Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk kündigte am Mittwochabend eine umfassende Umstrukturierung an, die global 9.000 Arbeitsplätze einsparen soll. Dies entspricht etwa 11,5 Prozent der weltweiten Belegschaft.
Davon entfallen rund 5.000 Stellen auf Dänemark; der Rest verteilt sich auf andere Länder. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 78.400 Personen. Ziel der Maßnahme ist eine Verschlankung der Organisationsstruktur, um Entscheidungswege zu verkürzen und Ressourcen stärker auf die Kerngeschäftsfelder zu konzentrieren: Diabetes und Adipositas.
Milliardenschweres Einsparpotenzial
Die Einsparziele betragen bis Ende 2026 jährlich 8 Milliarden dänische Kronen (umgerechnet rund 1,07 Mrd. Euro). Diese Einsparungen sollen in Forschung & Entwicklung sowie in neue Wachstumsmärkte reinvestiert werden. Laut Unternehmensangaben fallen im dritten Quartal einmalige Restrukturierungskosten in Höhe von 9 Milliarden Kronen an, was im vierten Quartal zu einem ersten Einsparvolumen von einer Milliarde Kronen führen soll. Außerdem wurde die Prognose für das operative Ergebniswachstum in 2025 deutlich nach unten angepasst: Statt zuvor erwarteter 10 bis 16 Prozent beträgt die neue Prognose lediglich 4 bis 10 Prozent. Der Hintergrund sind vor allem der zunehmende Wettbewerbsdruck insbesondere von Eli Lilly im Bereich Adipositasmedikamente („Wegovy“) und die nachlassende Wachstumsdynamik bei Verkäufen wie Wegovy und Ozempic, insbesondere in den USA.
Novo Nordisk – keine Vorschusslorbeeren von der Börse
Im Xetra-Handel verzeichnete die Aktie von Novo Nordisk am Donnerstagvormittag einen leichten Tagesverlust von 0,6 Prozent. Zur Erinnerung: Allein in diesem Jahr hat sie über 43 Prozent und auf Zwölfmonatssicht sogar rund 60 Prozent an Wert verloren. Die enormen Probleme dürften bei der Entscheidung zur radikalen Senkung der Belegschaft um mehr als ein Zehntel die treibende Kraft gewesen sein – sowohl vonseiten des Aktienmarktes als auch aufgrund interner Effizienzanforderungen.
Der Schritt gilt wegen seines Umfangs als bemerkenswert und stellt somit eine klare Reaktion auf die schwächere Umsatzentwicklung und zunehmende Konkurrenz dar. Dass diese Einsparungen in F&E und Kerntherapien zurückfließen sollen, dürfte den Aktionären zwar gefallen, gilt aber als übliches Vorgehen bei solchen Restrukturierungen. Eine Garantie, dass die Fokussierung auf die profitabelsten Geschäftsfelder zu einem fundamentalen und charttechnischen Turnaround führen wird, gibt es natürlich nicht.
Unter charttechnische Aspekten kann man der Aktie von Novo Nordisk derzeit wenig Positives abgewinnen – aktuell dominieren nämlich eindeutig die Verkaufssignale. Auf der Börsen-Website Tradingview legen zum Beispiel von den insgesamt 26 erfassten Parametern elf das „Verkaufen“ der Aktie nahe, während neun Indikatoren als „Neutral“ anzusehen sind und lediglich sechs zum „Kaufen“ raten, was zum Gesamturteil „Verkauf“ führt. Die Einschätzung der von Tradingview erfassten Analystenmeinungen kommt hingegen zu einem völlig anderen Ergebnis und sieht die Aktie von Novo Nordisk als „Kauf“ (13mal „Starker Kauf“, dreimal „Kauf“, 15mal „Halten“ und einmal „Starker Kauf“).
Fazit: Angesichts des angeschlagenen Marktsentiments und der weiterhin bestehenden fundamentalen Unsicherheiten überwiegen bei Novo Nordisk derzeit weiterhin eher die Risiken.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Novo Nordisk.