Über eine Fusion von Karstadt und Kaufhof zur "Deutschen Warenhaus AG" wird schon seit Jahren spekuliert. Käme es zum Zusammenschluss, würden überflüssige Standorte geschlossen und Tausende Beschäftigte müssten um ihren Job zittern. Doch Metro sieht keinen Verkaufsdruck. Der Kaufhof sei gut aufgestellt und sehr erfolgreich, sagte der Metro-Sprecher. Der Konzern sei mit der Tochter sehr zufrieden. "Wir sehen keinen Handlungsbedarf oder irgendeine Veranlassung aktuell etwas zu unternehmen".

Metro-Chef Olaf Koch hat allerdings keinen Zweifel daran gelassen, dass auf Dauer kein Platz für die Warenhäuser unter dem Metro-Dach ist. Das Warenhausgeschäft lasse sich nicht im gleichen Maße internationalisieren wie Großhandel oder Elektronikgeschäft, begründete er diese Einschätzung. Gleichzeitig stellte er aber auch Bedingungen für einen Verkauf. Ein Käufer müsse einen fairen Preis zahlen, die nötige Finanzkraft haben und eine langfristige Warenhausstrategie verfolgen. "Was wir nicht tun werden, ist, beim Thema schlüssige Zukunftsstrategie die Augen zu schließen", versprach Koch im März in einem Reuters-Interview. "Kaufhof ist eine Institution im deutschen Handel, wir dürfen nicht einfach die Zukunft dieses Geschäftsmodells für eine Finanztransaktion aufs Spiel setzen."

Benko hatte in der Vergangenheit vergeblich versucht, Kaufhof zu übernehmen. Mit der Karstadt-Übernahme durch Benkos Signa Holding waren Spekulationen um eine Zusammenführung mit Kaufhof wieder aufgelebt. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits im August erfahren, dass Benko mit Blick auf den Kaufhof bei Metro-Großaktionär Haniel angeklopft hatte. Konkrete Gespräche gebe es aber nicht, sagten Insider immer wieder, es handele sich nur um lose Kontakte. Erst vor gut einer Woche hatte der Österreicher einen Medienbericht über einen neuen Anlauf zur Übernahme von Kaufhof dementiert und erklärt, er konzentrierte sich nach der Übernahme völlig auf die Sanierung von Karstadt. Von Benko war am Wochenende keine Stellungnahme zu erhalten.

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KARSTADT-CHEF WILL BIS MITTE 2015 ERSTE ERFOLGE VERBUCHEN

Kaufhof ist mit seinen rund 21.500 Mitarbeitern profitabel. Zu der Metro-Tochter gehören in Deutschland 105 Warenhäuser und 17 Sporthäuser sowie 15 Warenhäuser in Belgien. Dagegen schreibt Karstadt mit seinen derzeit noch 83 Warenhäusern und 17.000 Mitarbeitern seit Jahren Verluste und steht erneut vor einer Rosskur. Für sechs Standorte, darunter Warenhäuser in Stuttgart und Hamburg, ist das Aus im kommenden Jahr bereits beschlossene Sache. Weitere Standorte stehen auf der Kippe. "Wir werden den Turnaround aller defizitären Filialen bis Mitte 2015 geschafft oder Lösungen für die Standorte gefunden haben, an denen uns dies nicht gelungen ist", kündigte der neue Karstadt-Chef Stephan Fanderl in einem Brief an die Mitarbeiter an, aus dem die Branchenzeitschrift "Textilwirtschaft" und die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" zitierten. Neben den sechs Standorten gebe es weitere verlustbringende Filialen, "bei denen wir hart daran arbeiten müssen, sie zu drehen. Aber bei allem, was wir tun - die Zeit ist knapp." Es gehe nicht nur um Schließungen, "sondern darum, dass wir so viel wie möglich von Karstadt erhalten können".

Fanderl erläutert demnach in dem Brief auch die schlechte wirtschaftliche Lage des Warenhauskonzerns. Die Situation sei viel schlechter als direkt nach der Insolvenz im Herbst 2010: "Seitdem haben wir über eine halbe Milliarde Euro verloren, über sieben Millionen Menschen kaufen heute nicht mehr bei uns ein". Zudem werde weiterhin kein Geld verdient, so Fanderl.

Der Manager kündigte an, zwei Betriebstypen einführen zu wollen: das "Kaufhaus des Lebens" für den Erlebniskauf und das "Kaufhaus der Stadt" für die Bedarfsdeckung. Im Sommer nächsten Jahres würden erste Pilotmärkte umgebaut. Karstadt müsse zudem "das Unternehmen auf der Kostenseite sanieren". Gelinge dies, "wird die Signa als Eigentümer auch weiter namhafte finanzielle Beträge für die Zukunft unseres Unternehmens leisten", schreibt Fanderl den Berichten zufolge seinen Mitarbeitern.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte den engen Zeitplan von Karstadt-Chef Fanderl. Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger mahnte Investitionen an und forderte, dass die Filialen ausreichend Zeit bekommen, um sich mit einem neuen Konzept am Markt zu behaupten. Ansonsten "wird jede zuvor gemachte Darstellung, die Häuser sollten noch eine Chance bekommen, zur Farce", sagte Nutzenberger.

Reuters