Zur Jahrtausendwende war die MLP-Aktie einer der gefragtesten Werte auf dem heimischen Börsenzettel. Ende 2000 wechselten die Papiere in der Spitze für gut 170 Euro den Besitzer. Im Juli 2001 erfolgte sogar noch der Aufstieg in den DAX, obwohl die Titel ihre Glanzzeit bereits hinter sich hatten. Anschließend verschreckte ein Bilanzskandal die Investoren, der Kurs sackte um mehr als 90 Prozent ab. 2003 folgte der Abstieg in den MDAX, Mitte 2010 erschienen die Papiere im SDAX. Anfang 2015 bezahlten Anleger weniger als 3,50 Euro für die Aktie, inzwischen steht der Kurse bei vier Euro.

Eine Erfolgsstory sieht anders aus



Anleger, die nur nach charttechnischen Vorgaben handeln, sollten auch weiterhin um MLP einen Bogen machen. Nur für Antizykliker ist die Aktie reizvoll, die Spekulation, genau am Boden einzusteigen, hat sich in den vergangenen Jahren aber schon mehrfach als falsch erwiesen. Nun könnte der Zeitpunkt aber erreicht sein, und hier kommen fundamentale Gründe ins Spiel.

Auf Seite 2: Überzeugendes Gesamtbild





Zwar erscheint der Wert mit keiner Kennzahl ganz oben im Ranking, überzeugt aber dafür in der Gesamtbetrachtung. Auf Basis der Schätzungen von Börse Online dürfte die Dividendenrendite für 2015 bei 4,3 Prozent liegen und damit nicht nur deutlich über dem SDAX-Durchschnitt von 1,6 Prozent, sondern auch klar über dem DAX-Niveau von 2,5 Prozent. Durchaus ansehnlich sind auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,2 sowie die Kurs-Buchwert-Relation von 1,25.

Den Tiefpunkt der Geschäftsentwicklung dürfte das Unternehmen nach Meinung vom Bankhaus Lampe bereits im Jahr 2013 gesehen haben. Inzwischen stehen die Signale auf Erholung, die starken Zahlen zum ersten Quartal untermauern die Vermutung. An der Börse wurde die Bilanz mit Kursgewinnen honoriert, Begeisterung löste das Zahlenwerk aber nicht aus. Zu groß ist derzeit noch die Skepsis.

Auf Seite 3: Feri als Katalysator



MLP versteht sich als Partner in allen Finanzfragen. Das Geschäft mit Lebensversicherungsprodukten stand wegen den schwierigen Marktbedingungen in den vergangenen Jahren unter Druck und dürfte auch in Zukunft nur eine leichte Belebung zeigen. Der Vorteil: Nach dem Einbruch ist die Basis für künftiges Umsatzwachstum sehr niedrig, die zunehmende Alterung in der Bevölkerung spricht für eine moderate Erholung. Auch im Bereich der Krankenversicherung sind die Aussichten eher dürftig, Lampe siedelt das Wachstum in den nächsten Jahren bei drei Prozent an.

Wesentlich mehr Fantasie liefert hingegen das Vermögensmanagement. Die Übernahme von Feri ins Vermögensveraltungsgeschäft könnte sich für MLP als kluger Schachzug erweisen, mit dem auch die Stabilität der Umsatzentwicklung insgesamt deutlich verbessert wird. Im ersten Quartal kletterten die Gesamterlöse der Gruppe um gut zehn Prozent auf 131 Mio. Euro, den Löwenanteil steuerten die Provisionserlöse bei, die um zwölf Prozent auf 120 Mio. Euro zulegten.

Hier sticht vor allem das Vermögensmanagement positiv hervor. So kletterte das verwaltete Vermögen ausgehend von Ende 2014 um 5,5 Prozent auf 29 Mrd. Euro, insgesamt legten die Erlöse um 25 Prozent auf knapp 41 Mio. Euro zu.

Im längerfristigen Vergleich werden die Veränderungen besonders gut deutlich. Der Anteil des Bereichs Vermögensmanagement an den Provisionserlösen hat sich seit 2009 von 15 Prozent auf 30 Prozent in 2014 verdoppelt. Während vor sechs Jahren der schrumpfende Bereich der Altersvorsorge mit 66 Prozent aufgrund seines hohen Anteils ein Risiko darstellte, steuerte das Segment im vergangenen Jahr weniger als die Hälfte zum Provisionsvolumen bei.

Besonders erfreulich ist die Entwicklung bei Feri. Gegenüber dem Vorjahr legte das Ebit von 1,6 Mio. Euro auf 3,6 Mio. Euro kräftig zu. Gleiches gilt für die Gesamterlöse, die von 25 auf 31,4 Mio. Euro stiegen.

Alle Beratungsfelder verzeichneten im Auftaktsemester Wachstum, die ersten Monate verliefen für MLP somit äußerst positiv. Aufgrund des hohen operativen Hebels legte das Ebit von 3,4 auf sieben Mio. Euro überdurchschnittlich kräftig zu. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Ebit-Marge von 2,9 auf 5,3 Prozent.

Auf Seite 4: MLP-Aktie bietet noch viel Potenzial



Auch das bisher kleine Segment der Sachversicherung, das 2014 rund sieben Prozent zu den Provisionserlösen beisteuerte, sollte mit der jüngst erfolgten Übernahme von Domcura an Bedeutung gewinnen. Im vergangenen Jahr erzielte der Versicherungsmakler Umsätze von rund 60 Mio. Euro bei einem Umsatzwachstum seit 2011 von rund 7,6 Prozent. Anders als ein Versicherer ist Domcura als Assekuradeur kein Risikoträger, sondern wählt für seine Geschäftspartner aus dem Angebot den jeweils passenden Risikoträger aus.

"Nachdem wir mit der FERI-Kompetenz eine sehr stabile Ertragskomponente bei institutionellen Investoren etabliert haben, werden wir künftig zusätzlich im Sachversicherungsbereich ein bedeutendes Angebot für alle Marktteilnehmer haben.", sagte MLP Vorstandsvorsitzender Dr. Uwe Schroeder-Wildberg. Für MLP verbessern sich mit der Übernahme auch die Prozesse zur Kundenbetreuung und Vertragsabwicklung, Kunden erhalten künftig alle Services aus einer Hand. Dazu kommen mögliche Umsatzsynergien im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge. Weitere Zukäufe sind nach Meinung vom Bankhaus Lampe durchaus vorstellbar, vor allem im Bereich Vermögensmanagement.

Die hohe Dividendenrendite ist sicherlich ein Kaufargument, entscheidend bleibt aber die weitere Entwicklung des Aktienkurses. In den vergangenen drei Jahren zeigte der Small Cap eine um 60 Prozent schlechtere Performance als der SDAX. Besonders die Gewinnwarnungen für die Geschäftsjahr 2013 und 2014 haben viel Vertrauen gekostet. Eine dynamische Erholung ist daher nicht zu erwarten, eher eine kontinuierliche Verbesserung.

Die Zahlen am 13. August werden zeigen, ob die zuletzt gute Geschäftsentwicklung anhält. Sollte die Stimmung an den Kapitalmärkten freundlich bleibt, dürfte auch bei MLP der Trend weiter aufwärts zeigen. Börse Online sieht zunächst Luft bis 5,20 Euro, Lampe erhöhte den fairen Wert von 4,20 Euro auf fünf Euro.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de