Die Verwerfungen an den Kapitalmärkten machen der Münchener Rück zu schaffen. Der Nettogewinn ist im zweiten Quartal um 31 Prozent auf 768 Millionen Euro eingebrochen, weil sich das Ergebnis aus den Kapitalanlagen beim weltgrößten Rückversicherer halbierte. Währungsgewinne konnten die Verluste mit Derivaten auf festverzinsliche Papiere und Abschreibungen auf Aktien nicht wettmachen.

Die Münchener Rück übertraf damit aber die Prognosen von Analysten, die ihr nur einen Gewinn von 719 Millionen Euro zugetraut hatten.

Gewinnziel bestätigt


Vorstandschef Joachim Wenning blieb am Dienstag aber zuversichtlich, den Gewinn in diesem Jahr wie geplant auf 3,3 (2021: 2,9) Milliarden Euro zu steigern. Nach sechs Monaten hat die Münchener Rück knapp 1,4 Milliarden Euro erreicht.

"Die operative Profitabilität des Geschäfts ist sehr gut, gleichzeitig sind wir erneut deutlich und profitabel gewachsen", zitiert Reuters den CEO. Er verwies darauf, dass die Münchener Rück noch ein ungenutztes Großschaden-Budget von 2,7 Milliarden Euro habe.

Forscher erwarten starke Hurrikan-Saison


Im ersten Halbjahr waren die Schäden aus Naturkatastrophen und anderen Unglücken unterdurchschnittlich. Die Hurrikan-Saison in den USA, die Klimaforschern zufolge in diesem Jahr besonders aktiv ausfallen könnte, hat aber erst begonnen. Für Schäden aus dem Ukraine-Krise legte der Konzern im zweiten Quartal weitere 90 Millionen Euro zurück. Bislang kostete der Krieg die Münchener Rück 200 Millionen Euro.

Die Renditeerwartungen für die eigenen Kapitalanlagen nahm die Münchener Rück zurück: Nun ist von "mehr als 2,0 Prozent" die Rede, bisher hatte sie mindestens 2,5 Prozent angepeilt. Auf lange Sicht sei der Zinsanstieg, der die Bewertungsreserven auf die Kapitalanlagen derzeit drückt, positiv. "Der Zinsanstieg wird uns langfristig Rückenwind geben, indem wir von höheren laufenden Kapitalanlageerträgen profitieren", sagte Wenning.

Einschätzungen zur Munich Re-Aktie


Die Aktien von Munich Re zeigen sich am Dienstag-Vormittag schwankungsreich. Vorbörslich rutschen die Papiere des Rückversicherers unter 226 Euro ab, um im Xetra-Handel auf gut 230 Euro anzuziehen. Charttechnisch dürfte die Bodenbildungsphase vor dem Abschluss stehen. Dazu bedarf es des nachhaltigen Sprungs über die Marke von 231 Euro.

Die Analysten sind weiterhin optimistisch für die Münchener Rück. Das Analysehaus Jefferies etwa hat die Einstufung für Munich Re nach Zahlen zum zweiten Quartal auf "Buy" mit einem Kursziel von 305 Euro belassen. Die Ausstattung mit Eigenmitteln (Solvabilität) sei hervorragend und habe die Markterwartung übertroffen, schrieb Analyst Philip Kett zur Begründung. Steigende Anleiherenditen hätten im Bereich der deutschen Lebensversicherung die regulatorische Solvenzkapital-Anforderung (SCR) deutlich reduziert.

Die US-Bank JPMorgan sieht für Munich Re sogar ein Kursziel von 335 Euro und bleibt bei ihrem Votum "Overweight". Die Belastung durch Großschäden sei deutlich geringer als erwartet und auch deutlich besser als bei der Konkurrenz, kommentierte JPMorgan-Experte Kamran Hossain. Zudem verfüge man für die Folgen des Ukraine-Krieges über einen üppigen Puffer.

Die kanadische Bank RBC ist etwas zurückhaltender und hat die Einstufung für Munich Re nach den Quartalszahlen auf "Sector Perform" mit einem Kursziel von 245 Euro belassen. Einem starken Versicherungsgeschäft stünden schwächere Investmentzahlen gegenüber, schrieb Analyst Derald Goh in einer ersten Reaktion.

BÖRSE ONLINE hält die Aktie von Munich Re ebenfalls für kaufenswert und hat ein Kursziel von 330 Euro ausgegeben. Bei 180 Euro sollte zur Verlustbegrenzung eine Stop-Loss-Order platziert werden. mmr mit rtr und dpa

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG (Muttergesellschaft von boerse-online.de), Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Munich Re.