Erfolg verhilft zu Titeln: Co-Vorstandschef von Netflix darf sich Ted Sarandos ab jetzt nennen. Gründer und Boss Reed Hastings erklärte den Programmvorstand und Planer der Inhaltsstrategie des weltgrößten Streaminganbieters soeben zu seinem Vize. Damit sei auch die Nachfolge an der Spitze des US-Konzerns geklärt. Man plane jedoch langfristig, so schnell wolle er nicht gehen, so Hastings.

Selbst produzierte Titel verhelfen Netflix seit vielen Jahren zu nachhaltigem Erfolg. Schon lange reduziert sich der Streaming-Weltmarktführer mit inzwischen 193 Millionen Abonnenten weltweit nicht mehr auf den Einkauf von Hollywood-Produktionen. Die vielen Filme und Serien aus hauseigener Herstellung sind zwar zunächst sehr kostspielig, auf Dauer aber deutlich renditeträchtiger als der Einkauf, weil sie sich quasi kostenlos wiederverwenden lassen.

Beim Publikum kommen sie an: Hits wie die Bankräuber-Serie "Haus des Geldes", Fantasyreihen wie "The Witcher" oder die Mysteryserien "Dark" und "Stranger Things" lockten im zweiten Quartal über zehn Millionen neue Nutzer in die Onlinevideothek - mehr als erwartet. Die Zahl lag aber unter den Corona-bedingt fantastischen 16 Millionen Zugängen des ersten Quartals. Hastings ließ zusätzlichen Dampf aus der heiß gelaufenen Aktie, in dem er für das dritte Quartal lediglich 2,5 Millionen Neukunden prognostizierte.

Netflix zählt mit 220 Milliarden Dollar Börsenwert zu den Schwergewichten an der US-Technologiebörse Nasdaq. Bislang stieg die Aktie, weil die Investoren an die Story glaubten, nicht weil Netflix dicke Gewinne ablieferte. Den Prognosen der Wall Street zufolge sollen die fetten Jahre jetzt anstehen. Das zweite Quartal gab darauf einen Vorgeschmack: Der Umsatz kletterte um 25 Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar, der Nettogewinn sprang um 165 Prozent auf 720 Millionen Dollar an - blieb aber leicht unter den hohen Erwartungen.

Die Aktie fiel auch deshalb nach den Zahlen. Die Erwartungen aber bleiben hoch: Für 2020 rechnen Analysten im Schnitt mit einem Gewinnzuwachs von gut 35 Prozent, 2021 sollen es gar über 40 Prozent werden. Auch wenn die Gefahr besteht, dass weitere Enttäuschungen folgen: Die Wachstumsdynamik beim Gewinn ist hoch - und die Aktie bleibt attraktiv, solange es die Inhalte auch bleiben.

Rücksetzer: Nach den Quartalszahlen rutschte der Kurs deutlich ab. Für nervenstarke Neueinsteiger ist das eine Gelegenheit. Kaufen.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 500,00 Euro
Stoppkurs: 354,00 Euro