Als Microsoft seinen 25-jährigen Geburtstag feierte, sprang der damalige Firmenchef Steve Ballmer aus einer Torte. Der bullige Haudrauf war sich für keinen Gag zu schade. Nachfolger Satya Nadella begann sein Amt als neuer Microsoft- Chef mit einer bescheidenen Botschaft an die 100 000 Mitarbeiter des Konzerns: "Heute ist für mich ein Tag in großer Demut."

Leise Töne statt Showeinlagen - und dennoch hat Nadella schon viel geleistet für den größten Softwarekonzern der Welt. Der Inder leitete überwiegend die Geschäftsbereiche für Firmenkunden und richtete den Übergang zu cloudfähiger Software erfolgreich ein. Das ist der richtungsweisende Trend in der Branche: Unternehmenskunden kaufen Programme nicht mehr für den Betrieb auf eigenen Computern, sondern mieten sie als Dienste über externe Rechenzentren, beispielweise bei Microsoft.

Riese kommt in Schwung

Microsoft ist groß in der Cloud: Die Umsätze mit Programmen wie Azure und Office 365, die Microsofts Firmenprogramme und Bürosoftware fit für die Datenwolke machen, haben sich im jüngsten Quartal mehr als verdoppelt. "Im Firmenkundengeschäft ist dieser Konzern jedem anderen Schwergewicht um Längen voraus. Sie treffen die richtigen Entscheidungen", sagt Brent Thill, Analyst bei der Schweizer Bank UBS. Microsoft kann das Firmenkundengeschäft, das 60 Prozent des Umsatzes und zwei Drittel des operativen Gewinns einspielt, bislang erfolgreich verteidigen.

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Kampf um den Konsumenten

Ausgewählt aus 100 potenziellen Kandidaten in einem langen Prozess muss Nadella den Konzern jetzt auch in der Welt der Tablets und Smartphones nach vorn bringen. Sein Vorgänger Ballmer ist damit gescheitert. Microsoft dominiert zwar immer noch die PC-Welt. Googles Betriebssystem Android und Apples Software führen aber bei der Steuerung von Smartphones und Tablets, den Computern der mobilen Generation.

Hoffnungsschimmer gibt es: Immerhin waren die Verkaufszahlen des iPad-Konkurrenzprodukts Surface jüngst überraschend stark. Vom Tabletcomputer wurden im Vergleich zum Vorquartal mehr als doppelt so viele Geräte verkauft.

Kritiker werfen Microsoft jedoch vor, mit Produkten wie der Internetsuchmaschine Bing, der Webtelefoniesoftware Skype oder jüngst mit dem Kauf des abgestürzten Handyweltmarktführers Nokia erhebliche Ressourcen in Kämpfe mit den Konkurrenten wie Google und Apple zu investieren. Bislang gingen die Einsätze meist nicht auf.

Nur mit der Spielkonsole Xbox gelang es Microsoft, mit Sonys PlayStation auf Augenhöhe zu kommen. Das nächste Ziel muss nun sein, die Konsole auch als Abspielstation für Filme und andere Medien zum Standard im heimischen Wohnzimmer zu machen.

Dass Gründer Bill Gates und Ex- Chef Ballmer Nadella als Berater zur Seite stehen, sehen viele Beobachter allerdings als Handicap. Viele Investoren hatten auf einen radikalen Wandel der Konzernstrategie gesetzt. Der Neue muss der freundlichen Umklammerung durch die Konzernikonen widerstehen und seinen eigenen Weg gehen. Die Konkurrenz tut das jedenfalls.

Zumindest Google mangelt es nicht an Innovationen. Die Kalifornier investieren in Roboter und Haushaltstechnik und bereiten sich intensiv auf den kommenden Wachstumsmarkt im Web vor: das sogenannte Internet der Dinge, in dem Maschinen mit Maschinen kommunizieren und Daten sammeln. Statt teure und sinnlose Kämpfe zur Verteidigung von Märkten zu führen, muss Nadella Geschäfte erweitern oder neue begründen. Die Cashreserven von 83 Milliarden Dollar - so hoch wie der angepeilte Jahresumsatz - dürften dabei helfen. Dass es der gebürtige Inder kann, hat er in der wichtigsten Sparte des Konzerns bereits gezeigt.

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