Seit dem Aufstieg in den DAX ist der Triebwerkshersteller MTU Aero ­Engines stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit und der Investoren gerückt. Ende Oktober hatte das Unternehmen seine Quartalszahlen vorgelegt und neue Rekordergebnisse bei Umsatz und Ergebnis für 2019 angekündigt.

Aber auch in die Aktionärsstruktur ist Bewegung gekommen: Die Zahl der Privatanleger nahm seit dem Indexaufstieg am 23. September um 25 Prozent auf rund 25 000 zu. "Mittlerweile halten sie rund sechs Prozent der MTU-Aktien", erklärt Konzernchef Reiner Winkler gegenüber €uro am Sonntag. Der Rest ist Streubesitz und liegt bei langfristig orientierten Investmentgesellschaften. Die Aktie gilt mittlerweile allerdings auch als relativ hoch bewertet.

Ringen um Militärauftrag

Derzeit sorgt sich der Luftfahrtkonzern darum, dass er im Ringen um einen sieben Milliarden Euro schweren Auftrag für das Triebwerk des künftigen deutsch-französischen Kampfjets, das gemeinsam mit dem teilstaatlichen französischen Rüstungskonzern Safran entwickelt werden soll, nicht zu kurz kommt. "Wir kennen zahlreiche erfolgreiche Beispiele, von den Triebwerken für den Eurofighter bis zum ­Militärtransporter A400M, wie Zusammenarbeit auf Augenhöhe gestaltet sein kann", erläutert Winkler. Er wünsche sich für das neue Programm ebenfalls eine gleichberechtigte Joint-Venture-Struktur. Safran strebt dagegen die Position des Hauptauftragnehmers an, für MTU bliebe eine Zulieferrolle. "Es gibt noch viel Diskussionsbedarf", sagt Winkler, und sieht dabei auch weiteren politischen Handlungsbedarf.

MTU stellt vor allem zivile, aber auch militärische Triebwerkskomponenten her, stattet mit Systemführern wie Pratt & Whitney und General Electric viele Airbus- und Boeing-­Modelle mit Triebwerken aus und ist auch im lukrativen Wartungsgeschäft in einer weltweit führenden Position. Eine Sonderrolle spielt für MTU dabei der französische Hersteller Safran: Bei militärischen Antrieben wie für den Transporter A 400M sind die Franzosen Kooperationspartner, im Zivilgeschäft dagegen, etwa bei Triebwerken für den Mittelstreckenjet A 320neo, erbitterte Konkurrenten. Für die Arbeitsaufteilung im geplanten Kampfflugzeug-Programm ist das eine nicht gerade einfache Konstellation.

Hauptumsatz- und Gewinntreiber des MTU-Konzerns war in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahrs jedoch das Triebwerksgeschäft für die großen Flugzeugbauer Airbus und Boeing. Mittelfristig strebe MTU vor allem organisches Wachstum an, wie Winkler weiter erläutert. Dazu würden die Kapazitäten an fast allen weltweiten Unternehmensstandorten erweitert.

"Dennoch behalten wir den Markt nach Akquisitions- und Beteiligungsmöglichkeiten im Auge, die unser Kerngeschäft stärken oder uns Zugang zu neuen Technologien ermöglichen", sagt der MTU-Chef. Als Beispiel nennt Winkler das hy­brid-elektrische Kleinflugzeug Silent Air Taxi, an dessen Entwicklung sich MTU in diesem Jahr beteiligt habe. Das Flugzeug könnte den Zubringerverkehr zu Flughäfen und zwischen größeren Städten entlasten.

Aktienrückkäufe möglich

Der Finanzinvestor KKR hatte den Turbinenbauer MTU 2003 von Daimler erworben und am 6. Juni 2005 an die Börse gebracht. Seitdem hat sich der Aktienkurs verzehnfacht. Winkler steht seit 2014 an der MTU-Spitze. Der 58-jährige Manager kündigt auch eine aktionärsfreundliche Dividendenpolitik und eine kontinuierliche, ertragsorientierte Ausschüttung an. So soll sich die Ausschüttungsquote von derzeit etwa 30 Prozent des bereinigten Nettoergebnisses innerhalb der nächsten drei Jahre in Richtung 40 Prozent bewegen.

"In Jahren mit einem sehr starken Cashflow sind darüber hinaus auch Aktienrückkäufe möglich", ergänzt Winkler. Konkrete Pläne gebe es derzeit aber nicht.