€URO AM SONNTAG: Warum gehen Sie als internationaler Tech-Konzern in Frankfurt an die Börse - und nicht in New York?
OLIVER STEIL: Frankfurt liegt als Börsenplatz nahe, und Deutschland ist unser Heimatmarkt. Aber natürlich haben wir Alternativen evaluiert, und da kommt schnell New York ins Spiel. Wir haben abgewogen und sind nach zahlreichen Gesprächen mit potenziellen internationalen Investoren zu dem Entschluss gekommen, dass Frankfurt für uns die beste Wahl ist.

Schreckt Sie der nervöse Markt nicht ab?
Wir sind mit unserem widerstandsfähigen Wachstumsmodell bestens aufgestellt, um von globalen Megatrends wie Digitalisierung zu profitieren - auch bei schwächerer Konjunktur. Teamviewer ist seit der Gründung vor 14 Jahren kontinuierlich gewachsen und war von Anfang an profitabel, trotz konjunktureller Schwankungen.

Sie stellen Software beispielsweise für -Konferenzschaltungen her. Warum sollte man in die Aktie investieren?
Aktionäre beteiligen sich an einem schnell wachsenden Technologieunternehmen mit globaler Reichweite und einem erfolgreichen Geschäftsmodell, das hohes Wachstum bei gleichzeitig hoher Profitabilität liefert. Wir profitieren vom weltweiten Bedarf an Konnektivitätslösungen im Zuge der Digitalisierung. Unser Zielmarkt soll laut Marktstudien von zehn Milliarden Euro 2018 um 24 Prozent pro Jahr auf über 30 Milliarden im Jahr 2023 wachsen.

Nehmen Sie auch Zukäufe ins Visier?
Wir haben eine klare Wachstumsstrategie, sind in der Vergangenheit rein organisch gewachsen und planen das auch künftig. Zukäufe spielen derzeit keine Rolle. Sollten sich aber irgendwann einmal spannende Übernahmemöglichkeiten ergeben, hätten wir als börsennotiertes Unternehmen eine weitere Finanzierungsoption zur Verfügung.

Softwarekonzern Teamviewer will in Frankfurt an die Börse


Von Leonie Bauer: Das schwäbische Softwareunternehmen Teamviewer erwartet nach seinem überraschend für September angekündigten Börsengang im Prime Standard der Frankfurter Börse hohe Nachfrage bei Aktionären. "Mit unserem widerstandsfähigen Wachstumsprofil sind wir für Investoren auch in Zeiten schwächelnder Konjunktur attraktiv", sagte Oliver Steil, Vorstandschef des Softwareherstellers (siehe Interview). Das Unternehmen mit einer geschätzten Bewertung von vier bis fünf Milliarden Euro wäre nach Traton der zweitgrößte Börsengang des Jahres in Deutschland. Steil schließt eine Dividende vorerst aus. Da Teamviewer aus eigener Kraft wachsen wolle und keine Zukäufe plane, habe man derzeit auch keine Pläne, Kapital aufzunehmen.

Der Eigentümer, die Beteiligungsgesellschaft Permira, verschafft sich mit dem Börsengang eine lukrative Möglichkeit zum Teilausstieg. Marktschätzungen zufolge könnte Permira 30 bis 40 Prozent der Anteile abgeben und damit 1,2 bis zwei Milliarden Euro erlösen. Permira erklärte, auch nach dem Börsengang als Großaktionär "stark investiert" zu bleiben.