Der Ausblick des Streaming-Anbieters auf das Neugeschäft ist entmutigend. Netflix rechnet nach dem Corona-Boom nur mit 2,5 Millionen Neukunden von Januar bis März - weniger als die Hälfte dessen, was sich Analysten erhofft hatten. Im letzten Quartal 2021 legte die weltweite Anzahl der Abonnenten dank Streaming-Hits wie "Squid Game" noch um 8,3 Millionen auf insgesamt knapp 222 Millionen zu. Das Ziel von 8,5 Millionen Neu-Abonnenten wurde damit dennoch knapp verfehlt.

Asien und Europa waren 2021 mit je über sieben Millionen neuen Nutzern die wichtigsten Märkte für Netflix. In den USA und Kanada kam nur gut eine Million an neuen Kunden hinzu. Wegen den verhaltenen Wachstumsaussichten beispielsweise in Nordamerika will Netflix vor allem international expandieren. Ein großer Erfolg war etwa die koreanische Produktion "Squid Game". Der Serienhit soll eine zweite Staffel bekommen, wie Netflix-Co-Chef Ted Sarandos am Donnerstag in einer Telefonkonferenz bestätigt haben soll. "Squid Game" ist für Netflix der bisher größte Hit. Die Thrillerserie wurde in den ersten vier Wochen nach dem Start im vergangenen Herbst in 142 Millionen Haushalten angesehen. Trotz dieses Erfolgs konnte Netflix die angestrebten 8,5 Millionen Neukunden im letzten Quartal 2021 nicht erreichen und für die ersten drei Monate im Jahr 2022 erwartet Netflix sogar nur noch 2,5 Millionen Neukunden.

Schwacher Ausblick


Netflix nannte unter anderem Verzögerungen bei neuen Serien und Filmen als Begründung für den schwachen Ausblick. Dazu zählen etwa die neue Staffel der Serie "Bridgerton" oder auch der Ryan-Reynolds-Film "The Adam Project", die erst ab März verfügbar sein sollen. Zusätzlich dürfte auch die wachsende Konkurrenz von Amazon, Disney und Apple belasten. Im Quartalsbericht räumte Netflix ein, dass sich der Wettbewerb intensiviert habe, da Entertainment-Konzerne weltweit ihre eigenen Streaming-Services entwickelten. Sarandos begründete den Ausblick auch mit dem Auf und Ab, das durch die Corona-Krise entstehen und Vorhersagen erschweren würde. Zugleich betonte er, dass die Basis des Geschäfts "ziemlich solide" sei. Immer mehr Menschen weltweit wendeten sich vom traditionellen Fernsehen ab und wechselten zu Streamingdiensten.

Finanziell lief es derweil gut: Der Umsatz legte im Schlussquartal 2021 im Vergleich zum Vorjahreswert um 16 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn stieg um etwa zwölf Prozent auf 607 Millionen Dollar. Der US-Konzern investiert Milliarden in neue Inhalte, um die Nutzer zu halten. Zudem setzt Netflix auf mobile Videospiele und will das Angebot 2022 ausbauen. Beim Umsatz will Netflix im laufenden Quartal 7,9 Milliarden Dollar erreichen.

Unsere Einschätzung zur Netflix-Aktie


Mit dem düsteren Ausblick auf das Neugeschäft hat der US-Streamingdienst die Anleger kalt erwischt. Die Netflix-Aktie ist seit Donnerstagabend um etwa 23 Prozent abgestürzt. Damit büße der Konzern fast alle in der Corona-Pandemie angehäuften Gewinne wieder ein. Die Aktie profitierte von Lockdowns und Ausgangssperren, bei denen die Menschen ihre Abende vermehrt vor dem Fernseher verbrachten. Seit dem Coronaeinbruch im März 2020 legte die Aktie von etwa 280 Euro auf 614 Euro im November 2021 zu. Derzeit notiert das Papier noch bei etwa 360 Euro.

Der US-Konzern kämpft mit starker Konkurrenz wie Disney, Amazon oder HBO Max. Weitere Anbieter wie Peacock und Paramount+ sind außerdem dazugekommen. Experten werfen schon länger die Frage auf, ob das Streaming-Geschäft auf eine Übersättigung zusteuert.

Zwar investiert Netflix Milliardensummen in neue Inhalte, doch das unterscheidet den Konzern kaum von der Konkurrenz. Außerdem lassen neue Film- und Serienhighlights auf sich warten. Wir raten Anlegern, die weiteren Entwicklungen von der Seitenlinie aus zu beobachten.

iw/dpa-AFX/rtr