Am vergangenen Freitag sind mit der Einvernahme der Kanzlerin die öffentlichen Sitzungen des Wirecard-Untersuchungsausschusses zu Ende gegangen. Die verdienstvolle Arbeit der Abgeordneten hat seit November ein ernüchterndes Ergebnis zutage gefördert: Sowohl bei Aufsichtsräten als auch bei Aufsehern und Prüfern fehlten Sachverstand, kritische Distanz und der rechte Biss. Dass mangelnde Kooperation(sbereitschaft) bei zersplitterten Zuständigkeiten die Sache nicht besser machte, wirft auch kein gutes Licht auf den Zustand unserer Institutionen. Und dass sich schließlich ausgemusterte und aktuelle Politiker sowie pensionierte Beamte für die Interessen des Unternehmens einspannen ließen, ist ebenfalls ziemlich peinlich. Der neue Bafin-Chef Mark Branson bekommt viel zu tun.

Verkehrte Welt: Wenn eine Aktie innerhalb weniger Tage fast 25 Prozent verliert, dann bricht Krisenstimmung aus. Wenn der Bitcoin - wie in der vergangenen Woche geschehen - ein Viertel des Werts einbüßt, wird das in der Kategorie "normale Kursschwankungen" verbucht. Als einer der Gründe für die Schwäche wird die von US-Präsident Joe Biden geplante Erhöhung der Kapitalgewinnsteuer ins Feld geführt. Für Einkommen ab einer Million Dollar will er die Besteuerung der bei Verkauf realisierten Kursgewinne auf 43,5 Prozent verdoppeln. Das Argument erschließt sich allerdings nicht. Warum sollten Anleger Märkten, bei denen es in erster Linie um die Erzielung von Wertsteigerungen geht, fernbleiben, bloß weil sie von den Gewinnen ein bisschen mehr an den Staat abgeben müssen? Es gibt ja keine Alternative.

Natürlich kann man sagen, die 53 Schauspieler, die sich in Videos gegen die Lockdown-Maßnahmen wandten, seien zynisch und unsolidarisch. Die Anfeindungen, die diesen - zum Teil sehr beliebten - Künstlern entgegenschlugen, sind jedoch völlig unangemessen; und ihr Abschieben in die rechte Ecke erst recht totaler Quatsch. Künstler dürfen verstören. Und Mut zeigen auch.