20-Prozent-Kurssturz nach dem ersten Quartalsbericht, 65 Prozent vom Top verloren: Cathie Wood sieht Chancen, wo andere verkaufen – und kauft beherzt zu.
Das Börsendebüt von Figma im Juli 2025 hatte fast schon Züge einer Tech-Euphorie wie zu besten Zeiten der Dotcom-Ära. Die Aktien des Adobe-Rivalen starteten bei 82,50 Dollar und schnellten in der Spitze auf über 140 Dollar. Zwischenzeitlich lag die Bewertung damit bei mehr als 70 Milliarden Dollar – fast das Dreifache dessen, was Adobe 2023 für eine Übernahme geboten hatte, die schließlich an der Kartellaufsicht scheiterte.
Doch die Ernüchterung kam schneller als gedacht: Mit den ersten Quartalszahlen als börsennotiertes Unternehmen offenbarte Figma vorgestern zwar starkes Umsatzwachstum von 41 Prozent auf 249,6 Millionen Dollar, aber auch steigende Kosten und sinkende Margen. Die Prognose für das operative Ergebnis lag nur knapp über den Erwartungen, und das Narrativ vom ungebremsten Skalierungspotenzial bekam Risse. Der Kurs brach um 20 Prozent ein und fällt auch heute noch weiter.
Bitcoin-Exposure: Zwischen Diversifizierung und Missverständnis
Für zusätzliche Irritation sorgte Figmas Umgang mit seinen Treasury-Investments. Das Unternehmen hatte bereits vor dem IPO rund 70 Millionen Dollar über einen ETF in Bitcoin investiert, mittlerweile beläuft sich der Bestand auf gut 90 Millionen Dollar – knapp sechs Prozent der Bilanzsumme. CEO Dylan Field betonte zwar, Figma sei „kein Bitcoin-Holding-Unternehmen“, sondern bleibe ein auf Design fokussiertes SaaS-Modell. Doch die Parallele zu Michael Saylors MicroStrategy drängte sich auf – und sorgte an der Wall Street für Stirnrunzeln.
Analysten mahnen, die Bitcoin-Strategie dürfe nicht überbewertet werden: Sie ändere nichts am Kerngeschäft, signalisiere aber, dass Figma auch makroökonomische Trends antizipiere. In einem Marktumfeld, in dem Kapitalströme und Sentiment entscheidend sind, bleibt das ein zweischneidiges Schwert.
Cathie Wood kauft gegen den Trend
Während viele Anleger das Weite suchten, griff eine Investorin beherzt zu: Cathie Wood. Über ihren ARK Next Generation Internet ETF (ARKW) sicherte sie sich laut Daten des Ark Invest Tracker vorgestern mehr als 100.000 Figma-Aktien. Offizielle SEC-Filings stehen zwar noch aus, doch das Muster ist vertraut. Schon in der Vergangenheit nutzte Wood Kursrückgänge bei Tesla, Roku oder Coinbase, um ihre Überzeugungstitel aufzustocken.
„Es ist ein klassischer Cathie-Move“, kommentiert Analyst Dan Dadybayo von Unstoppable Wallet. „Sie setzt auf langfristige Disruption und kauft, wenn andere fliehen.“ Für Wood passt Figma perfekt ins Beuteschema: ein dominanter SaaS-Anbieter, dessen Browser-basierte Designsoftware sich in Produktteams weltweit etabliert hat, mit einem starken Wachstumskorridor – trotz der kurzfristigen Profitabilitätsrisiken.
Signalwirkung für den Tech-Sektor
Das Engagement Woods ist mehr als nur ein Eintrag in einer ETF-Tabelle. Es könnte die Narrative rund um Figma drehen: vom enttäuschten Hype-Play zum „contrarian Buy“ für langfristig orientierte Investoren. Gerade weil Figma nach dem Crash nun sehr deutlich unter dem IPO-Hoch notiert, bietet sich eine Gelegenheit, an ein Unternehmen einzusteigen, das 2024 immerhin fast 750 Millionen Dollar Umsatz erzielt und im Vorjahr noch dreistellige Millionenprofite erwirtschaftet hatte.
Für den Markt ist Woods' Zukauf ein Lackmustest. Bleibt Figma ein Opfer der Übertreibungen rund um Tech-IPOs mit KI- und SaaS-Fantasie – oder etabliert es sich als nachhaltiger Marktführer im Produktdesign-Softwaremarkt, dem Adobe noch immer als größter Wettbewerber gegenübersteht? Die Börse hat ihre erste Antwort gegeben: Panikverkauf. Cathie Wood hingegen setzt auf die zweite Möglichkeit – das Comeback.
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