelles Lernen täglich ein, sowohl innerhalb unserer Anlageprozesse als auch als Unterstützung.

Der Unterschied für uns und andere aktive Manager besteht darin, dass wir menschliches Urteilsvermögen und unsere Erfahrungen einsetzen, um Daten zu interpretieren. Auf Fondsebene verwenden alle unsere Manager Algorithmen als Unterstützung, vor allem beim Screening-Prozess. Länder-Screens, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Dividendenrendite: Unabhängig von der Strategie sind Screens ein wesentlicher Bestandteil aktiver Investitionen. Die scheinbare Unvereinbarkeit ist, wie die meisten Missverständnisse, in der Wahrnehmung begründet. Wir wissen die Rolle zu schätzen, die Algorithmen bei der Vereinfachung unserer täglichen Abläufe spielen, um langfristig eine Outperformance zu erzielen. Deswegen gehen bei Jupiter Algorithmen und menschliches Urteilsvermögen immer Hand in Hand.

Maarten Slendebroek: Seit März 2014 ist Slendebroek Chief Executive Officer bei Jupiter Asset Management und verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in den Bereichen Vermögensverwaltung und Finanzdienstleistungen. Bevor er 2012 als Head of Distribution and Strategy zu Jupiter kam, war er 18 Jahre lang bei Blackrock und seinen Vorgängerunternehmen tätig. Der Londoner Asset-Manager Jupiter ist seit 2007 in Deutschland aktiv.