Diese Woche gebe es dazu auch eine Expertenrunde beim deutschen Paul-Ehrlich-Institut und der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Derzeit bleibe es aber bei der Linie der Bundesregierung, den Impfstoff, der von der EMA als sicher eingestuft worden sei, weiter zu verwenden.

Anlass der Debatte sind Berichte über Fälle von Blutgerinnseln nach der Impfung. Die Niederlande, Irland, Dänemark, Norwegen und Island haben inzwischen den Einsatz des Impfstoffs vorübergehend ausgesetzt. Italien und Österreich stoppten die Verwendung von bestimmten Chargen. Die Niederlande sprachen am Sonntag von einer "Vorsichtsmaßnahme". "Wir müssen sicherstellen, dass alles in Ordnung ist, deshalb ist es ratsam, vorerst eine Pause einzulegen", sagte Gesundheitsminister Hugo de Jonge.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA sieht indes keine Hinweise darauf, dass die Fälle von Blutgerinnseln durch die Impfung mit AstraZeneca verursacht wurden - eine Einschätzung, der sich auch die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Paul-Ehrlich-Institut anschlossen. Die EMA betonte in der vergangenen Woche, dass die bisher verfügbaren Informationen zeigten, dass die Anzahl der thromboembolischen Vorfälle bei geimpften Personen nicht höher sei als in der Allgemeinbevölkerung. Bis zum 10. März seien 30 Fälle von thromboembolischen Vorfällen unter den fast fünf Millionen Menschen gemeldet worden, die bisher in der EU mit dem AstraZeneca-Mittel geimpft wurden.

AstraZeneca verteidigte seinen Impfstoff nach dem Wirbel um die Impfstopps. Der Pharmakonzern sehe kein erhöhtes Risiko von Blutgerinnseln in Zusammenhang mit dem Vakzin. Eine sorgfältige Analyse aller verfügbaren Sicherheitsdaten von mehr als 17 Millionen Menschen, die in der Europäischen Union und in Großbritannien mit dem Mittel geimpft wurden, habe keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko einer Lungenembolie, einer tiefen Venenthrombose oder einen Rückgang der Blutplättchen ergeben. Bislang seien 15 Fälle einer tiefen Venenthrombose und 22 Fälle einer Lungenembolie gemeldet worden, was vergleichbar mit anderen zugelassenen Covid-19-Impfstoffen sei.

Auch von Experten bekam das Unternehmen Rückendeckung. "Statt von einer Kausalität ist eher von einer Koinzidenz auszugehen, also mehr Zufall als Ursache", erklärte Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing. Es sei nun aber "bedauerlicherweise eine weitere vermeintlich negative Nachricht in der Welt, die dem Image des Impfstoffes und der Impfkampagne insgesamt schadet." Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schrieb auf Twitter, das Thromboserisiko sei "verschwindend gering und dazu nicht höher als ohne Impfung".

Thailand kündigte unterdessen am Montag an, den AstraZeneca-Impfstoff weiter einzusetzen, nachdem das Land am Freitag noch als erstes außerhalb Europa Impfungen stoppen wollte. Der thailändische Premierminister Prayuth Chan-ocha und sein Kabinett sollen noch am Dienstag geimpft werden. Indonesien will unterdessen Impfungen verschieben und erst eine Überprüfung durch die WHO abwarten.

Die niederländische Arzneimittel-Aufsicht berichtete am Montag von zehn Fällen mit nennenswerten Nebenwirkungen, darunter mögliche Thrombose- oder Embolie-Fälle. 43.000 Impftermine wurden in dem Land kurzfristig abgesagt. Dänemark berichtete von "höchst ungewöhnlichen" Symptomen bei einer 60-jährigen Frau, die nach Erhalt des Impfstoffs an einem Blutgerinnsel starb. Dieselbe Formulierung wurde am Samstag von Norwegen verwendet, wo drei Personen unter 50 Jahren wegen Blutungen, Blutgerinnsel und einer geringen Anzahl von Blutplättchen im Krankenhaus behandelt wurden.

rtr