Kurzfristig bleiben aufgrund der schwachen Aktienmärkte die Aussichten für den Bitcoin wenig vielversprechend. Einige Einflussfaktoren haben sich zuletzt aber positiver entwickelt. So hat der Ausverkauf der Bitcoin-Miner im Juli gegenüber den beiden Vormonaten deutlich nachgelassen. Die Verkäufe liegen aber immer noch über der monatlichen Produktionsrate. Außerdem übertrifft das Futures-Volumen von Bitcoin und Ethereum wieder deutlich das der Spotmärkte. Dies war vor dem großen Anstieg in 2021 ebenso der Fall, beim Höchststand im November war dass umgekehrt.

Symposium mit Signalwirkung


Das jährliche Economic Symposium der wichtigsten Notenbanker in Jackson Hole vom 25. bis 27. August könnte Signale für weitere kräftige Zinserhöhungen bringen. Trotzdem hinken diese der aktuellen Inflation hinterher, die in England nun sogar schon die Marke von 10 Prozent geknackt hat. Aufgrund der internationalen Krisen und der Störung der Lieferketten ist gleichzeitig das Rezessionsrisiko groß. Diese gefährliche Gemengelage wäre allemal für einen Crash an den Finanzmärkten gut. In einer solchen akuten Krisensituation würde auch der Bitcoin kurzfristig wieder sehr stark mit den Aktien korrelieren und entsprechend nach unten gerissen.

Einige Experten sind ohnehin der Meinung, dass der Tiefpunkt im aktuellen Bitcoin-Zyklus erst um den Jahreswechsel erreicht wird. Auf welchem Niveau dieses Tief liegt, hängt von der Entwicklung an den traditionellen Finanzmärkten ab. Mit Blick auf diese Entwicklung sollten sich Anleger zum Ende des zweiten Halbjahres langsam neu positionieren. Denn dadurch wird ein Grundstock gelegt, um an der nächsten großen und nachhaltigen Bitcoin-Rally rund um das vierte Halving im März 2024 zu partizipieren.

Ethereum erlitt noch stärkere Kursrückgänge als der Bitcoin und hat seine Outperformance dadurch unterbrochen. Am 15. September soll es zum Merge kommen. Der Konsensmechanismus wird dann von dem wegen seines Energieverbrauchs immer wieder in der Kritik stehenden Proof of Work auf den umweltfreundlichen Proof of Stake umgestellt. Experten erwarten, dass nach der Umstellung nur noch ein Tausendstel der bisherigen Energie nötig ist. Der Merge gilt deshalb als wichtigstes Ereignis der Kryptowelt in diesem Jahr und könnte diese neu stimulieren.

Damit wird Ethereum auch für institutionelle Investoren interessant, die nach den ESG-Regeln nachhaltig anlegen wollen. Ethereum kann wie ein Unternehmen bewertet werden, das Platz auf seiner Blockchain produziert und für externe Anwender bereitstellt. Läuft der Merge erfolgreich, lösen die Staker endgültig die Miner ab. Jeder Besitzer von Ether kann dann dieses Kapital wie beim Kauf einer Unternehmensanleihe zur Verfügung stellen und bekommt für die Dauer der Überlassung eine Vergütung, die ähnlich wie die Verzinsung einer Anleihe zu sehen ist. Dieser "Ether Bond" könnte sich zu einer interessanten Anlage-alternative mausern. Das Kursrisiko bleibt aber. Denn natürlich gibt es - im Gegensatz zu Anleihen - keinen festen Rückzahlungsbetrag in einer Fiat-Währung wie Euro oder Dollar.

Weitere spannende Infos rund um Kryptowährungen erhalten Sie regelmäßig in der Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE.