Der Primus signalisiert Entwarnung. Seit Mitte Juni, teilt der weltgrößte Rückversicherer Munich Re mit, hat sich der Strom schlechter Nachrichten im Zuge der Pandemie für den Konzern "verlangsamt". Im ersten Halbjahr verbuch- te Munich Re Belastungen infolge von Corona-Maßnahmen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Sehr kostspielig war der Ausfall vieler Großveranstaltungen, auch die Ausfallzeiten in der Gastronomie, die teilweise versichert sind, schlugen hier zu Buche. Noch eine Corona-Folge: Gewöhnlich trifft sich die Rückversichererbranche Anfang September in Monaco, um mit Kunden die Konditionen des kommenden Jahres zu besprechen. 2020 fand bloß eine Videoschalte statt, Motto: "Monte Carlo at Monaco di Baviera".

Die Experten aus dem bayerischen Monaco gewährten dabei auch Einblicke in die wirtschaftlichen Folgen anderer Schadensereignisse. Die katastrophale Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut etwa kostet den Konzern demnach einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. In ähnlicher Größenordnung sortiert der DAX-Konzern die Lasten durch die jüngsten Wirbelstürme Hanna, Isaias und Laura ein, während die Waldbrände in Kalifornien wohl nicht nennenswert durchschlagen dürften.

Der Rückversicherer wies zudem darauf hin, dass auch jenseits von Corona Großschadensereignisse drohen, sei es durch neue biologische Erreger, durch digitale Viren oder den Klimawandel. "Wir brauchen staatlich gestützte Risiko- pools, um unversicherbare Risiken tragbar zu machen", forderte Manager Stefan Golling wie auch schon Vorstand Torsten Jeworrek.

Letztlich stützen die Aussagen der Bayern Einschätzungen von Beobachtern, wonach die Branche bezüglich Corona das Schlimmste hinter sich hat. Die Experten der Berenberg Bank etwa vermuten, dass die Pandemie die Branche lange nicht so hart trifft wie anfangs befürchtet. Berenberg geht von weitaus geringeren Schäden als den ursprünglich etwa von der Swiss Re für die Branche weltweit veranschlagten 50 bis 80 Milliarden Euro aus.

Wichtige Kennziffern der Unternehmen allerdings leiden, die Solvency-II-Bedeckungsquote etwa. Diese Kennziffer setzt die tatsächlichen Kapitalreserven in Relation zur Kapitalmindestanforderung gemäß den Branchenregeln nach Solvency II. Die Bedeckungsquote der Münchner sank Stand Ende Juni auf 211 Prozent, ein halbes Jahr zuvor waren es 237 Prozent gewesen. Die Bayern sehen allerdings ihren "optimalen Bereich" zwischen 175 und 220 Prozent.

Prämien im Aufwind

Die Kapitalreserven sind für Investoren enorm wichtig, schließlich soll nach Begleichung aller Schadensrechnungen und Investitionen auch noch etwas für die Dividende bleiben. Dass das operative Geschäft künftig in der Lage ist, die Reserven von Munich Re aufzufüllen, dafür spricht etwa die Entwicklung der Versicherungsprämien. Die Münchner zeigen sich zuversichtlich, dass es hier weiter aufwärtsgeht. Das Bankhaus Lampe rechnet mit Zuwächsen von acht Prozent im kommenden Jahr sowie fünf Prozent 2022.

Stabilität: Die Nummer 1 ist finanziell solide aufgestellt. Die Prämien steigen tendenziell. Die dividendenstarke Aktie bleibt attraktiv.

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