von Andreas Büchler, Herausgeber des Index-Radars (mehr Infos auf Seite 6)




Chart 1 - Intradaychart auf Stundenbasis

Wie erwartet präsentierte sich der DAX am gestrigen Handelstag recht volatil und lieferte mit dem Rücksetzer unter die 9600 zunächst ein Fehlsignal auf der Unterseite. Erst mit der EZB-Sitzung sowie der anschließenden Pressekonferenz arbeitete sich das Aktienbarometer in die Gewinnzone und beendete den Tag auf einem neuen Verlaufshoch oberhalb der breiten Widerstandszone, die bis knapp 9700 reicht.

Im Rückspiegel betrachtet haben die Käufer in den vergangenen Tagen somit einige wichtige Erfolge erzielt. Neben den zahlreichen, im Stundenchart eingezeichneten mittelfristigen Abwärtstrends ist besonders die Rückeroberung der 9600er-Marke zu erwähnen. Hier verläuft das 61,8 Prozent Fibonacci-Niveau der jüngsten Korrektur. Die Marke stellt definitionsgemäß die Schwelle dar, bis zu der noch von einer Bärenmarktrally gesprochen werden kann.

Dennoch wollen wir noch nicht endgültig Entwarnung geben. Mit den heute für 14.30 Uhr angesetzten US-Arbeitsmarktdaten steht ein weiterer, richtungsweisender Termin in der Agenda. Die Gefahr eines Fehlausbruchs ist durchaus gegeben. Zudem hat sich der DAX inzwischen um gut vier Prozent von seiner 21-Tage-Linie nach oben hin entfernt - ein Niveau, von dem aus in den vergangenen Monaten immer eine Konsolidierung einsetzte (Seite 2).

Sollte der Aufwärtsimpuls heute fortgesetzt werden, liegt die nächste Barriere bei 9850/60. An dieser Marke verlaufen die Obergrenze des kurzfristigen Aufwärtstrends (s. Fünf-Minuten-Chart) sowie auch die südliche Kante des alten langfristigen Aufwärtskanals, der Ende Juli nach unten durchbrochen wurde (grün im Tageschart). Darüber rückt dann allmählich das Rekordhoch um 10.050 wieder in Schlagweite. Setzten hingegen Gewinnmitnahmen ein, liegt eine erste Auffangzone um 9500. Bleibt hier eine Gegenbewegung aus und fällt der DAX zugleich unter die südliche Begrenzung des kurzfristigen Aufwärtstrends, sind weitere Verluste bis in den Bereich 9350 (21-Tage-Linie) bis 9410 einzuplanen - momentan das eher unwahrscheinlichere Szenario. Anleger die in den vergangenen Tagen und Wochen auf steigende Notierungen spekuliert haben, können allmählich Teilgewinne realisieren und den Rest verkaufen, sobald der DAX unter die 21-Tage-Linie zurückfällt. Nach einer Zwischenkorrektur kann dann in den frischen Aufwärtstrend hinein wieder investiert werden.

Chart 2 - Intradaychart auf Minutenbasis

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Chart 3 - Tageschart

Nachdem der Markt auch die Zone um 9600/9700 geknackt hat, ist das Risiko weiterer Verluste unter die erste stärkere Unterstützung bei 8900 inzwischen deutlich gesunken - der nächste Halt auf der Südseite bei 8500 Zählern ist damit vorerst wieder vom Tisch. Stattdessen rückt das Allzeithoch um 10.050 wieder in den Mittelpunkt. Allerdings haben sich die Kurse aktuell etwas weit von der 21-Tage-Linie entfernt (blauer Indikator unter dem Chart), was in der Vergangenheit zunächst zu einer Trendpause führte. Auch jetzt müssen sich Anleger vielleicht etwas gedulden, bevor es weiter nach oben gehen kann.

Chart 4 - Wochenchart

Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend gebrochen, hier ist Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Allerdings nur, wenn die 8900er-Marke nicht halten sollte. Derzeit ist dies noch offen, Anleger müssen noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen.

Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird erkennbar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung, wenn sie denn kommt, wieder fortsetzen.

Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis

Unterstützungen und Widerstände




























Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft. Bei der Market Technicians Association, New York, absolvierte er die "Chartered Market Technician"-Prüfungen Level 1 und 2. Seine Analysen erschienen unter anderem bereits bei der Financial Times Deutschland und dem Zertifikatejournal.

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