Für den Handelsriesen Metro wird das Russland-Geschäft immer mehr zum Hemmschuh. Allein wegen des schwachen Rubel-Kurses verlor Metro im ersten Quartal 2015/16 mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft rund 40 Millionen Euro Gewinn - und im Gesamtjahr könnten es bis zu 100 Millionen Euro werden. "Russland war der Schwachpunkt", räumte Konzernchef Olaf Koch am Donnerstag ein. Insgesamt schrumpfte der operative Gewinn (Ebit) vor Sonderfaktoren von Oktober bis Dezember auf 828 (Vorjahr: 891) Millionen Euro. Dabei lasteten auch Probleme bei der Internet-Tochter Redcoon auf dem Ergebnis.

Der Rückgang fiel kräftiger aus als von Analysten mit 852 Millionen Euro prognostiziert. Die Metro-Aktie brach um mehr als sechs Prozent ein und zählte damit zu den größten Verlierern im Nebenwerteindex MDax.

"Insbesondere die volatilen Wechselkurse haben (...) das Ergebnis belastet", sagte Koch weiter. Der Konzern wolle die Effekte aber in anderen Ländern wettmachen: "Für das Gesamtjahr bin ich aufgrund der guten Entwicklungen in zahlreichen Landeseinheiten unverändert zuversichtlich, dass wir unsere Umsatz- und Ergebnisziele für die Metro Group erreichen werden." Metro hatte das Russland-Geschäft seiner Großmärkte in der Vergangenheit stark ausgebaut, dort stehen 84 seiner weltweit rund 750 Großmärkte. Zum Vergleich: Im deutschen Heimatmarkt sind es 107 Märkte. Metro arbeitete in Russland in der Vergangenheit besonders profitabel; Koch hatte sogar geplant, einen Anteil an dem Großmarkt-Geschäft an die Börse zu bringen. Die Ukraine-Krise machte ihm einen Strich durch die Rechnung, nun lasten auch sinkende Preise für Öl - dem wichtigsten Exportgut Russlands - auf dem Rubel.

An einen Abschied aus Russland denkt Kocht aber nicht: "Russland bleibt für uns ein wichtiger Markt." Metro werde in dem Land weiter Standorte eröffnen. Doch werde der Konzern dabei nicht so Gas geben wie noch in der Vergangenheit geplant.

METRO-CHEF SIEHT SPIELRÄUME FÜR ZUKÄUFE



Profitieren konnte Metro im Quartal dagegen vom Verkauf des Großmarktgeschäfts in Vietnam. Das betriebliche Ergebnis (Ebit) schnellte auf 1,24 Milliarden Euro nach 876 Millionen Euro im Vorjahr, 427 Millionen Euro stammen dabei aus der Veräußerung. Zudem sank die Nettoverschuldung binnen Jahresfrist von 1,5 Milliarden Euro auf 100 Millionen Euro - der niedrigste Wert in der Unternehmensgeschichte. Metro hatte sich im vergangenen Jahr auch von der Warenhaustochter Kaufhof getrennt. Koch sieht damit auch wieder Spielräume für Übernahmen.

Ein Zukauf aus der Vergangenheit bereitet dem Metro-Chef indes Sorge. 2011 hatte Media-Saturn den Online-Händler Redcoon geschluckt, die Akquisition sollte das Internet-Geschäft der Kette stärken. Redcoon häuft aber Verluste an, im Quartal schrumpfte auch deshalb der operative Gewinn von Media-Saturn von 344 auf 301 Millionen Euro. Metro liefert sich bei Media-Saturn seit Jahren einen erbitterten Machtkampf mit Minderheitseigner Erich Kellerhals. Der hatte jüngst eine Kapitalerhöhung bei der Kette angemahnt und dabei auch auf Verluste bei Redcoon verwiesen.

Reuters