Führende Ökonomen bleiben für die Entwicklung der Konjunktur in Deutschland zuversichtlich. Trotz zunehmender Sorgen vor einer Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus und negativer Folgen für die Wirtschaft ist das Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag auch in der Juli-Umfrage weiter angestiegen. Mit 58,3 Punkten (plus zwölf Prozent zum Vormonat) hat der Barometerstand dabei den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren erreicht. Die Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten kletterte um acht Prozent auf 69,9 Punkte.

Sorge vor Krisenrückfall

Beide Werte halten sich damit nicht nur stabil über der 50- Punkte-Linie, die das Niveau wirtschaftlicher Stagnation markiert. Sie setzen vielmehr auch ihren seit Februar laufenden Aufwärtstrend fort. Inzwischen sind Aussichten und die Bewertung der Lage besser als im gesamten Corona-Jahr 2019.

Diese Stimmung ist umso erstaunlicher, als in den vergangenen Tagen die Sorgen um eine Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus zugenommen haben und an der Börse zunächst Airline- und Touristikwerte unter die Räder gerieten. So gelten auf Mallorca angesichts drastisch steigender Inzidenzen bereits wieder schärfere Restriktionen. Ein erneuter Rückfall in den Krisenmodus auch in anderen Ländern könnte den Aufschwung abwürgen.

Doch nicht nur Corona könnte der Konjunktur gefährlich werden. Vor aktuellen Lieferengpässen bei Rohstoffen und insbesondere bei Computerchips warnen beispielsweise Carsten Brzeski, der Chefvolkswirt der ING Deutschland, sowie Michael Stahl vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall.

Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) registriert unterdessen weiter eine Unwucht im globalen Güterhandel. Trotz der sich auflösenden Staus vor chinesischen Häfen liefen die internationalen Schiffsbewegungen nach wie vor unregelmäßig, sagte IfW-Experte Vincent Stamer. Während sich die Staus vor chinesischen Häfen auflösten, bauten sie sich vor US-Häfen wieder auf. "Das dürfte sich in den Lieferketten und letztlich auch in steigenden Preisen bemerkbar machen."

Ungeachtet dieser negativen Entwicklungen glaubt die Mehrheit der Teilnehmer in der Juli- Ausgabe des Ökonomen-Barometers aber weiter an die Aufschwungkräfte. Auch in den Kommentaren spiegeln sich die verbesserten Aussichten wider. Ökonomen wie Thiess Büttner (Uni Erlangen-Nürnberg), Erwin Amann (Uni Duisburg-Essen), Martin Leschke (Uni Bayreuth), Günter Franke (Uni Konstanz) und Michael Frenkel (Otto Beisheim School of Management) haben ihre Einschätzung der konjunkturellen Lage zuletzt angehoben.