Das Management rechnet nun nach vorläufigen Berechnungen für das Gesamtjahr 2020 mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 27,4 Millionen Euro, wie Morphosys am späten Montagabend mitteilte. Angepeilt waren mit 10 bis 20 Millionen Euro deutlich weniger. Der Umsatz dürfte mit 327,7 Millionen Euro immerhin leicht über dem oberen Ende der Prognosespanne von 317 bis 327 Millionen Euro liegen.

Damit dürfte sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht haben, nachdem Morphosys 2019 noch knapp 72 Millionen Euro erlöst hatte. Zudem gelang dem bayerischen Unternehmen im Tagesgeschäft nach vier Jahren mit Verlusten der Sprung zurück in die schwarzen Zahlen: 2019 stand beim Ebit noch ein Minus von knapp 108 Millionen Euro in den Büchern.

Gleichzeitig verstärkte Morphosys im vergangenen Jahr seine Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen: Die Kosten hierfür werden bei 141,4 Millionen Euro und damit leicht oberhalb der prognostizierten Bandbreite von 130 bis 140 Millionen Euro erwartet.

Analysten reagierten am Dienstag positiv auf die ersten Kennziffern: Die Eckdaten für den Umsatz und das operative Ergebnis (Ebit) lägen über den Unternehmenszielen sowie den Erwartungen, schrieb Goldman-Analyst Graig Suvannavej. Barclays-Analystin Rosie Turner lobte, der Antikörperspezialist habe das Vorjahr stark beendet. An der Börse kletterte die Morphosys-Aktie im frühen Handel um rund zweieinhalb Prozent. Das Papier hat allerdings seit seinem bisherigen Jahreshoch Ende Januar bei fast 102 Euro bis dato rund 16 Prozent an Wert eingebüßt.

Für den Umsatzsprung hatten im vergangenen Jahr maßgeblich hohe Vorauszahlungen vom US-Unternehmen Incyte gesorgt, das sich die alleinigen Vermarktungsrechte außerhalb der USA für das Krebsmedikament Monjuvi gesichert hatte. Vorerst ist das Medikament aber nur in den Vereinigten Staaten zugelassen. Monjuvi ist das erste eigene Mittel und der größte Hoffnungsträger des deutschen Antikörperspezialisten, der lange nur anderen Firmen zugearbeitet hatte. In den USA vermarktet Morphosys das Medikament gemeinsam mit dem Partner Incyte. Daraus flossen im vergangenen Jahr den jetzigen Angaben zufolge Morphosys 22 Millionen US-Dollar zu - umgerechnet rund 18,5 Millionen Euro.

Die Blutkrebstherapie war erst Mitte August in den USA in Kombination mit dem Medikament Lenalidomid als sogenannte Zweitlinientherapie bei einem speziellen Blutkrebs zugelassen worden. In den wenigen verbliebenen Wochen des dritten Quartals hatte das Medikament Morphosys bereits mehr als vier Millionen Euro eingespielt. Folglich dürften die Monjuvi-Umsätze im vierten Quartal sich weiter beschleunigt und bei rund 14 Millionen Euro gelegen haben.

Morphosys hatte bereits Ende Oktober wegen des Marktstarts von Monjuvi seine Jahresprognosen angehoben, zudem hatte der Vorstand seine Ziele damals auch mit einer höheren Umsatzbeteiligung an dem Schuppenflechtemittel Tremfya begründet. Den vorläufigen Berechnungen zufolge dürften diese Tantiemen im vergangenen Jahr bei 42,5 Millionen Euro gelegen haben - also etwa 13 Prozent der Konzernumsätze ausmachen. Das Medikament Tremfya der Johnson&Johnson Tochter Janssen basiert auf einem Antikörper von Morphosys.

Seine endgültigen Zahlen für 2020 will Morphosys am 15. März veröffentlichen.

dpa-AFX