Dafür, dass die Unsicherheit der Investoren über den aktuellen Stand in der zyklischen Entwicklung der Chip­industrie anhält, haben sich die Papiere von Nvidia, dem kalifornischen Spezialisten für Hochleistungs-Grafikchips, erstaunlich gut entwickelt. Der Wert der Aktien hat seit Jahresbeginn um gut 50 Prozent zugelegt.

Mit der für den 16. November avisierten Quartalsbilanz dürfte sich der positive Trend fortsetzen. Schließlich sorgt die hohe Rechenleistung der Nvidia-­Chips in den Videospielekonsolen für detailreiche Szenen und einen Kinofilm-ähnlichen Ablauf der Spiele. Im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft wird das die Fans von Videospielen, an den Konsolen, am Computer oder im Stream begeistern. Das Geschäft des Chipzulieferers Nvidia wird davon bereits im Vorfeld profitieren.

Chef und Firmengründer Jen-Hsun "Jensen" Huang hat den Chipentwickler aus dem kalifornischen Santa Clara mit der kontinuierlich weiterentwickelten Architektur der Chips und einer speziellen Software (CUDA) inzwischen viel breiter aufgestellt.

Kein anderes Unternehmen aus der Halbleiterbranche könne mit dem Design seiner Chips Prozessoren entwickeln, die als Grafikchips, in Rechenzentren für Anwendungen sogenannter künstlicher Intelligenz (KI) und in den computerähnlichen künftigen Generationen von Autos eingesetzt werden, schreibt Bank-of-America-Merrill-Lnych-Analyst Vivek Arya in einer aktuellen Studie.

Treiber künstliche Intelligenz


Als neuen kurzfristigen Beschleuniger für Nvidias Geschäft mit Chips für Computer in den Rechenzentren von Konzernen wie Amazon, Alphabet, Apple und Facebook hat Analyst Arya Anwendungen von künstlicher Intelligenz (KI) zur augenblicklichen Interpretation und Wiedergabe von menschlicher Sprache ausgemacht. Weil die Technologieriesen mit Sprachanalyse und Interpretation ihre Produkte und Dienstleistung enorm aufwerten können, wird in ihren Rechenzentren viel in die dafür notwendige Hard- und Software investiert.

Mit dem sieben Milliarden Dollar schweren Kauf des israelischen Netzwerkausrüsters Mellanox, bei dem Nvidia Mitbieter Intel im Frühjahr überboten hatte, bauten die Kalifornier ihre Position im Geschäft mit Rechenzentren deutlich aus.

In Geschäft mit Chips für die Autoindustrie steckt der Konzern den Verlust des prominenten Kunden Tesla indes erstaunlich gut weg.

Basis in der Autobranche


Chef Huang holte im März mit Toyota einen weitaus größeren Partner an Bord. Darüber hinaus ist Nvidia auch mit Daimler, Volvo, Volkswagen, Audi und Here, dem Kartendienstleister der deutschen Autobauer, im Geschäft. Zulieferer der Auto­branche wie Continental und ZF Friedrichshafen stehen ebenfalls auf der Kundenliste der ­Kalifornier. Das ­Geschäft mit der Autoindustrie macht derzeit noch weniger als ein Zehntel von Nvidias Gesamt­erlösen aus. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Märkte für Technologie der nächsten Generation von Fahrassistenzsystemen und später autonomem Fahren auch mit sogenannten 3-D-Navigationskarten von Dienstleister Here noch am Anfang sind.Kommt diese Märkte jedoch ins Rollen, wird Nvidia mit seiner Kundenbasis in der Autoindustrie schnell profitieren.

Das dominierende Geschäft mit Grafikchips liefert rund die Hälfte der Erlöse. Das Ausrüsten der neuen Generation von Spielekonsolen bei Microsoft und Sony sollte deshalb wesentliche Impulse liefern. Für das neue Geschäftsjahr, das im Februar beginnt, werden im Durchschnitt 20 Prozent höhere Erlöse und ein Gewinnplus von mehr als 30 Prozent pro Aktie erwartet. Gemessen am KGV und den guten Marktaussichten in neuen Märkten ist die Aktie des bisherigen Top-Performers im Chipsegment günstig.

Antrieb: Trotz des starken Wertzuwachses seit Jahresbeginn dürfte Chipentwickler Nvidia weiter zulegen. Kaufen.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 220,00 Euro
Stoppkurs: 110,00 Euro