Von einem Rekordhoch zum nächsten läuft die Merck-Aktie. Mit einem Kursanstieg von 57,7 Prozent seit Jahresanfang belegt sie Rang 3 im DAX. Investoren honorieren, dass das Geschäft des Pharma- und Spezialchemiekonzerns noch stärker brummt als erwartet, weshalb Vorstandschefin Belén Garijo wenige Tage vor der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen die 2021er-Prognose angehoben hat. Zudem hatte Garijo im September die Anleger mit ihren Mittelfristzielen bis 2025 überzeugt. Daher dürfte der Höhenflug des Papiers weitergehen.

Merck steigerte im dritten Quartal den Umsatz um 11,8 Prozent auf 4,97 Milliarden Euro. Dabei belief sich das organische Wachstum, also bereinigt um Währungseffekte sowie um Zu- und Verkäufe, auf 10,9 Prozent. Zwar sank der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 8,7 Prozent auf 1,55 Milliarden Euro. Allerdings hatte der Konzern im Vorjahr nach dem erfolgreichen Ende eines Patentstreits mit dem US-Konkurrenten Biogen eine Rückstellung von 365 Millionen Euro aufgelöst. Zieht man den Sondereffekt ab, hätte das Ebitda um 16,2 Prozent zugelegt.

Prognose erhöht

Wachstumsmotor war der Laborbereich Life Science, dessen Umsatz um 17,7 Prozent gestiegen ist. Damit steuerte der Bereich 45 Prozent der Konzernerlöse bei und ist der wichtigste Umsatzlieferant (siehe Grafik Seite 25). Neben der Pandemie profitierte man auch davon, dass sich das Kerngeschäft mit Produkten und Dienstleistungen für die Arzneimittelherstellung sowie mit wissenschaftlichen und gewerblichen Laboren weiter erholt hat. Merck beliefert rund 80 Impfstoffhersteller, darunter auch Biontech. Zudem läuft das Geschäft in den Bereichen Health Care (36 Prozent des Konzernumsatzes), das Medikamente beispielsweise gegen Krebs und Multiple Sklerose herstellt, und Electronics (Materialien für die Halbleiterindustrie und Displays, Farbpigmente) ebenfalls gut. Vor allem brummte das Geschäft mit Materialien, Zuführsystemen und Dienstleistungen für die Chipbranche. "Das dritte Quartal war ein weiteres mit starkem, profitablem Wachstum für Merck, zu dem alle drei Unternehmensbereiche und alle Regionen beigetragen haben", sagte Garijo.

Bei der Zahlenvorlage bestätigte die Vorstandschefin den wenige Tage zuvor erhöhten Ausblick für 2021. Demnach soll der Umsatz auf 19,3 bis 19,8 Milliarden Euro zulegen, statt der zuvor geplanten 18,8 bis 19,7 Milliarden Euro - das neue Ziel entspricht einem organischen Wachstum von 13 bis 15 Prozent. Dazu würden Covid-19-Effekte Erlöse von rund einer Milliarde Euro beisteuern. Das bereinigte Ebitda soll prozentual doppelt so stark zulegen und 6,0 bis 6,3 Milliarden Euro erreichen. Dabei hat die Vorstandschefin einen operativen Cashflow von 4,2 bis 4,7 Milliarden Euro im Visier.

Detaillierte Pläne

Damit dürfte der Konzern zudem gut in Richtung der 2025er-Ziele unterwegs sein. Der Umsatz soll in den nächsten Jahren organisch um jeweils mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr steigen, um dann 2025 rund 25 Milliarden Euro zu erreichen. Das entspräche einem durchschnittlichen organischen Wachstum von mehr als sechs Prozent pro Jahr. "Wir können noch einen Gang höherschalten", sagte Garijo. Sie hat genaue Pläne für die einzelnen Bereiche. Bei Life Science ist ein durchschnittliches organisches Wachstum von sieben bis zehn Prozent pro Jahr geplant, was deutlich über dem Marktwachstum liegen soll. Rund 80 Prozent des Wachstums in dem Bereich soll aus der Sparte Process Solutions kommen, die Produkte und Dienstleistungen für die Wertschöpfungskette der Arzneimittelherstellung anbietet. Zudem soll Life Science die Fokussierung auf die Region Asien-Pazifik, vor allem China, vorantreiben.

Für den Bereich Healthcare strebt Garijo ein durchschnittliches jährliches organisches Erlösplus im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Dabei würden neue Produkte circa 75 Prozent des Wachstums beisteuern. Neben den bereits eingeführten Produkten, wie den Krebspräparaten Bavencio und Tepmetko, sowie der Tablette Mavenclad gegen Multiple Sklerose (MS) setzt Garijo auch auf Wirkstoffkandidaten, wie Evobrutinib gegen MS, die sich in einer späten Phase der klinischen Entwicklung befinden. Bei Electronics sieht die Firmenlenkerin vor allem für Materialien für den Halbleitersektor großes Potenzial. Sie sollen in den nächsten Jahren der mit weitem Abstand wichtigste Antriebsmotor für den Bereich sein.

Zudem möchte Garijo die Investitionen im Zeitraum 2021 bis 2025 um mehr als 50 Prozent steigern. In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Investitionen in Sachanlagen auf 4,8 Milliarden Euro summiert. Außerdem soll dem Konzern nach dem weiteren Abbau der Nettoschulden von zuletzt 9,3 Milliarden Euro ab Ende 2022 ein Betrag im hohen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich für Akquisitionen zur Verfügung stehen.

 


Auf einen Blick

Merck

Basierend auf drei Bereichen will der Konzern ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen des 21.?Jahrhunderts werden.
 

Nach der Korrektur hat die Aktie den Höhenflug fortgesetzt. Die guten Geschäftsaussichten sollten dafür sorgen, dass er weitergeht. Wir erhöhen Kursziel und Stoppkurs deutlich. Empfehlung: Kaufen