Wedbush-Staranalyst Dan Ives über das AI-Arms-Race: Politische Nähe entscheidet, Use-Cases treiben Softwarewerte – und Nachzügler könnten zum Comeback ansetzen.
Das „AI-Arms-Race“ verändert nicht nur die Märkte, sondern auch die Spielregeln in Washington. Für Dan Ives, Global Head of Technology Research bei Wedbush, ist klar: Wer im globalen Wettbewerb um Künstliche Intelligenz bestehen will, muss die Nähe zur Politik suchen – und unter den gegenwärtigen Vorzeichen heißt das Nähe zu Donald Trump.
„Es sind neue Spielregeln“, sagte Ives im Gespräch mit CNBC. „Ob AMD oder Nvidia – gerade mit Blick auf Zölle und geopolitische Spannungen müssen Tech-CEOs auf der richtigen Seite stehen.“ Apple-Chef Tim Cook habe diesen Kurswechsel bereits vollzogen, und nun folge die Branche. Der Analyst spricht offen von einem „pay for play“-Moment im Silicon Valley.
Palantir und MongoDB als Goldstandard
Doch die politische Dimension ist nur eine Seite. Für Anleger entscheidend ist die Frage, welche Unternehmen im laufenden Jahr die größten Profiteure der KI-Welle sind. Ives hebt hier vor allem die Software-Werte hervor, die konkrete Anwendungsfälle vorweisen können. „Use-Cases, Use-Cases, Use-Cases – das ist der entscheidende Punkt“, so der Wedbush-Stratege.
Palantir bezeichnet er als „Goldstandard“ der Branche. Das Unternehmen habe nicht nur die öffentliche Hand, sondern zunehmend auch private Kunden überzeugt. MongoDB wiederum profitiere vom Trend zu datengetriebenen Plattformen, die sich nahtlos in KI-Workflows einfügen. Auch Snowflake zählt für Ives zu den „Haves“ – während andere Anbieter, darunter Salesforce, bisher zu den „Have Nots“ zählten.
Sehr unterschiedliche Aktienentwicklung
Ein Blick auf die Kursentwicklung unterstreicht die Spreizung zwischen „Haves“ und „Have Nots“. Palantir gehört 2025 zu den Überfliegern: Seit Jahresbeginn legte die Aktie rund 107 Prozent zu, getrieben von milliardenschweren Regierungsaufträgen und wachsendem Enterprise-Geschäft.
MongoDB legte seit Jahresbeginn um rund +36 % zu – ein respektabler Wert, getrieben von solidem Atlas-Wachstum und überzeugenden Quartalszahlen.Snowflake schnitt allerdings deutlich besser ab und verzeichnet ein Plus von 49 Prozent YTD. Trotz dieser Stärke mahnen Analysten an, dass die Kundenakquise noch nicht die volle Dynamik entfaltet.
Salesforce: Spät dran, aber für Ives mit großem Potenzial
Salesforce, das gegen den Markttrend im laufenden Jahr 26 Prozent an Wert verlor, sorgte für kontroverse Diskussionen. Das US-Unternehmen galt vielen Marktteilnehmern als Nachzügler in Sachen KI. Doch Ives bleibt trotz dieser Schwächen bei seiner bullischen Einschätzung: Mit einem Kursziel von 425 Dollar zählt Salesforce zu seinen Top-Picks. Aktuell notiert die Aktie bei 244 Dollar.
Die Begründung: „Salesforce verfügt über eine der besten installierten Kundenbasen weltweit. Wenn Marc Benioff es schafft, diese Basis mit KI-Agenten und neuen Software-Suites zu aktivieren, eröffnet sich eine neue Wachstumsfront“, so Ives. Die Parallele zu Oracle liegt für ihn auf der Hand: Auch der Softwarekonzern habe eine Phase schwacher Execution durchlaufen, bevor die Wende kam.
SaaS unter Druck – aber KI als Wachstumschance
Viele Investoren fürchten, dass das klassische SaaS-Modell durch KI bedroht sein könnte. Ives teilt diese Sorge nur zum Teil. „10 bis 15 Prozent des SaaS-Business sind gefährdet. Aber in Summe wird KI die nächste Wachstumsfront eröffnen.“
Für Wedbush ist damit klar: Die großen Gewinner werden jene Softwareanbieter sein, die ihre Plattformen KI-fähig machen und echte Use-Cases in die Breite tragen. Palantir, MongoDB und Snowflake stehen deshalb oben auf der Liste. Aber auch die vermeintlichen Nachzügler wie Salesforce könnten in den kommenden Quartalen überraschen – wenn es gelingt, die eigene Kundenbasis in die KI-Ära zu führen.
Für Investoren wiederum gilt: Wer die richtigen Softwarewerte identifiziert, kann überproportional profitieren. Wedbush setzt dabei auf einen Mix aus etablierten Plattformen wie Microsoft und Alphabet sowie wachstumsstarken Spezialisten wie Palantir, MongoDB – und nicht zuletzt Salesforce, das trotz schwacher YTD-Performance als „Turnaround-Kandidat“ gilt.
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