Durch den Kauf würde der einstige Handypionier wieder an die vorderste Front einer Branche katapultieren und den bisherigen Marktführer Ericsson aus Schweden beim Umsatz überholen. Nokia bietet den Aktionären von Alcatel-Lucent 0,55 Aktien an dem gemeinsamen Unternehmen für jedes ihrer bisherigen Papiere. Läuft alles wie geplant, dürften Nokia zwei Drittel und Alcatel rund ein Drittel an der vereinten Firma gehören. Diese wird jährlich etwa 26 Milliarden Euro umsetzen und auf rund 114.000 Mitarbeiter kommen.

Nokia hat aufgrund seiner vielen Technologiepatente und dem Verkauf seiner Handysparte an Microsoft Kapital in der Hinterhand. Zudem kündigten die Finnen an, strategische Optionen für ihr Kartengeschäft Here zu prüfen. Es stehe noch nicht fest, ob dies in einer Transaktion münde. Analysten schätzen, dass Here bis zu 6,9 Milliarden Euro wert sein dürfte.

Auf Seite 2: KOSTENEINSPARUNGEN VON FAST EINER MILLIARDE EURO



KOSTENEINSPARUNGEN VON FAST EINER MILLIARDE EURO

Die Fusion soll zu Kosteneinsparungen auf operativer Ebene von 900 Millionen Euro führen und in der ersten Jahreshälfte 2016 über die Bühne gehen. Auf die Folgen einer Übernahme wird vor allem die französische Regierung genau schauen, die die Möglichkeit hat, den Deal zu blockieren. Ihr ist es besonders wichtig, dass keine Arbeitsplätze in Frankreich gefährdet sind. Die Aussicht, einen neuen Marktführer zu kreieren, bezeichnete das Wirtschaftsministerium in Paris bereits als verlockend.

Zusammen kommen Nokia und Alcatel-Lucent laut Bernstein Research auf einen Marktanteil von 35 Prozent bei den Mobilfunknetzen und liegen damit nur knapp hinter Ericsson und deutlich vor dem Billiganbieter Huawei aus China. Die Finnen und Franzosen sollen bereits seit Jahren miteinander in Kontakt bezüglich einer möglichen Zusammenarbeit gestanden haben. Erst am Dienstag bestätigten beide Konzerne, dass sie sich in "fortgeschrittenen Gesprächen" befinden. Strategisch passen beide gut zusammen. Alcatel ist in den USA stark vertreten, Nokia vor allem in Europa und Japan.

Reuters