Im zweiten Quartal hat Netflix 1,54 Millionen Neukunden gewonnen. Dies stellte den niedrigsten Wert der Unternehmensgeschichte dar. Weil aber sowohl die hauseigenen Erwartungen als auch die Analystenprognosen, die laut FactSet Research bei 1,15 Millionen Neukunden gelegen haben, hält sich die Aktie relativ wacker. Das Plus beim Kundenwachstum wurde aber ausschließlich außerhalb Nordamerikas generiert. Nur zur Erinnerung: Im vergleichbaren Vorjahresquartal generierte Netflix corona-bedingt noch zehn Millionen neue Abonnenten. Das schwache Neukundengeschäft dürfte vor allem auf die gelockerten Wirtschaftsrestriktionen und die Konkurrenz durch Amazon und Disney zurückzuführen sein. Mit dem neuen Geschäftsgebiet Videospiele will man nun entgegensteuern. Die Konkurrenz dürfte aber auch hier relativ hart sein.

Mit Umsätzen in Höhe von 7,295 Milliarden Dollar wurde das vorherige Quartal um 2,6 Prozent übertroffen und gegenüber Q1 2020 ein Plus von fast 20 Prozent erzielt. Enttäuscht hat allerdings der Gewinn pro Aktie, der mit 2,97 Dollar gegenüber Q1 (3,75 Dollar) erheblich schwächer ausgefallen war. Und Analysten gehen davon aus, dass sich diese Gewinnerosion in den nächsten beiden Quartalen fortsetzen wird. Laut deren Prognosen (Quelle: FactSet Research) soll Netflix künftig pro Aktie lediglich 2,21 Dollar (Q3) bzw. 1,49 Dollar (Q4) verdienen. Auf Gesamtjahressicht kann sich das Wachstum dennoch sehen lassen, schließlich soll sich der Gewinn pro Aktie im laufenden Geschäftsjahr auf 10,54 Dollar belaufen (2020: 6,08 Dollar) und in den Jahren 2022 und 2023 auf 12,98 bzw. 16,68 Dollar ansteigen.

Analysten überwiegend optimistisch gestimmt


Dieser Optimismus spiegelt sich auch in den ausgesprochenen Analystenratings wider. Unter den insgesamt 45 erfassten Analystenmeinungen stuft eine große Mehrheit von 28 Experten den Titel als kaufenswert (Buy) ein, während sechsmal zum Übergewichten (Overweight) geraten wird. Außerdem stufen sieben Analysten die Netflix-Aktie als haltenswert (Hold) ein, während lediglich ein Analyst zum Untergewichten (Underweight) rät und dreimal eine Verkaufsempfehlung (Sell) ausgesprochen wird. Dies führt bei den ausgesprochenen Kurszielen zu einer extrem breiten Range. Sie reicht von 342,00 bis 1.154,00 Dollar, wodurch sich ein Durchschnittswert von 623,47 Dollar (aktuell: 531,05 Dollar) ergibt.

Netflix-Chart: Auf erhöhtem Niveau stabil


Aus charttechnischer Sicht wechselte die Netflix-Aktie Mitte 2020 von einem steilen Aufwärtstrend in eine Seitwärtsbewegung. Dabei stellte sich eine Tradingrange zwischen 480 und 580 Dollar ein. Im Zuge dieser Entwicklung kam auch die Aufwärtstendenz der langfristigen 200-Tage-Linie zum Erliegen. Wichtig wäre nun, dass diese Durchschnittslinie nicht nach unten dreht, weil dies in der Chartlehre als Trendwechselsignal interpretiert wird. Positiv anzumerken ist in diesem Zusammenhang allerdings der Umstand, dass die 200-Tage-Linie in der zweiten Junihälfte markant überwunden und somit ein Kaufsignal ausgelöst wurde. Den Blick nach unten gerichtet sollte die im Bereich von 480 Dollar angesiedelte Unterstützungszone möglichst nicht markant verletzt werden. Massive charttechnische Widerstände verlaufen hingegen im Bereich von 560 Dollar. Auch das aktuelle Rekordhoch bei über 586 Dollar könnte sich unter den Börsianern als "schwierig zu überwindendes Hindernis" erweisen. Unter langfristigen Aspekten kann man der Netflix-Aktie einen ausgesprochen gesunden Aufwärtstrend attestieren. Dessen untere Begrenzung verläuft oberhalb von 350 Dollar und bietet damit einen komfortablen Risikopuffer.