Schon lange, bevor Miet- und Abosoftware via Web, die sogenannten Cloud-Programme, zum Megatrend in der IT wurden, setzte Network Appliance (NetApp), der kalifornische Spezialist für effiziente Datenspeicherung und Verarbeitung, auf IT-Netze. Wie sollte es bei dem Firmennamen auch anders sein? Die Konkurrenten des Konzerns mit Sitz in Sunnyvale im Silicon Valley sind Tochterfirmen von Technologieriesen wie etwa Hitachi Data Systems oder wurden übernommen. So schlüpfte der einstige Speicherprimus EMC im Jahr 2015 unter das Dach des US-Computerbauers Dell. Nur NetApp überlebte die heftigen Stürme in diesem Markt. Dank gut gefüllter Kasse und aussichtsreicher Technologie ist NetApp der einzige selbstständige Player in diesem Markt und weiterhin börsennotiert.

Doch auch die Kalifornier mussten umdenken und ihr Betriebssystem für die komplexen Datenspeichersysteme in den Rechenzentren jenen Vorgaben anpassen, die nun die weltweit dominierenden Cloud-Dienstleister wie Amazon Web Services (AWS), Alphabets Google oder Microsofts Azure machen.

Hyperscaler als Turbo

"Die Cloud ist jetzt der Kern des NetApp-Geschäftsmodells", erläutert NetApp-Präsident Cé- sar Cernuda im Gespräch mit €uro am Sonntag. NetApp holte den Spanier vor einem Jahr von Microsoft in die oberste Führungsebene, um NetApps Wandel hin zu einer Cloud-Firma zu beschleunigen.

Das ursprüngliche Geschäftsmodell und die große Kompetenz der Kalifornier in Sachen netzwerkbasierter Datenspeicherung und -verarbeitung erleichtert den Kaliforniern die Fokussierung auf die Cloud. Wenn Microsoft, Google oder Amazon - weltweit die größten Betreiber von Rechenzentren für die Cloud, im Fachjargon Hyperscaler genannt - für ihre Firmenkunden eigene, "private Clouds" aufbauen, liefert NetApp die Technologie. "Unsere Kompetenz als Cloud-Konzern sind nicht eigene Rechenzentren, es ist die Technologie, mit der Firmen Daten schnell, verlustfrei und in jeder IT-Umgebung nutzen können. Und mit der sie für Megatrends wie das Internet der Dinge und Mobilfunkstandards wie 5G gut aufgestellt sind", sagt Cernuda. Auch Europas größten Softwarekonzern, SAP, der derzeit seine Firmenkunden zum Umzug in die Cloud bewegt, nutzt NetApps Technologie, um die gewaltigen Datenvolumen zu bewegen. Die Walldorfer nutzen NetApp-Technologie übrigens nicht nur für ihre Kunden, sondern auch im eigenen Unternehmen.

Für die Kalifornier sind Cloud- Dienstleistungen ein Geschäft mit aktuell prozentual dreistelligen Wachstumsraten. "Für das Geschäftsjahr bis Ende April 2022 planen wir mit 425 bis 500 Millionen Dollar Umsatz in diesem Segment", sagt Cernuda. Im Geschäftsjahr 2024/25 rechnet er dann schon mit Erlösen von einer Milliarde Dollar. "Wir sind auf einem guten Weg."

Die Hyperscaler, die Cernuda als ehemaliger Microsoft-Mann gut kennt, liefern NetApp die wesentlichen Impulse für den Ausbau dieses Geschäfts. Der Datenspeicherspezialist ist nach Einschätzung von Anand Srinivasan, Analyst bei Bloomberg Intelligence (BI), "der einzige Hardwarekonzern mit wachsendem Zugang zu Cloud-Software". NetApps Geschäftsbereich Software und Service spielt schon heute rund 70 Prozent von 5,7 Milliarden Dollar Konzernumsatz ein.

Höhere Ausgaben der Unternehmen für IT und Cloud-Infrastrukturen werden den Kaliforniern im aktuellen Geschäftsjahr bei Umsatz und Gewinn nach Einschätzung von Srinivasan überdurchschnittliche Zuwächse ermöglichen.

Bei einem prognostizierten Umsatzplus von zwölf Pro- zent auf mehr als 6,4 Milliarden Dollar erwartet Bloomberg 4,84 Dollar Nettogewinn je Aktie - 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Durchschnitt rechnen die Analysten jedoch "nur" mit 4,59 Dollar Gewinn pro Aktie.

Gut läuft es auch bei Flashdatenspeichern: Im vergangenen Geschäftsjahr lieferte das Segment 2,9 Milliarden Erlös - ein Plus von elf Prozent. Am stärksten wuchs jedoch das kleinste Segment, Cloud-Dienstleistungen. Dieses legte um gut 170 Prozent auf 300 Millionen Dollar zu. "Auch im Cloud-Business könnte sich das hohe Wachstumstempo fortsetzen", schreibt Srinivasan.

Aufwärts: Für Datenspezialist NetApp bleiben die Aussichten gut. Die Aktie nähert sich stetig ihrem Hoch aus dem Jahr 2018.

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