Mit der Trennung des klassischen Groß- und Lebensmittelhandels von der Elektronikhandelskette Media-Saturn will der Metro-Chef neue Investoren anlocken, die Expansion im Ausland und im Online-Handel ankurbeln und den Weg für Zukäufe frei machen. Nicht zuletzt wird damit auch der Einfluss des streitbaren Media-Saturn-Minderheitseigners Erich Kellerhals massiv beschnitten. Die Aufspaltungspläne seien bewusst so gestaltet worden, dass Kellerhals "keinerlei Störpotenzial" entfalten könne, sagte Koch.

Seinen Plänen zufolge soll eine neue Gesellschaft mit einem Umsatz von fast 40 Milliarden Euro abgespalten und an der Börse notiert werden, die das Großhandels- und Lebensmittelgeschäft um die Cash&Carry-Märkte und die Real-Supermärkte umfasst. Bei der heutigen Metro soll Europas größte Elektronikhandelskette Media-Saturn bleiben. Koch hatte die Vorschläge über Monate in einem Kreis engster Vertrauter ausgearbeitet, nichts davon sickerte an die Öffentlichkeit. Nur die Großaktionäre weihte Koch zuletzt ein, um sie mit ins Boot zu nehmen. Mit Erfolg: Die Familien Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim unterstützen das Vorhaben. "Wir begrüßen die strategische Entscheidung", sagte ein Haniel-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Arbeitnehmer dagegen reagierten Insidern zufolge verstimmt, sie seien erst in letzter Minute informiert worden. "Die vorliegenden Informationen lassen derzeit keine belastbaren Rückschlüsse auf die Auswirkungen für die Beschäftigten zu", sagte ein Verdi-Sprecher. Auf die rund 65.000 Mitarbeiter bei Media-Saturn und die über 112.000 Beschäftigten bei Cash&Carry sowie die rund 36.000 Real-Mitarbeiter sollen die Pläne keine negativen Auswirkungen haben, versicherte Koch - sie seien vielmehr eine Chance für mehr Wachstum.

Koch, der sich seit Jahren einen erbitterten und teils vor Gericht ausgetragenen Machtkampf mit Media-Saturn-Mitgründer Kellerhals liefert, will mit seinem Überraschungscoup auch den lange dümpelnden Börsenwert der Metro steigern. Investoren begrüßten den Plan mit einem Kursfeuerwerk: Die Metro-Aktie legte in der Spitze um fast 15 Prozent zu und war größter Gewinner im Nebenwerteindex MDax. "Unsere Aktionäre würden Anteile an zwei hervorragend positionierten Marktführern erhalten, die sich noch stärker auf ihre jeweiligen Geschäfte konzentrieren und dadurch noch größeren Wert für Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner schaffen würden", sagte Koch. Er selbst will Chef des künftigen Großhandels- und Lebensmittel-Geschäfts werden.

ENDE VON DAUERFEHDE MIT KELLERHALS?



Koch würde zudem in seiner neuen Rolle den streitbaren Media-Saturn-Mitgründer Kellerhals auf elegante Weise los. Der habe bei der Aufspaltung des Konzerns keine Mitsprache, sagte Koch. Der "Kellerhals-Abschlag" - der Dauer-Clinch hatte auch den Metro-Aktienkurs belastet - könnte für Cash&Carry der Vergangenheit angehören, erklärten auch die Experten des Analysehauses Bernstein. Ein Sprecher der von Kellerhals kontrollierten Investmentfirma Convergenta sagte, dessen Rechte als Gesellschafter bei Media-Saturn seien durch die Pläne nicht berührt. Mitreden bei der Aufspaltung kann er indes nicht - das bleibt den Anteilseignern der Metro vorbehalten, zu denen der 76jährige Milliardär nicht zählt.

Die Metro und Kellerhals streiten seit Jahren. Unter anderem will Kellerhals den von Metro in die Media-Saturn-Zentrale in Ingolstadt entsandten Manager Pieter Haas loswerden: "Haas sollte besser freiwillig seine CEO-Position aufgeben (und) das Unternehmen verlassen." Immerhin: Steht Media-Saturn ab Mitte 2017 als unabhängiges Unternehmen da, können die Streithähne neue Lösungsmöglichkeiten ausloten. Kellerhals muss dann nicht mehr mit Koch um Auswege ringen, zwischen beiden ist das Tischtuch Insidern zufolge zerschnitten.

Zudem könnte die künftige Metro seinen Einfluss mindern - etwa durch Zukäufe. Diese könnten dann ebenfalls unter dem Dach der Holding, die ihren Sitz in Düsseldorf haben soll, verankert werden: "Die Unternehmensgruppe wird in den kommenden fünf Jahren mehr sein als Media-Saturn", versicherte Koch. Der von Kellerhals abgelehnte Haas soll nach Kochs Plänen an der Spitze des künftigen selbstständigen Elektronikhändlers bleiben. Er sagte, die Aufspaltung werde Media-Saturn "deutliche Vorteile" bringen. Beide Teile überschneiden sich in ihren Geschäften wenig - es gebe daher kaum Argumente, an der bisherigen Struktur festzuhalten.

Koch hatte in den vergangen Jahren im Metro-Reich aufgeräumt und die Netto-Verschuldung um rund fünf Milliarden Euro abgebaut - unter anderem durch den Verkauf der Warenhaustochter Kaufhof. Die Metro erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von knapp 60 Milliarden Euro, rund ein Drittel davon entfiel auf Media-Saturn. Die Sanierung sei abgeschlossen sagte Koch jetzt, der Zeitpunkt für eine "neue, sortenreine Aufstellung ist da".